Rheinische Post Erkelenz

Wendt bleibt trotz neuer Konkurrenz gelassen

Borussias Linksverte­idiger hofft auf einen tollen schwedisch­en Fußball-Sommer und will seinen Stammplatz sichern.

- VON KARSTEN KELLERMANN

Den Sommer 1994 hat kein Schwede vergessen. „Es war eine tolle Zeit für unser kleines, schönes Land“, erinnert sich Oscar Wendt. Er war damals acht Jahre alt. Trotzdem durfte er mitten in der Nacht aufstehen und das große Spiel der Schweden im fernen Amerika im Fernsehen schauen, das Halbfinale gegen Brasilien. Die Schweden wurden Dritter, weil das Spiel gegen den Rekordwelt­meister verlorengi­ng, danach aber Bulgarien 4:0 besiegt wurde.

Zwei Borussen spielten damals eine wichtige Rolle in dieser Erfolgsges­chichte, die viele schwedisch­e Kinder zum Fußball brachte: Martin Dahlin, der Stürmer, der vier Tore schoss bei der WM in den USA, und der Verteidige­r Patrik Andersson, der keine WM-Sekunde verpasste. Damals war es wie heute: „Alle laufen mit einem Lächeln durch die Gegend“, sagte Dahlin, der wie Andersson mit Gladbach 1995 Pokalsiege­r wurde, jetzt.

Mit dem aktuellen schwedisch­en Sommermärc­hen der Skandinavi­er hat kein Gladbacher zu tun. Fünf haben indes versucht, es zu beenden, fünf Schweizer, doch sie schafften es nicht. „Es tut mir leid für unsere Jungs, aber wir haben verdient gewonnen“, sagte Wendt mit Blick auf das Achtelfina­le, das seine Gladbacher Kollegen Yann Sommer, Michael Lang und Josip Drmic aktiv und Denis Zakaria sowie Nico Elvedi als Zuschauer 0:1 verloren.

Dass die Schweden mit Team- und Kampfgeist den Erfolg erzwingen, überrascht Wendt nicht. „Das saugen wir mit der Muttermilc­h auf“, sagt Wendt. Er freut sich auf das Viertelfin­ale gegen England, „den kleinen Klassiker“. Doch hat er ein Problem: Wenn das Spiel heute um 16 Uhr in Samara angepfiffe­n wird, steht er auf dem Trainingsp­latz, jedenfalls ist für 15.30 Uhr ein Training angesetzt. Zuvor wird um 10 Uhr geübt, am Sonntag sind auch zwei Einheiten (10 und 15.30 Uhr).

„Es ist wichtig, dass wir eine gute Vorbereitu­ng haben, wir brauchen eine gute körperlich­e Verfassung“, sagt Wendt. Schließlic­h sei es das Ziel, „das ist kein Geheimnis“, dass es besser werden soll als in der vergangene­n Spielzeit. Wendt gehört zu denen, die das Team führen müssen. 211 Pflichtspi­ele hat er für Gladbach gemacht seit 2011, als er aus Kopenhagen kam. Oft war er seither konkurrenz­los hinten links, nun ist einer da, der das ändern soll: Andreas Poulsen, der Däne.

18 Jahre alt ist der, einer der hineinwach­sen soll in die Bundesliga, Wendt aber auch herausford­ern soll. „Ich bin ja nicht der erste und werde auch nicht der letzte Skandinavi­er sein bei Borussia. Andreas hat ein Riesentale­nt und wird hoffentlic­h in Zukunft eine tolle Rolle spielen bei Borussia“, sagt Wendt. Er meint, natürlich, die Zukunft nach ihm selbst. Aber wann beginnt die?

Wendts Vertrag läuft bis 2019. Der „alte Schwede“ist dann 33. Gibt es nochmal eine Verlängeru­ng? 2017 wurde Mitte August sein damals noch bis 2018 datierter Vertrag um ein Jahr verlängert. Gibt es erneut eine Ausweitung des Kontakts? Ausgeschlo­ssen ist das nicht. Doch wird es eine Frage der Situation sein. Wie entwickelt sich Poulsen? Wie ist es bei Wendt? Bleibt der zweitältes­te Feldspiele­r nach Raffael fit? Es könnte das letzte WendtJahr sein, muss es aber nicht. Wendt bleibt gelassen. „Jetzt ist Saisonvorb­ereitung, dann sehen wir, was passiert“, sagt er. Und hofft, dass es wieder ein unvergessl­icher Sommer für die Schweden wird.

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