Großbritanniens Regierung streitet um Brexit-Kurs
CHEQUERS (ap) Die britische Premierministerin Theresa May hat am Freitagabend ihr Kabinett zu Beratungen über den geplanten Austritt Großbritanniens auf ihrem Landsitz Chequers versammelt. Fast 30 Minister wollten dort über einen Kompromissplan beraten, der die britische Regierung einen und von den anderen 27 EU-Mitgliedsländern akzeptiert werden soll. Dabei musste Premierministerin May mit heftigem Widerstand aus den Reihen ihrer konservativen Regierung rechnen.
Mit Blick auf das Austrittdatum in nur neun Monaten sagte May, die Regierung habe „eine große Gelegenheit – und eine Verpflichtung“, sich auf einen Plan zu einigen. Brexit-Befürworter wie Außenminister Boris Johnson haben aber Vorbehalte gegenüber ihrem 120 Seiten umfassenden Vorschlag, der eine enge Anbindung des Landes an die EU-Regeln für den Warenhandel vorsieht. Er sieht wie andere Pro-Brexit-Minister die Gefahr, dass damit die Möglichkeit für den Abschluss neuer Handelsverträge mit den USA und anderen Staaten geschmälert würde.
Eine EU-freundlichere Haltung vertritt eine Gruppe um Handelsminister Philip Hammond. Sie glaubt, dass es entscheidend sei, enge wirtschaftliche Beziehungen zur EU und ihrem Markt mit 500 Millionen Menschen beizubehalten. Diese Haltung wird von großen Unternehmen wie Airbus und Jaguar Land Rover geteilt.
Vor dem auf zwölf Stunden angesetzten Treffen mussten die Teilnehmer ihre Mobiltelefone abgeben. Britischen Medienberichten zufolge wurde den Ministern mitgeteilt, im Fall eines Rücktritts würden sie sofort ihren Anspruch auf Dienstwagen verlieren und müssten per Taxi aus Chequers 65 Kilometer nördlich von London abreisen.