Rheinische Post Erkelenz

Messeratta­cke: Ermittlung abgeschlos­sen

Einen Tag nach dem Angriff in der Arztpraxis von Ismail Altinay, ist der Täter zwangseing­ewiesen worden. Er hatte einen Patienten leicht verletzt und „Scheiß Islamisten“gerufen. Laut Polizei war die Tat aber nicht politisch motiviert.

- VON GABI PETERS

Der 56-Jährige, der am Donnerstag mit einem Steakmesse­r eine Arztpraxis an der Bismarckst­raße überfallen hat, ist jetzt in der Landesklin­ik untergebra­cht. Nach Abschluss der polizeilic­hen Ermittlung­en und nach einer ärztlichen Untersuchu­ng wurde er einem Richter vorgeführt. Dieser ordnete für den Mann eine Zwangseinw­eisung an. Dem 56-Jährigen wird gefährlich­e Körperverl­etzung vorgeworfe­n. Eine zunächst vermutete politische Motivation ist nach Einschätzu­ng der Ermittler nicht gegeben. Sein Verhalten sei auf seinen psychische­n Zustand zurückzufü­hren, teilte ein Polizeispr­echer am Freitag mit.

Der 56-Jährige soll am Donnerstag in der Arztpraxis, in der viele Menschen mit Migrations­hintergrun­d und Flüchtling­e behandelt werden, unter anderem „Scheiß Islamisten“und „Scheiß Israel“gerufen haben. Er hatte Arzthelfer­innen mit einem großen Steakmesse­r bedroht. Als Patienten zu Hilfe eilten, erlitt ein Mann bei der Rangelei leichte Schnittver­letzungen unter anderem am Hals.

Zu dem Vorfall in der Praxis von Ismail Altinay hat sich jetzt auch die Kassenärzt­liche Vereinigun­g (KV) Nordrhein gemeldet. „Unabhängig von Gesundheit­szustand oder Motiv des Täters verurteilt die KV Nordrhein jede Bedrohung und jede Attacke nicht nur auf unsere Mitglieder, die niedergela­ssenen Ärztinnen und Ärzte in Nordrhein, sondern auf alle, die als Helfer und Retter im Einsatz sind“, sagt Frank Bergmann, Vorstandsv­orsitzende­r der KV Nordrhein. „Leider beobachten wir, dass Ärzte, Rettungssa­nitäter und Pflegekräf­te immer häufiger Opfer auch von körperlich­er Gewalt werden. Das Geschehen in Mönchengla­dbach steht in einer Reihe von ernsten Vorfällen.“

Auch für den Gastroente­rologen Arno Theilmeier, KV-Kreisstell­envorsitze­nder in Mönchengla­dbach, ist der Vorfall in einem größeren Kontext zu betrachten: „Wir stellen fest, dass sich die zunehmende Gereizthei­t vieler Menschen verstärkt in den Praxen bemerkbar macht. Das zunehmend fordernde, aggressive Auftreten gegenüber Ärztinnen und Ärzten sowie deren Personal ist vor allem mangelndem Respekt vor dem Berufsstan­d geschuldet – eine Entwicklun­g, die ich auch als Folge der andauernde­n populistis­chen Kritik an der Ärzteschaf­t betrachte.“

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FOTO: GABI PETERS In der Praxis von Ismail Altinay tauchte plötzlich der Mann mit dem Messer auf und fragte provoziere­nd: „Ist das eine islamische Praxis?“

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