Junge Talente und sommerlich beschwingte Sinfonik
Beim siebten und letzten Sinfoniekonzert dieser Saison begeisterten auch Nachwuchsmusiker das Publikum, wie zum Beispiel der 13-jährige Philipp Frings.
Der Leistungsstandard der Preisträger des Wettbewerbs „Bühne frei“steigert sich von Jahr zu Jahr – das war die einhellige Meinung der Besucher, die in großer Zahl zum siebten Sinfoniekonzert in den Konzertsaal des Theaters Mönchengladbach gekommen waren.
Der 13-jährige Philipp Frings fesselte mit einer musikalisch stimmigen und technisch ausgereiften Wiedergabe des „Concertinos für Klarinette und Orchester Es-Dur op.26“von Carl Maria von Weber. Jan Christoph Heßling (15) wusste auf seiner behände und feingliedrig gehandhabten Gitarre die eher verhaltenen Schönheiten des Lautenkonzertes D-Dur RV93 (Fassung für Gitarre) von Antonio Vivaldi souverän zu vermitteln.
Der ebenfalls 15-jährige Malte Linder hatte sich das anspruchsvolle Trompetenkonzert des Armeniers Alexander Arutjunjan (19202012) ausgesucht, ein Werk, das bei Orchester-Probespielen verlangt wird. Doch den hohen Schwierigkeitsgrad meisterte der junge Trompeter bewundernswert.
Einzige Dame im Preisträger-Quartett war die 17-jährige Josephina Lucke. Sie spielte Anton Arenskis (1861-1906) hoch virtuose „Fantasie für Klavier und Orchester über russische Themen op.48“mit ausgefeilter Brillanz, hoher Musikalität und unerschütterlicher Sicherheit. Mihkel Kütson und sein Orchester begleiteten mit wachem Einfühlungsvermögen und feierten die jungen Solisten ebenso, wie es das Publikum tat.
Am Beginn des Abends im Theater stand die festlich und voller Wohlklang gestaltete „Akademische Festouvertüre“, in der Johannes Brahms vier Studentenlieder kompositorisch geschickt verwandt. Nach der Pause genossen die Zuhörer die Sinfonie Nr.2 D-Dur op.36, mit der Kütson und sein Orchester ihre seit Jahren gepflegte Auseinandersetzung mit dem Werk Ludwig van Beethovens um einen weiteren Meilenstein bereicherten. Genau den Tempovorgaben des Komponisten folgend, erklangen vor allem der zweite Satz – das traumhaft schöne Larghetto mit glanzvollen instrumentalen Sololeistungen– und das abschließende „Allegro molto“belebter als gewohnt. Es wurde von den hoch motivierten „Niederrheinischen Sinfonikern“und ihrem mit Genauigkeit und vollem, immer präzisem Einsatz agierenden Stabführer so bezwingend gemeistert, dass der Schlussapplaus kein Ende nehmen wollte.
Im zweiten Konzert erklang – statt der „Bühne frei“-Vorträge – ein ganz selten zu erlebendes Werk, das Streichquartettkonzert B-Dur, in dem Arnold Schönberg (1874-1951) das Concerto grosso op.6 Nr.7 von Georg Friedrich Händel – unter teilweiser Berücksichtigung der barocken Strukturen – in ein modernes Gewand gekleidet hat.
Das orchestereigene „Vitus-Quartett“(gebildet von Chisato Yamamoto, 1. Violine, Johanna Brinkmann, 2. Violine, Richard Weitz, Viola und Raffaele Franchini, Violoncello), dem hier vor allem spieltechnisch Äußerstes abverlangt wurde, harmonierte vorbildlich mit dem groß besetzten Orchester. Gemeinsam gelang es den Instrumentalisten, das nur stellenweise sperrige Opus dem glücklicherweise auch für ungewohnte Klänge offenen, spürbar animierten Publikum nahezubringen.