Sektenführer in Japan hingerichtet
Shoko Asahara hatte 1995 einen Giftgasanschlag auf die Tokioter U-Bahn initiiert.
TOKIO (ap) Mehr als 23 Jahre nach dem Giftgasanschlag auf die Tokioter U-Bahn ist der als Drahtzieher verurteilte Sektenführer Shoko Asahara hingerichtet worden. Der 63-Jährige und sechs Anhänger wurden am Freitagmorgen gehängt. Justizministerin Yoko Kamikawa sagte, Asaharas terroristische Taten hätten gewöhnliche Menschen zum Ziel gehabt und die Welt schockiert. Viele Japaner äußerten sich erleichtert über die Hinrichtung des langjährigen Todestraktinsassen.
Asahara hatte 1984 die Sekte Aum Shinrikyo gegründet. Im Zentrum der Lehre des halbblinden bärtigen Gurus mit Zottelfrisur stand eine angebliche Apokalypse, die in einer Konfrontation mit der Regierung münden würde. Viele junge Menschen fühlten sich von der Weltuntergangssekte angezogen – darunter Absolventen von Eliteuniversitäten, die Asahara als Minister seines fiktiven Aum-Imperiums in seinen innersten Zirkel holte. Die Jünger beteten ihn an und befolgten seine Befehle.
Sektenführer Asahara bediente sich für seine Lehren aus Elementen von Hinduismus, Buddhismus, Christentum und Yoga. Seine Anhänger ließ er bizarre Rituale vollführen. Dazu gehörte etwa das Trinken von Wasser, in dem der Guru zuvor gebadet hatte. Seine Jünger trugen außerdem elektrisch aufgeladene Kappen, die ihre Gehirnwellen mit jenen Asaharas synchronisieren sollten.
Im Laufe der Zeit häufte Aum Shinrikyo ein Arsenal an Chemie-, Bio- und konventionellen Waffen an, um die kriminellen Befehle Asaharas auszuführen. Die U-Bahn-Attacke im März 1995 war die folgenschwerste Tat der Sekte und erschütterte viele Japaner. Gefolgsleute Asaharas zerstachen in mehreren Zügen der Hauptstadt Plastiktüten mit Sarin, um das tödliche Nervengas freizusetzen. 13 Menschen kamen um, mehr als 6000 weitere wurden verletzt. Die Gründe für den Sarin-Angriff sind bis heute ein Rätsel.