Sauerstoff soll in Höhle gepumpt werden
Schatten über der Rettungsaktion für die zwölf in einer Höhle eingeschlossenen Jugendfußballer und ihren Trainer: Ein Taucher kommt ums Leben. Trotzdem demonstrieren einige der Helfer Optimismus.
CHIANG RAI (dpa) Dramatischer Rückschlag bei den Rettungsarbeiten für die in einer Höhle eingeschlossenen Jugendfußballer und ihren Trainer: Ein 37-jähriger thailändischer Taucher kam ums Leben, weil ihm die Atemluft ausging, wie die Behörden am Freitag mitteilten. Der ehemalige Marinetaucher habe Behälter mit Atemluft in der Höhle platzieren wollen und auf dem Rückweg das Bewusstsein verloren. Trotzdem zeigten sich ausländische Taucher vor Ort optimistisch, die zwölf Jugendlichen und ihren Coach erfolgreich bergen zu können. „Aus der Höhle herauszutauchen wird eine Option sein“, sagte der Däne Ivan Karadzic.
Unklar war zunächst, warum dem Taucher der Sauerstoff ausging. Seine Atemluftflasche habe möglicherweise nicht richtig funktioniert, oder die Luft darin sei ausgegangen, hieß es. Nach seinem Tod wuchs die Sorge, dass auch die Atemluft für die eingeschlossenen Jungen im Alter zwischen elf und 16 Jahren und ihren Trainer knapp werden könnte. Der Sauerstoffgehalt in der Höhlenkammer, in der sich die Gruppe befinde, liege aktuell bei rund 15 Prozent, betrage aber sonst rund 20 Prozent, sagte der an der Rettungsaktion beteiligte Armeegeneral Chalongchai Chaiyakam.
Die Retter wollten daher Sauerstoff in die Höhlenkammer leiten, in der die Fußballmannschaft Zuflucht gefunden hat. Die geplante Leitung vom Höhleneingang bis zu der Kammer müsse rund 4,7 Kilometer lang sein, sagte der General weiter. „Unsere Hauptaufgabe heute ist es, ein Rohr in die Kammer zu legen, damit die Gruppe mehr Luft zum Atmen bekommt.“
„Wir dachten zunächst, wir könnten die Kinder eine lange Zeit dort am Leben halten, wo sie jetzt sind“, sagte Kommandeur Arpakorn Yookongkaew am Freitag. „Doch jetzt haben sich viele Dinge geändert. Wir haben nur noch einen begrenzten Zeitraum.“Arpakorn ging aber nicht ins Detail.
Die Gruppe, die seit fast zwei Wochen in der Höhle Tham LuangKhun Nam Nang Non Cave rund 1000 Kilometer nördlich von Bangkok ausharrt, konnte noch nicht geborgen werden: Körperlich seien die Jungen und ihr Trainer nicht kräftig genug, sagten Behördenvertreter. Der Weg von ihrem Zufluchtsort bis zum Höhleneingang führt durch dunkle, teils überflutete Höhlengänge und dauert rund fünf Stunden. Die Retter brauchen etwa sechs Stunden, um die Gruppe zu erreichen. Die Jungen erhielten bereits ersten Tauchunterricht, um sich für ein Heraustauchen in Begleitung von Rettern vorzubereiten.
Zudem blieben die Bedingungen in der teils überfluteten und weit verzweigten Höhle instabil. In Thailand herrscht derzeit Regenzeit, auch für den heutigen Samstag sagten Meteorologen neue Regenfälle voraus. Dies verlangsame den Weg der Retter in die Höhle, sagte Taucher Karadzic. Es gebe weiterhin viele Orte innerhalb der Höhle, die eine große Herausforderung darstellten. Die Einsatzkräfte versuchen nun so viel Flutwasser wie möglich aus der Höhle zu pumpen, um das Risiko zu verringern. Ein Problem sei auch die Temperatur des Wassers. Mit 20 Grad Celsius sei es kalt genug, um „sogar in Tauchanzügen zu frieren“.
Experten loteten derweil an den Berghängen um die Höhle herum weiter Möglichkeiten aus, Löcher durch das Gesteinsmassiv zu bohren, um die Gruppe auf diese Weise herauszuholen. Doch war noch völlig unklar, wo eine geeignete Stelle sein könnte. Zudem wäre dies technisch ebenfalls eine große Herausforderung, denn auf Hunderten von Metern müsste durch Stein gebohrt werden.
Die Jugendlichen hatten nach einem Training am 23. Juni die viertgrößte Höhle Thailands besucht, waren dann aber wohl von einer Sturzflut überrascht worden und hatten sich vor den Wassermassen immer tiefer ins Innere gerettet. Britische Taucher entdeckten sie am Montagabend und sorgten damit weltweit für Erleichterung.
Der Fußball-Weltverband Fifa lud die Jugendfußballer und ihren Trainer für den Falle einer raschen Rettung zum WM-Finale am 15. Juli ein. „Falls sie, wie wir alle hoffen, in den kommenden Tagen wieder bei ihren Familien sind und ihre Gesundheit eine Reise erlaubt, wäre die Fifa sehr froh, sie als Gäste beim WM-Endspiel in Moskau“begrüßen zu können, schrieb Präsident Gianni Infantino in einem Brief an den thailändischen Verband. Liverpool-Trainer Jürgen Klopp übermittelte ihnen seine Grüße und besten Wünsche. „Bleibt stark und ihr wisst, wir sind bei euch“, sagte Klopp in einer am Freitag vom Sender CNN veröffentlichten Videobotschaft im Namen des ganzen Vereins.