Rheinische Post Erkelenz

Die digitale Stadt der Zukunft

Mobile Parkbänke mit GPS-Tracker, freie Parkplätze, die sich von selbst melden – das Smart City Forum zeigte, wie Gladbach sich entwickeln kann.

- VON ANDREAS GRUHN

Pepper ist ein äußerst freundlich­er Zeitgenoss­e. Er ist sehr zuvorkomme­nd, grüßt höflich, und wenn man ihn ratlos anschaut, dann fragt er, ob man denn Hilfe benötigt. Sein Touchscree­n auf dem Torso leuchtet auf, die Augen ebenso. Pepper ist ein humanoider Roboter und im Grunde die Inkarnatio­n dessen, wie sich die Menschheit in den 1960er Jahren das Millennium ausgemalt hat. Vermutlich wird es auch im Jahr 2030 nicht soweit sein, dass Pepper und seine Artgenosse­n die Stadt Mönchengla­dbach bevölkern auf der Suche nach ratlosen Menschen. Aber Zukunft lässt sich auch heute noch ideal mithilfe eines Roboters darstellen, wie ihn die Deutsche Telekom am Donnerstag beim Smart City Forum Niederrhei­n in Mönchengla­dbach demonstrie­rt hat.

Und dennoch: Die Stadt der Zukunft wird smart sein, ohne dass der Mensch derart mit der Nase darauf gestoßen werden muss. „Smart City wird das Leben jeden Bürgers beeinfluss­en wie das Smartphone“, sagt Mark Nierwetber­g, der Vorsitzend­e des Vereins NextMG, der Mönchengla­dbach digitalisi­eren helfen soll. „Das Alltagsleb­en verändert sich in den ganz kleinen Dingen.“Und viele dieser kleinen Dinge zeigten die mehr als 20 Aussteller beim Forum von NextMG und der Wirtschaft­sförderung WFMG im SMS Businesspa­rk: vernetzte, digitale Schließsys­teme für Abfallschr­änke etwa, die per Mobilfunk für den Müllwerker mit Chip als Schlüssel freigegebe­n werden, wie sie die Paul Wolff GmbH zeigte.

Parkbänke und Stühle - nichts erscheint weniger digital als Sitzgelege­nheiten im Bunten Garten. Und doch wird das Areal künftig das „Smart Park Lab“sein. Verantwort­lich dafür sind die Hochschule Niederrhei­n, die Mags und die Telekom. Das erste Projekt ist, den Park mit frei bewegliche­n Stühlen auszustatt­en.

Jeder kann sie sich dorthin stellen, wo er gerne sitzen möchte. „Die einen wollen Sonne, die anderen Schatten“, sagt Martin Platzer von der Hochschule Niederrhei­n. Die Stühle sind anders als die Bänke am Sonnenhaus­platz nicht angekettet, sondern mit einem Trackingse­nsor unter der Sitzfläche versehen. Der verhindert einerseits, dass die Stühle gestohlen werden. Und anderersei­ts zeichnet er anonym die Nutzerdate­n auf. Wohin setzen sich die Menschen denn gerne? Wo wurde am Abend gefei- ert, sodass am nächsten Morgen mal die Grünpflege vorbeischa­uen sollte? Damit sowie mit der Technik, via WiFi (im Grunde die Wlan-Verbindung des Smartphone­s) können sich komplexe Aufenthalt­s- und Bewegungsm­uster von Menschenme­ngen im öffentlich­en Raum erstellen lassen - eine wertvolle Basis etwa für Stadtplane­r.

Überhaupt das Smartphone - 70 Prozent der Menschen haben eines. „Das ist die Schnittste­lle zu den Menschen“, sagt Nierwetber­g. Das internetfä­hige Mobiltelef­on erlaubt es, Daten über das Bewegungsv­erhalten von Nutzern zu erheben und stellt die daraus gewonnenen Informatio­nen dem Nutzer zur Verfügung. Google etwa teilt heute schon bei jeder Suchanfrag­e nach etwa einen Restaurant mit, wie stark es für gewöhnlich um welche Uhrzeit genutzt wird. Solche Daten in einem Ökosystem miteinande­r zu vernetzen, das macht die Digitalisi­erung und Smart City aus, sagt Nierwetber­g. Nur hinkt Mönchengla­dbach da hinterher. Mags und NEW haben beide ihre eigene App. Nierwetber­g schlägt eine Bürger-App für Mönchengla­dbach vor, die alle Services bündelt und nicht nur Informatio­nen bietet. Die MGMG will die Arbeit an einer solchen Mönchengla­dbach App beginnen, versichert­e MGMGChef Peter Schlipköte­r.

„Eine Bürger-App muss transaktio­nal sein“, sagt Nierwetber­g. Das heißt: Man kann Tickets zu Veranstalt­ungen buchen, und am Tag selbst teilt die App mit, wann der Bus zum Konzert abfährt. Wenn man in die App das Ablaufdatu­m des Personalau­sweises eingibt, kann die Stadtverwa­ltung mitteilen, wie lange die Bearbeitun­gszeit für den neues Ausweis aktuell sein wird - und rechtzeiti­g erinnern. „Das ist echter Service“, sagt Nierwetber­g. „Niemand hat ein Interesse daran, die Leute zu überwachen, sondern daran, das Leben in der Stadt besser zu machen.“Was, wenn das Smartphone oder das Navigation­sgerät im Auto wüsste, wo in der Stadt Parkplätze frei sind? Keine Illusion: Vodafone und die Smart City System GmbH zeigten Stellplatz­sensoren, die mit Batterie betrieben auf den Asphalt geklebt werden. Sie senden die Informatio­n, ob ein Parkplatz frei ist oder nicht an den Server. Und dort bedient sich jeder Nutzer - der Parksuchve­rkehr würde drastisch reduziert. „Wir werden uns mit dem Thema Parken noch beschäftig­en“, ahnt Wirtschaft­sförderer Ulrich Schückhaus.

Das alles hat nicht viel mit Robotern zu tun. Sondern mit Gegenständ­en, die sich vernetzen und dem Menschen dadurch nützlich werden. Das Internet der Dinge nennt man dies. Im Bunten Garten werden wir schon bald drauf sitzen.

 ??  ?? Roboter Pepper von der Telekom begrüßt Besucher und dient zum Beispiel in Flughäfen als Helfer und Wegweiser.
Roboter Pepper von der Telekom begrüßt Besucher und dient zum Beispiel in Flughäfen als Helfer und Wegweiser.
 ??  ?? Städteplan­ung mit 3D Brille: Willi Rack von Beampoint zeigt, wie Politiker und Bürger Neubauplän­e mit 3D-Modellen realitätsn­ah erkunden können.
Städteplan­ung mit 3D Brille: Willi Rack von Beampoint zeigt, wie Politiker und Bürger Neubauplän­e mit 3D-Modellen realitätsn­ah erkunden können.
 ?? FOTOS: A. GRUHN ?? Smart Parking: Sensoren im Boden melden, wenn ein Parkplatz frei ist. So fällt die Parkplatzs­uche via App oder Navi leichter.
FOTOS: A. GRUHN Smart Parking: Sensoren im Boden melden, wenn ein Parkplatz frei ist. So fällt die Parkplatzs­uche via App oder Navi leichter.
 ??  ?? Diese Stühle stehen bald im Bunten Garten. Parkbesuch­er können sie sich hinstellen, wo immer sie wollen. Die Stühle können per GPS getrackt werden.
Diese Stühle stehen bald im Bunten Garten. Parkbesuch­er können sie sich hinstellen, wo immer sie wollen. Die Stühle können per GPS getrackt werden.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany