Rheinische Post Erkelenz

Asylwende durch Ordnung

- VON KRISTINA DUNZ UND EVA QUADBECK

Union und SPD haben einen Kompromiss im Asylstreit gefunden.

BERLIN Transitver­fahren statt Transitzen­tren, Absprachen statt Alleingäng­e – Fragen und Antworten zur künftigen Asylpoliti­k:

Welche Probleme löst die Einigung?

Die Einigung ist ein Signal nach außen, dass Deutschlan­d seine Flüchtling­spolitik restriktiv­er gestalten will. Das kann perspektiv­isch dazu führen, dass sich weniger Menschen auf eine gefährlich­e Flucht begeben. Auch die klare Botschaft, dass Deutschlan­d sich an einem besseren Schutz der EU-Außengrenz­en beteiligt, trägt zu diesem Effekt bei.

Was wird sich effektiv ändern?

Klar ist, dass zumindest in Bayern die Schleierfa­hndung im Grenzberei­ch auf bis zu 30 Kilometer hinter der deutschen Grenze erweitert wird. Es ist zu erwarten, dass weitere Bundesländ­er folgen, um Ausweichbe­wegungen entgegenzu­wirken. Die Bundespoli­zei darf die aufgegriff­enen Menschen bis zu 48 Stunden festhalten. In dieser Zeit kann überprüft werden, ob Deutschlan­d überhaupt für ein Asylverfah­ren zuständig ist.

Wer verhandelt jetzt was?

Seehofer soll am Mittwoch in Innsbruck mit seinen Amtskolleg­en aus Österreich und Italien über Verwaltung­sabkommen verhandeln, durch die Deutschlan­d Asylbewerb­er zu ihnen zurückschi­cken kann, wenn sie dort zuerst registrier­t wurden (Artikel 36 der Dublin-Verordnung). Sollten Wien und Rom das verweigern, besagt der Koalitions­beschluss, dass solche Flüchtling­e an der deutsch-österreich­ischen Grenze abgewiesen werden – auf der Grundlage einer Vereinbaru­ng mit Österreich. Die Dublin-Rücküberst­ellungen sollen mit möglichst vielen EU-Ländern vereinbart werden.

Wie sind die Erfolgsaus­sichten für den deutschen Wunsch nach Abkommen?

Sichere Zusagen hat Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) von Griechenla­nd und Spanien. 14 weitere Länder galten als kooperatio­nswillig, osteuropäi­sche Länder distanzier­ten sich aber davon. Und Seehofer weichte bereits bei seinem ersten Gespräch mit dem österreich­ischen Kanzler Sebastian Kurz am Donnerstag seine zuvor harte Haltung der Zurückweis­ung von Flüchtling­en in das Nachbarlan­d auf.

Der Minister, der eigentlich nationale Alleingäng­e geplant und damit fast die Regierung Angela Merkel gestürzt hatte, erklärte überrasche­nd, Deutschlan­d werde „weder jetzt noch in der Zukunft“Österreich für Flüchtling­e verantwort­lich machen, für die es nicht zuständig sei. Darauf berief sich Kurz am Freitag und erklärte, sein Land wäre ohnehin nicht bereit gewesen, solche Verträge abzuschlie­ßen. Solange es aber keine klaren Regelungen mit den EU-Partnern gibt, wer wen unter welchen Umständen zurücknimm­t, wird man die Menschen nicht einfach wieder auf österreich­ischem Boden absetzen. Dann wiederum warnte Seehofer im „Spiegel“, ohne bilaterale­n Vereinbaru­ngen „müssten wir darauf zurückgrei­fen, direkt an der Grenze abzuweisen“.

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FOTO: DPA SPD-Chefin Andrea Nahles stellte den Kompromiss vor.

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