Frankreich kommt dem Weltpokal wieder ein Stück näher
NISCHNI NOWGOROD (sid) Didier Deschamps umarmte lachend seine „Baby Bleus“, der verletzte Edinson Cavani tröstete seine weinenden Uruguayer: Raphael Varanes Kopfballstärke und ein derber Schnitzer von Torwart Fernando Muslera haben Frankreich dem zweiten WM-Titel einen Schritt näher gebracht. 20 Jahre, nachdem die „Grande Nation“im Stade de France von Paris die Mannschaft um Zinédine Zidane und Deschamps feierte, steht eine Equipe Tricolore zum sechsten Mal in einem WM-Halbfinale.
„Ich freue mich sehr und bin sehr stolz auf alle 23 Spieler. Ich bin froh, ein Franzose zu sein“, sagte Deschamps. Seine junge Auswahl gewann verdient und souverän mit 2:0 (1:0), obwohl Starstürmer Kylian Mbappé von der besten Defensive des Turniers eingebremst wurde. Frankreich spielt am Dienstag (20 Uhr) in St. Petersburg gegen Rekordweltmeister Brasilien oder die Nachbarn aus Belgien um den Einzug ins Finale am 15. Juli in Moskau. Der Gegner im Halbfinale sei ihm egal, versicherte Deschamps.
Innenverteidiger Varane von Champions-League-Sieger Real Madrid köpfte kurz vor der Pause einen herrlich getretenen Freistoß von Antoine Griezmann ins Tor. Der Stürmer von Atlético Madrid, der sich wegen seiner zahlreichen Freunde aus Südamerika als „Halb-Uruguayer“sieht, profitierte später bei seinem Treffer von einem Anfängerfehler Musleras, der einen harmlosen Schuss aus 23 Metern durchrutschen ließ.
„Frankreich war eine sehr starke Mannschaft, uns hat heute die Torgefahr gefehlt. Natürlich sind wir enttäuscht“, sagte Uruguays Kapitän Diego Godín, Klubkamerad und guter Freund Griezmanns. Die Südamerikaner konnten den Ausfall ihres Stürmerstars Cavani nicht auffangen, der beinharte Verteidiger José Giménez weinte schon vor dem Schlusspfiff.
Nach dem spektakulären 4:3 im Achtelfinale gegen Argentinien zeigten die jungen Franzosen gegen Uruguay erstaunliche Reife. „Wir werden geduldig sein müssen“, hatte Deschamps gefordert – und seine Mannschaft enttäuschte ihn nicht. Sie setzte damit eine beeindruckende Serie fort: Seit 40 Jahren sind die Franzosen in WM-Spielen gegen Teams aus Südamerika ungeschlagen.
Die Hoffnungen Uruguays hatten allerdings schon vor dem Anpfiff einen herben Dämpfer erhalten. Der Bluterguss in Cavanis linker Wade sprengte das Traumduo der Himmelblauen. Ohne seinen kongenialen Sturmkollegen fehlte Barcelonas Luis Suárez eine wichtige Anspielstation.