Belgien beendet Neymars Titeltraum
Der Rekordweltmeister muss bereits nach dem Viertelfinale nach Hause fahren. Belgien gewinnt mit Glück und Geschick 2:1 gegen Brasilien und ist weiter auf Titelkurs.
KASAN (dpa) Neymar ließ sich enttäuscht auf die Knie fallen, Belgiens „goldene Generation“feierte ihren Viertelfinal-Triumph ausgelassen mit einer La ola vor den eigenen Fans. Mit einer über weite Strecken titelreifen Vorstellung und etwas Glück haben die „Roten Teufel“Rekordweltmeister Brasilien entzaubert und sind nur noch zwei Siege vom ersten WM-Titel entfernt. Angetrieben von den überragenden Eden Hazard und Kevin De Bruyne warfen die Belgier die Südamerikaner mit einem 2:1 (2:0) aus dem Turnier.
In der Schlussphase musste das Team allerdings zittern. Belgien steht damit zum zweiten Mal nach 1986 in einem WM-Halbfinale und kann am Dienstag gegen Nachbar Frankreich erstmals den Sprung ins Endspiel schaffen. „Wir haben keine Minute aufgegeben“, sagte Belgiens Trainer Roberto Martínez. „Die Jungs haben es verdient.“Seine Spieler seien „ganz spezielle Leute, und alle Belgier sollten stolz auf sie sein“. De Bruyne dachte schon an die kommende Aufgabe: „Wir sind in den Top vier, aber jeder will dieses Finale spielen.“
Die Titelträume der Seleção um Superstar Neymar, der erneut durch Schauspielerei auffiel, endeten dagegen 1459 Tage nach der 1:7-Demütigung gegen Deutschland erneut vorzeitig – auch wenn die Leistung deutlich besser war als vor vier Jahren. Fernandinho mit einem Eigentor und der Ex-Wolfsburger De Bruyne besiegelten den Viertelfinal-K.o. für die letzte nicht-europäische Mannschaft im Turnier.
Belgien kam gleich gut ins Spiel. Ein Schuss von Hazard wurde von Brasiliens Abwehr noch geblockt, dann leisteten die Südamerikaner Schützenhilfe: Fernandinho bugsierte den Ball bei seinem ersten Russland-Einsatz von Beginn an nach einer Ecke von Nacer Chadli mit dem Oberarm ins eigene Tor.
Mit der Führung wurden die Belgier sicherer und zeigten bei schnellen Angriffen immer wieder tolle Kombinationen. In der 31. Minute demonstrierte Martínez‘ Mannschaft eindrucksvoll ihre Konterstärke: Nach einem Eckball der Brasilianer startete Romelu Lukaku ein Solo über den halben Platz, bediente De Bruyne, und dieser traf mit einem satten Rechtsschuss zum 2:0.
Brasilien wirkte geschockt, kam jedoch zurück, und in der 56. Minute später hätte der slowakische Schiedsrichter Milorad Mazic auf den Punkt zeigen können: Vincent Kompany hatte Gabriel Jesus im Strafraum getroffen, doch nachdem die Szene vom Videoassistenten überprüft worden war, entschied sich der Unparteiische gegen einen Elfmeter. Nach Renato Augustos Anschluss wurde es eng, doch dank des glänzenden Thibaut Courtois im Tor rettete Belgien die Führung über die Zeit.