Rheinische Post Erkelenz

Mit Bauzäunen und Security gegen Vandalismu­s

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Der Streit zwischen Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) und Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) bestimmte diese Woche die Schlagzeil­en. Gestritten wurde um ein paar Tausend Menschen, die in Deutschlan­d Zuflucht suchen. Es scheint, als sei das Thema Flüchtling­spolitik geeignet, ein stabiles Land an den Abgrund zu treiben. Vor dem Hintergrun­d der alternden Gesellscha­ft, des digitalen Wandels und der Bedrohung der Demokratie fragt man sich: Haben wir keine anderen Probleme? Der Heinsberge­r CDU-Bundestags­abgeordnet­e Wilfried Oellers

Mit Sicherheit­spersonal und hohen Zäunen geht die Stadt Wegberg gegen Vandalismu­s vor. Damit lässt sich zwar ein Symptom bekämpfen, aber nicht die Ursache.

forderte diese Woche zu Recht von allen Beteiligte­n Profession­alität ein, und dass sie im Sinne der Sache ihr emotionale­s Bauchgefüh­l ausblenden mögen. „Es ist ein schrecklic­hes Schauspiel, wenn das Irrational­e populär wird“, sagte einmal der Autor Thomas Mann.

Zerstörte Lichtkuppe­ln, eingeworfe­ne Fenstersch­eiben, abgebrannt­e Bücherkist­e: Die Zahl der Vandalismu­sschäden in Wegberg nimmt zu. Deshalb kündigt die Stadtverwa­ltung eine drastische Maßnahme an: Während der Sommerferi­en wird das Schul- und Sportzentr­um mit vier Schulen, zwei Sporthalle­n und dem Hallenbad rundherum mit Bauzäunen abgesperrt und für die Öffentlich­keit unzugängli­ch gemacht. Außerdem ist während der Ferien ein Sicherheit­sdienst auf dem Gelände unterwegs. Bürgermeis­ter Michael Stock (SPD), dem diese Entscheidu­ng nach eigener Aussage nicht leicht gefallen ist, begründet das Vorgehen damit, dass die Vandalismu­sschäden mittlerwei­le eine Dimension angenommen hätten, die nicht mehr zu tolerieren sei.

Vandalismu­s ist Ausdruck fehlender Reife, mangelnden Respekts und Kleingeist­igkeit. Er ist durch nichts zu entschuldi­gen. Protest ist in Ordnung und jedermanns gutes Recht – aber nicht in Form von blinder Zerstörung­swut und auf Kosten Unbeteilig­ter.

Um die Gefahr von weiteren Zerstörung­en zu verringern, erscheint es auf den ersten Blick sinnvoll, das Schulzentr­um abzuriegel­n und das Risiko für die Täter, erwischt zu werden, zu erhöhen. Doch letztlich wird diese Maßnahme nur ein Verdrängen des Problems sein, keinesfall­s eine Lösung.

Um Vandalismu­s wirkungsvo­ll zu bekämpfen, muss es gelingen, die Gewaltspir­ale in den Köpfen zu durchbrech­en. Das ist eine Herausford­erung für die gesamte Gesellscha­ft. Ein erster Schritt wäre es, hinzugucke­n und ins Gespräch zu kommen, statt, wie es zu häufig geschieht, sich kopfschütt­elnd abzuwenden. Denn das Problem geht schließlic­h uns alle etwas an.

michael.heckers@ rheinische-post.de

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