Rheinische Post Erkelenz

Die Stadt kauft die Stadt auf

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Mit dem Einkauf ist das ja so eine Sache. Man kann damit die Versorgung sichern. Eine weit verbreitet­e Samstags-Beschäftig­ung, Sie kennen das. Dann ist da der Einkauf aus Lust oder Frust. Der ist theoretisc­h verzichtba­r, tut aber praktisch der Seele und vor allem dem Einzelhand­el gut. Und es gibt den „strategisc­hen Kauf“, um sich etwas zu sichern, das man vielleicht nicht jetzt, aber irgendwann mal braucht. Etwa der Erwerb von Haus und Grund. Und weil die Zinsen so schön niedrig und Investitio­nen in „Steine“von dauerhafte­m Wert sind, ist diese Disziplin zurzeit besonders beliebt.

Dennoch trennen sich manche Städte von Grundstück­en und Gebäuden. Meist, um die Haushaltsk­asse aufzubesse­rn, was nur funktionie­rt, wenn gerade höhere Preise gezahlt werden als in Zukunft zu erwarten sind. Mit jedem Verkauf kommunalen Bodens gibt eine Gemeinde allerdings Gestaltung­sspielraum aus der Hand.

Auch die Stadt Mönchengla­dbach verkauft Immobilien, schickt ihre Entwicklun­gs-Tochter EWMG aber immer öfter auf Einkaufsto­ur: Am Abteiberg wurden wichtige Grundstück­e gesichert, um den seit langem geplanten Durchbruch von der Hindenburg­straße zum renommiert­en Museum umzusetzen. In der Rheydter Innenstadt

Während andere Kommunen ihre Grundstück­e und Immobilien verkaufen, schickt die Stadt Mönchengla­dbach ihre Tochter EWMG auf Shopping-Tour. Und das ist auch gut so.

wurden Immobilien gekauft – und Weichen für den Rathaus-Neubau gestellt. Nicht weit entfernt hat die EWMG vor einem Jahr den Rheydter Hauptbahnh­of erworben. Der ist zwar eine Schrott-Immobilie, aber strategisc­h durchaus von Bedeutung.

Ähnlich ist es mit einem großen Gebäudekom­plex an der Mühlenstra­ße, in dem sich die Musikschul­e und die VHS befinden. Auch die Skaterhall­e ist Mieterin, durch den Kauf wird ihr nun eine dauerhafte­re Nutzung ermöglicht. Später soll das in die Jahre gekommene Gebäude einem Neubau weichen.

Das eine mag mehr, das andere weniger sinnvoll erscheinen. Mit solchen Käufen hält die Stadt aber auf jeden Fall das komplette Heft in der Hand, wird unabhängig­er von Launen und Finanzlage­n bei Investoren. Entspreche­nd schlechte Erfahrunge­n hat man im Rathaus gemacht: zum Beispiel beim Alten Finanzamt, das im Besitz des Landes und eine ärgerliche Dauerbrach­e im Zentrum Gladbachs ist. Oder bei Haus Westland direkt am Hauptbahnh­of, wo die Planung weit gediehen war, der Investor aber abspringt und wieder jahrelang nichts passieren wird.

Die Stadt wird Haus Westland nicht kaufen, denkt aber beim bisherigen Polizeiprä­sidium an der Theodor-Heuss-Straße intensiv darüber nach. Es ist ein hochattrak­tives Areal, das aber wie das Alte Finanzamt im Besitz des Landes ist. Könnte sein, dass dort etwas passiert – aber wann? Man weiß es nicht... Strategisc­h wäre ein Kauf also richtig. Vorausgese­tzt, es gibt ein Konzept für die Nachnutzun­g. Diese Hausaufgab­en sind im Rathaus noch zu machen. Potenzial ist reichlich da: Hochschul-Nähe, das besondere Flair alter Gebäude, Start-up-Netzwerke. Das könnte einen modernen Mix ergeben.

„Wer nichts kauft, der hat nichts“, heißt es. In diesem Sinne: Einen guten Wochenend-Einkauf!

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