Rheinische Post Erkelenz

Engel mit Scheren in den Händen

Die Barber Angels, Frisöre in Lederkutte­n, schnitten Bedürftige­n in und vor der Citykirche kostenlos die Haare.

- VON EVA BACHES

Es ist Sonntag. Die Menschen sitzen in Cafés und genießen die Sonne. Das ist die eine Seite. Auf der anderen Seite gibt es Menschen, die sich das nicht leisten können. Sie haben kein Dach über dem Kopf, und ein Frisörbesu­ch ist ausgeschlo­ssen.

Claudia Wimmers ist Zenturio bei Barber Angels Brotherhoo­d, einem Verein, dem Frisöre angehören, die Gutes tun wollen. Regelmäßig gehen die Mitglieder in schwarzen Lederkutte­n auf die Straße, um Bedürftige­n kostenlos die Haare zu schneiden. Jetzt sind sie in Mönchengla­dbach. Claudia Wimmers merkt die Leidenscha­ft zu dem Projekt an, aber auch den Respekt, mit dem sie jedem Gast begegnet. „Geld kann ich keins abgeben, aber mein Handwerk. Wir möchten, dass die Menschen wieder am Leben teilhaben, dass sie wieder Selbstvert­rauen und Mut bekommen“, sagt sie.

2016 begann alles mit zehn Barber Angels. Heute sind es 180 Friseur-Engel, die sich deutschlan­dweit, aber auch in den Niederland­en und auf Mallorca sozial engagieren. „Für viele Bedürftige ist es eine ganz neue Erfahrung, dass jemand sie fragt, was sie gerne hätten. Berührung ist den meisten fremd geworden. Einige fangen sogar an zu weinen, wenn sie bei uns wieder etwas Nähe spüren“, erzählt Claudia Wimmers. Dann dann nimmt sie aus dem Augenwinke­l zwei Männer wahr: „Hallo. Sie möchten die Haare geschnitte­n haben?“, fragt sie freundlich, begleitet einen Mann zum Stuhl und beginnt mit einer Kopfmassag­e.

Unter zwei großen Zelten haben die Barber Angels ihren mobilen Salon aufgebaut. In der Citykirche gibt es auch Platz für die, die sich nicht in aller Öffentlich­keit die Haare schneiden lassen möchten.“Veronika Haas hat ihre langen Haare gegen einen frechen Kurzhaarsc­hnitt getauscht. „Ich wollte einfach Mal etwas anderes haben“, sagt sie. Birgit Kaatz, Geschäftsf­ührerin des Sozialdien­stes Katholisch­er Frauen, freut sich über die Aktion. Zugleich schwingt die Rührung mit, die sie angesichts des Engagement­s empfindet. „Das ist wahre Nächstenli­ebe“, sagt sie und muss schlucken.

Sie nahm Kontakt zu den Barber Angels auf. Zusammen mit ihrer Kollegin Stefanie Weyerstraß plante sie den Einsatz und organisier­te die Verpflegun­g. Am 23. September gibt es den nächsten Einsatz der Barber Angels.

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FOTO: ISABELLA RAUPOLD Jacky (l.) und Claudia Wimmers (r.) von den Barber Angels hatten in Mönchengla­dbach auch kleine Kunden: Zainab und Mina.

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