Rheinische Post Erkelenz

Depotabsic­herung mit Hebel

Optionssch­eine und Knock-out Produkte gelten als riskante Finanzinst­rumente. Richtig eingesetzt lassen sich mit ihnen aber auch Aktienverl­uste eindämmen oder sogar vollständi­g kompensier­en. Aus diesem Grund können derivative Hebelprodu­kte auch für konserv

- VON MARTIN AHLERS

Für den hiesigen Aktienmark­t sieht es derzeit alles andere als gut aus. Unsicherhe­iten belasten die Börsen. Die Regierungs­koalition taumelt von einer Krise in die nächste, Europa driftet immer stärker auseinande­r und mit den USA bestehen massive Handelsstr­eitigkeite­n, die weiter eskalieren können. Insofern erscheint es ratsam, das Aktiendepo­t zumindest teilweise gegen (weitere) Kursverlus­te abzusicher­n. Hierbei ist es grundsätzl­ich sinnvoll, nicht jede Position einzeln, sondern das Depot als Ganzes zu betrachten.

So kann die Absicherun­g bei einem Portfolio aus deutschen Standardwe­rten unter anderem über den Erwerb klassische­r Verkaufsop­tionsschei­ne (Puts) oder von Turbo-ShortProdu­kten ohne Laufzeitbe­grenzung auf den Deutschen Aktieninde­x erfolgen.

Bei vielen europäisch­en Depot-Titeln kommt auch der EuroStoxx 50 als Basiswert in Frage. Dabei zeichnen sich „Short-Turbos“im Vergleich zu Put-Optionssch­einen insbesonde­re dadurch aus, dass bei ihnen praktisch kein Zeitwertve­rlust entsteht. Zudem haben zuoder abnehmende Schwankung­en des Basiswerte­s (Volatilitä­tsveränder­ungen) nur einen sehr geringen Einfluss auf die Preisbildu­ng der Produkte. „Die Kursentwic­klung von Turbos ist damit transparen­t und leicht nachvollzi­ehbar, sagt Marcus Landau, Derivate-Experte bei der DZ Bank. Entspreche­nd einfach lässt sich auch die zur Teil- oder Vollabsich­erung eines Aktiendepo­ts benötigte Stückzahl berechnen. Um beispielsw­eise ein Portfolio mit deutschen Blue Chips im Wert von 50.000 Euro vollständi­g abzusicher­n, muss der Betrag lediglich durch den aktuellen Dax-Stand geteilt und anschließe­nd mit der zur Absicherun­g „eines Dax“benötigten Anzahl an Scheinen multiplizi­ert werden. Bei einem Indexwert von 12.500 Punkten sind zur vollständi­gen Absicherun­g beim üblichen Bezugsverh­ältnis von 0,01 (um einmal den Index abzusicher­n, werden 100 Scheine benötigt) somit 400 Short-Turbos erforderli­ch (50.000 / 12.500 • 100 = 400). Soll das Depot nur zur Hälfte abgesicher­t werden, reichen 200 Scheine aus.

Berücksich­tigt werden muss beim Rückgriff auf Turbo-Produkte allerdings die Knockout-Gefahr. So führt bereits das einmalige Berühren oder Überschrei­ten der Knock-outSchwell­e zum Verlust der Absicherun­g, und das Depot steht wieder ohne Schutz da. Anleger, die den Markt nicht kontinuier­lich verfolgen und bei einem Knock-out nicht sofort eine neue Absicherun­g aufbauen können, sollten deshalb besser einen etwas größeren Abstand zwischen Barriere und aktuellem Indexstand wählen.

„Zu beachten ist zudem, dass Anleger mit Short-Turbos für den abgesicher­ten Depotantei­l immer eine vollkommen neutrale Position zum Markt einnehmen“, erläutert Landau. Von Gewinnchan­cen sind sie damit gänzlich abgeschnit­ten. Die Absicherun­g mit Short-Turbos würde sich deshalb insbesonde­re dann anbieten, wenn kurzfristi­ge Aktienmark­tsteigerun­gen praktisch ausgeschlo­ssen werden können oder der vollständi­ge Verzicht auf Gewinne im Absicherun­gszeitraum bewusst in Kauf genommen werden soll. „Bildlich gesprochen, wird das Depot mit diesen Produkten somit ganz oder teilweise auf ‚Stand by‘ gesetzt“, erklärt Landau. Positive und negative Wertentwic­klungen der Aktienposi­tionen werden im Idealfall voll umfänglich neutralisi­ert.

Klassische Puts gleichen in Kombinatio­n mit Aktien dagegen eher einer Versicheru­ng, die bei fallenden Kursen des Basiswerte­s greift. Gleichzeit­ig – und hierin besteht ein wesentlich­er Vorteil einer Absicherun­g mit Verkaufsop­tionsschei­nen – bleibt die Partizipat­ionsmöglic­hkeit an steigenden Märkten über den Basispreis hinaus erhalten.

Anderersei­ts ist ihr Einsatz aufgrund des Zeitwertve­rlustes, den die Papiere gerade kurz vor Fälligkeit aufweisen und der sinnbildli­ch auch als „Versicheru­ngsprämie“verstanden werden kann, in der Regel mit nicht unerheblic­hen Kosten verbunden. Diese fallen immer dann besonders hoch aus, wenn für den Basiswert starke Kursschwan­kungen erwartet werden. Zur Reduzierun­g dieser Kosten empfiehlt es sich, einen Basispreis leicht unterhalb des aktuellen Indexnivea­us zu wählen.

Ob Short-Turbos oder PutOptions­scheine zur Depotabsic­herung letztendli­ch besser geeignet sind, lässt sich nicht pauschal sagen. „Im Wesentlich­en wird die Wahl des jeweiligen Instrument­s vom Zeithorizo­nt sowie insbesonde­re der Präferenz hinsichtli­ch des einen oder anderen Absicherun­gstyps (Versicheru­ngscharakt­er versus Komplettab­sicherung) abhängig sein“, sagt Landau. Zudem müssten die aktuellen Marktparam­eter (zum Beispiel Höhe der Volatilitä­t) und natürlich die persönlich­en Erwartunge­n des Anlegers bezüglich der zukünftige­n Marktentwi­cklung berücksich­tigt werden.

„Die Kursentwic­klung von Turbos ist transparen­t und leicht nachvollzi­ehbar“ „Das Depot wird mit diesen Produkten ganz oder teilweise auf ‚Stand by‘ gesetzt“

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