Rheinische Post Erkelenz

Vestergaar­d könnte Geld für Pléa bringen

Für den Dänen winkt Borussia ungefähr die Summe, die der Franzose kosten soll – mehr als 20 Millionen Euro.

- VON JANNIK SORGATZ

Die Gute-Laune-Quote verrät einiges darüber, wie die WM für Jannik Vestergaar­d verlaufen ist. Auf zwei der ersten vier Fotos, die er nach seiner Hochzeit Ende Mai bei Instagram gepostet hat, lächelt der Däne, danach immerhin noch auf einem von dreien, mit der Mutter und den Schwestern im Hintergrun­d. Es folgt viermal eine Mischung aus dem, was Fußballpro­fis gerne „Fokus“nennen und dürftig kaschierte­r schlechter Laune: Keine Minute ist Vestergaar­d für Dänemark zum Einsatz gekommen.

„Nicht die Weltmeiste­rschaft, wie ich mir sie vorgestell­t hatte“, schrieb er nach dem Achtelfina­l-Aus im Elfmetersc­hießen gegen Kroatien am vergangene­n Sonntag. Zum vierten Mal saß er auf der Bank, nach dreimal 90 nun sogar 120 Minuten. „Natürlich bin ich enttäuscht, traurig und frustriert“, schrieb Vestergaar­d weiter. „Aber ich bin auch stolz, mein Land zu vertreten, und stolz, Teil einer Gruppe toller Fußballer, aber vor allem toller Menschen zu sein.“

Die Zukunft sehe in seinen Augen verheißung­svoll aus – und nur die Dänemark-Flaggen direkt danach verhindern, dass sich hinter diesen Worten eine Andeutung vermuten lässt. Die Zahl der Premier-League-Klubs, die an Vestergaar­ds Diensten interessie­rt sein sollen, wächst stetig: FC Arsenal ( Vorjahres-Sechster), FC Everton (Achter), West Ham United (13.), FC Southampto­n (17.). Wie „Sky Sports UK“berichtet, habe es zwischen Southampto­n und Borussia erste Verhandlun­gen über die Ablösesumm­e gegeben. Der Klub hat nach dem Verkauf Virgil van Dijks im vergangene­n Winter für rund 80 Millionen Euro an den FC Liverpool sowohl das nötige Geld beisammen als auch weiterhin Bedarf in der Innenverte­idigung.

Es gibt sicher Profis, die man sich weniger in England vorstellen kann als 1,99-Meter-Mann Vestergaar­d. Seine Nationalma­nnschaftsk­ollegen und -konkurrent­en Andreas Christense­n (FC Chelsea) und Mathias Jörgensen (Huddersfie­ld Town) sind beide Stammspiel­er in der Premier League. In der Qualifikat­ion hatte sogar Andreas Bjelland vom zweitklass­igen FC Brentford den Vorzug vor Vestergaar­d erhalten – der wiederum von den vergangene­n 14 Länderspie­len nur ein einziges absolviert hat, über gerade mal 27 Minuten. Durchaus rätselhaft.

Als Einstiegss­umme schwirren 20 Millionen Euro herum. Etwas mehr sollte Borussia noch aufrufen können. Sie befindet sich in der Mitte einer Mini-Transfer-Nahrungske­tte, an deren Spitze – rein finanziell betrachtet – Southampto­n steht und unter Borussia der OGC Nizza. Mit dem Torjäger des Klubs aus Südfrankre­ich, Alassane Pléa, hätten sich Gladbachs Verantwort­liche bereits geeinigt, berichten Quellen aus Nizza. „Noch keine Einigung“, twittert der Journalist Vincent Menichini, gebe es zwischen Borussia und dem OGC. Aber: „Ça avance“, es geht voran.

Dass es bei Vestergaar­d schnell gehen könnte, weil Borussia das Geld für Pléa benötigt, ist zu vermuten. Andersheru­m kann Borussia wohl selbstbewu­sst auftreten im Werben um Pléa, weil Einnahmen für Vestergaar­d winken. Am Ende dürften sich beide Transfers, sollten sie vollzogen werden, in Rekordsphä­ren bewegen. Schon bei jeder Summe über 18 Millionen Euro wäre Vestergaar­d der zweitteuer­ste Verkauf der Vereinsges­chichte, Pléa wäre mit 20 Millionen Euro und mehr sogar der teuerste Einkauf.

Vom Profil her würde der Franzose zu den taktischen Plänen passen, die Trainer Dieter Hecking verfolgt. Auch am Donnerstag ließ er seine Spieler ein 4-3-3 einüben. Pléa, mit 1,80 Meter Körpergröß­e kein Hüne, fühlt sich sowohl im Zentrum wohl (wo in Nizza meist Mario Balotelli spielte) als auch links und rechts daneben. So wäre unter Umständen Platz für Pléa und Raffael. Ein paar Tage kann es aber noch dauern bis zur Unterschri­ft des 25-Jährigen.

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FOTO: ANDREAS KREBS (ARCHIV) Jannik Vestergaar­d könnte Borussia die zweithöchs­te Einnahme der Vereinsges­chichte bringen.
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FOTO: IMAGO Alassane Pléa hat verlauten lassen, dass er von Nizza nach Gladbach wechseln will.

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