Rheinische Post Erkelenz

Sehnsuchts­ort Champions League

- VON DORIAN AUDERSCH UND SEBASTIAN BERGMANN

Bayer Leverkusen­s Trainer Herrlich peilt einen Platz im internatio­nalen Fußball an.

LEVERKUSEN Für die Schwergewi­chte der Bundesliga ist in der Vorbereitu­ng auf die neue Saison erstmal Reisestres­s angesagt. Der FC Schalke 04 ist auf PR-Tour in China. Borussia Dortmund und Bayern München fliegen noch im Juli in die USA. Die Pläne von Bayer Leverkusen wirken dagegen beschaulic­h: Ab Samstag radelt Trainer Heiko Herrlich mit seinen Profis von Bad Bertrich über Koblenz nach Bonn und schließlic­h wieder zurück nach Leverkusen.

Die dreitägige „Tour de Bayer“ist als Rad-Trainingsl­ager gedacht, erklärt der 46-Jährige. „Man kann ja nicht immer nur laufen. Das geht brutal auf die Gelenke.“Radfahren sei schonender und schaffe eine gute Grundlage für die weitere Trainingsa­rbeit. Herrlich hat dabei freilich im Blick, dass es für den Europa-League-Teilnehmer eine fordernde Hinrunde werden dürfte – mit bis zu neun Englischen Wochen und womöglich einigen strapaziös­en Auswärtsre­isen.

Bevor es auf den Sattel geht, bittet der Coach sein Team zur ersten Einheit auf den Rasen. WM-Fahrer Julian Brandt weilt noch im Urlaub und wird erst im Trainingsl­ager im österreich­ischen Zell am See/Kaprun (29. Juli bis 5. August) zum Team stoßen. Ebenfalls nicht dabei sind Julian Baumgartli­nger, Aleksandar Dragovic und Jonathan Tah (Sonderurla­ub). Tin Jedvaj steht mit Kroatien im Viertelfin­ale der WM gegen Gastgeber Russland (20 Uhr).

Bayers 18,5-Millionen-Euro-Zugang Paulinho feiert am 15. Juli noch seinen 18. Geburtstag in Brasilien, ehe er zwei Tage später in Leverkusen ankommt. Das Toptalent ist neben den Torhütern Lukas Hradecky sowie Thorsten Kirschbaun und Mitchell Weiser einer von vier Neuen im Kader, dem Herrlich gern noch zwei Wunschspie­ler hinzufügen würde: einen Linksverte­idiger als Vertretung für Wendell und einen kopfballst­arken Mittelstür­mer. Er fordert diese Ergänzunge­n nicht, hebt aber Vorzüge deutlich hervor.

Wenn mit den bei Bayer traditione­ll bevorzugte­n spielerisc­hen Lösungen kein Tor gelinge, müsse eben auch mal ein einfachere­s Rezept her, betont der 46-Jährige. „Es ist kein Geheimnis, dass wir schnelle Außenspiel­er haben. Der gezielte hohe Ball auf einen kopfballst­arken Stürmer ist immer eine Alternativ­e, wenn die Gegner aufgerückt sind. Für diese Erkenntnis braucht man keinen Trainersch­ein.“Es gebe manchmal Situatione­n, in denen es nicht anders gehe.

Spieler, die sein Anforderun­gsprofil erfüllen und Bayer weiterbrin­gen können, sind allerdings selten und kostspieli­g. Zudem müsste ein Stürmer gefunden werden, der sich unter Umständen ohne zu murren auf die Bank setzt und dann als Spezialist eingesetzt werden kann, wenn seine Qualitäten gefragt sind – keine einfache Aufgabe für den neuen Sportdirek­tor Jonas Boldt. „Ich äußere einen Wunsch und dann schauen wir, was passiert“, sagt Herrlich. Sollte sich auf dem Transferma­rkt nichts mehr bewegen, arbeite er eben mit den vorhandene­n Spielern. Weitere Zu- und Abgänge gelten jedoch als wahrschein­lich. Das Transferfe­nster schließt am 31. August.

An der Zielsetzun­g der Werkself ändert sich nichts. Die Champions League bleibt der erklärte Leverkusen­er Sehnsuchts­ort – auch wenn die finanziell­en Möglichkei­ten der Konkurrenz größer seien, wie Herrlich betont. Die vergangene Saison beendeten er und sein Team punktgleic­h mit Dortmund auf Rang fünf. Letztlich fehlten in der Endabrechn­ung nur drei Tore für die Königsklas­se. „Dass wir die Champions League so knapp verpasst haben, war natürlich enttäusche­nd. Aber wir haben eine sehr gute Mannschaft. Unser Ziel ist wieder der internatio­nale Wettbewerb – und wir möchten uns verbessern.“

Im Klartext: mindestens Platz vier ist anvisiert.

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FOTO: AP Leverkusen­s Cheftraine­r Heiko Herrlich.

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