Die Russen wollen jetzt noch mehr
Durch einen Sieg im Viertelfinale gegen Kroatien könnte der historische Erfolg von 1966 wiederholt werden.
SOTSCHI (dpa) Nach dem „Wunder“gegen Spanien träumt ganz Russland längst vom richtig großen WM-Coup. Das WM-Viertelfinale gegen Kroatien an diesem Samstag (20 Uhr) soll für den Gastgeber nur eine Zwischenstation sein. „Ich hoffe, dass die wichtigsten Spiele noch vor uns liegen“, sagte Russlands Nationaltrainer Stanislaw Tschertschessow in Sotschi. Auch Mittelfeldspieler Alexander Golowin ist noch lange nicht fertig: „Wir haben verstanden, dass wir bis zum Finale kommen können. Und wir glauben ernsthaft daran.“
Noch wenige Tage vor Beginn der WM hatten die Russen ihrem Team kaum etwas zugetraut. Die Sbornaja wurde belächelt. Doch spätestens seit dem Achtelfinale mit dem gewonnenen Elfmeterschießen gegen Ex-Weltmeister Spanien (4:3) lächelt niemand mehr – die Russen strahlen nur noch.
Auf den Straßen feiern sie Torhüter Igor Akinfejew als Held und bejubeln im Internet den markanten Oberlippenschmuck von Nationaltrainer Stanislaw Tschertschessow als „Schnauzbart der Hoffnung“. Schon wurden Rufe laut, Akinfejew und Tschertschessow Denkmäler zu bauen. „Die Sbornaja hat ein Wunder vollbracht. Sie hat sich selbst den Weg zu den Träumen geebnet“, schreibt die Fachzeitung „Sport-Express“.
In der Tat erscheint für Russland ein historischer Triumph zum Greifen nahe. Ein Einzug ins Halbfinale wäre der größte Erfolg seit der WM in England 1966. Damals verlor die Sowjetunion im Halbfinale mit 1:2 gegen Deutschland. Anschließend ging auch das Spiel um Platz drei mit 1:2 gegen Portugal verloren. Dies bei der Heim-WM zu toppen, wäre eine Sensation.
So manchem Experten ist der Optimismus jedoch unheimlich. „Wir müssen mit den Füßen auf dem Boden bleiben“, mahnt der frühere Bundesliga-Profi Sergej Kirjakow. „Das nächste Spiel wird sehr schwierig“, sagte der Ex-Stürmer des Karlsruher SC. „Ich hoffe, dass alle verstehen, dass es um sehr viel geht. Jeder muss auf dem Platz 150 Prozent geben.“
Vor allem die Überzahl der russischen Fans flößt Kroatiens Trainer Zlatko Dalic Respekt ein. „Gegen den Gastgeber in Sotschi wird es ein heißes Spiel. Keiner wird uns dort mögen“, sagt Dalic. „Wir müssen noch stärker und stabiler sein, denn wir wollen unser Land noch stolzer machen. Das ist ein großer Gegner.“