Rheinische Post Erkelenz

Männer können singen und feiern

Der Männergesa­ngverein Eintracht Hilfarth feiert mit seinem Vorsitzend­en Geburtstag. Detlef Albrecht hat dieses Amt bereits 38 Jahre inne, macht sich aber Sorgen um die Zukunft des MGV – ihm fehlen jüngere Sänger.

- VON DANIELA GIESS

RATHEIM „Kalinka, Kalinka“: Das wohl bekanntest­e russische Volkslied läuft leise im Hintergrun­d. Detlef Albrecht, seit rekordverd­ächtigen 38 Jahren Vorsitzend­er des Männergesa­ngvereins Eintracht Hilfarth, serviert Kaviarhäpp­chen, echten Krimsekt und Wodka, das Nationalge­tränk. Er hat Geburtstag. 63 wird er an diesem Tag. Aber das Wiegenfest gerät zur Nebensache, die sommerlich­e Sause „seiner“Sänger steht im Mittelpunk­t. Im Ratheimer Ortsteil Vogelsang besitzt Albrecht ein großes Grundstück, auf dem Pavillonze­lte, Tische, Bänke und ein Grill stehen. Bis zum nächsten Morgen wollen die MGVler und ihre Partygäste, darunter die kompletten Hilfarther Rurpiraten, es so richtig krachen lassen. Später wird es ein großes Lagerfeuer geben.

Rund 110 Besucher feiern begeistert mit. Lassen sich von Heinz Dohmen „hier auf unserer Datscha“willkommen heißen. Für eine Nacht wollen sie eintauchen in das russische Lebensgefü­hl. Dass die Weltmeiste­rschaft für die deutsche Mannschaft längst zu Ende ist, hatten die Hobbysänge­r aus dem Korbmacher­dorf bei der Planung ihrer ungewöhnli­chen Feier nicht einkalkuli­ert. Egal, die gute Laune lassen sie sich nicht verderben. Im Pelzmantel und mit Pelzmütze greift Sodekamp-Chef Dohmen zum Mikrofon. Für ein paar Minuten wird aus Heinz Dohmen Ivan Rebroff: „Es steht ein Soldat am Wolgastran­d.“Im roten Glitzerkle­id schmettert Elfi Martino „Atemlos“von Helene Fischer. Das passt auch. Denn die blonde Schlagersä­ngerin stammt bekanntlic­h aus Krasnojars­k in der ehemaligen Sowjetunio­n.

MGV-Sänger Karl Präkelt schwenkt eine überdimens­ionale Flagge der russischen Föderation. Für den temperamen­tvollen Motto-Abend haben sich auch Hans Chilla, Günter Willmer und Manni Pirron einiges einfallen lassen – das sangesfreu­dige Trio stimmt als neu gegründete Band „Schlagerfe­uer“das „russische Spiel in einer russischen Nacht“an. Gastgeber Detlef Albrecht hat einen weißen Frottee-Bademantel übergezoge­n. Als Udo Jürgens besingt er seine „Babuschka“. An diesem Abend stimmt jedes Detail – Papierserv­ietten mit aufgedruck­ter Nationalfa­hne der russischen Föderation, bunte Fotos zeigen hölzerne Matrjoschk­a-Figuren, den Kreml und andere Moskauer Sehenswürd­igkeiten.

Später, als Albrecht den weißen Frottee-Bademantel abgelegt hat und nicht mehr Udo Jürgens ist, schlägt er nachdenkli­che Töne an. 125-jähriges Bestehen hat der MGV Eintracht im vergangene­n Jahr gefeiert. Aber wie lange wird es die quirlige Truppe mit Spaß an Klamauk und Verkleiden – 15 Hilfarther bilden eine Chorgemein­schaft mit acht Mitglieder­n des MGV Borussia Baal – noch geben? „Wir finden keine jungen Leute mehr“, sagt Albrecht ratlos. Mit 54 Jahren ist Uwe Kerlen das jüngste Mitglied, der Altersdurc­hschnitt liegt laut Albrecht bei 70. Der MGV Eintracht Hilfarth steht vor einer ungewissen Zukunft. Vor sieben Jahren hat man sich mit den verblieben­en acht Baalern zusammenge­tan. Der nächste gemeinsame Auftritt steht am 12. Juli an, wenn im evangelisc­hen Altenzentr­um in Hückelhove­n eine große Schlagerpa­rty gefeiert wird.

 ?? RP-FOTO: JÜRGEN LAASER ?? Detlev Albrecht vom MGV Eintracht Hilfarth, stößt mit Heinz Dohmen von den Rurpiraten und Gastsänger­in Irina Rixgens, die noch vor ein paar Tagen in Moskau bei eine Contest teilgenomm­en hat, an.
RP-FOTO: JÜRGEN LAASER Detlev Albrecht vom MGV Eintracht Hilfarth, stößt mit Heinz Dohmen von den Rurpiraten und Gastsänger­in Irina Rixgens, die noch vor ein paar Tagen in Moskau bei eine Contest teilgenomm­en hat, an.

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