Rückzugsort für Tiere und Pflanzen
Die Ausgleichsflächen der Gemeinde auf früheren Äckern sind wertvolle Biotope.
JÜCHEN (RP) Die Gemeinde Jüchen hat auf einigen früheren Ackerflächen Wildkräuterwiesen zur Kompensation von baubedingten Eingriffen angelegt. Teilweise sind diese mit Kultur- und Wildobstbäumen sowie einheimischen Wildsträuchern bepflanzt.
Damit stellen diese Ausgleichsflächen inmitten einer von intensiver Landwirtschaft geprägten Landschaft wertvolle Biotope dar. Immer wieder gehen bei der Gemeinde aber Hinweise über vermeintlich nicht gepflegte oder auch zu einem angeblich falschen Zeitpunkt gemähte Ausgleichsflächen ein. Dabei wird unterstellt, dass es sich um öffentliche Grünflächen handelt, die verwahrlosen oder einem gewissen Ordnungsempfinden widersprechen.
Ökologische Ausgleichsflächen seien jedoch keine intensiv gepflegten Grünanlagen, die primär der Naherholung dienen, sondern der an die Natur zu zahlende Preis für den Verlust, den man ihr durch Baumaßnahmen und insbesondere Bodenversiegelungen andernorts zugefügt habe. Darauf weist Gemeindesprecher Norbert Wolf hin.
Das Entwicklungsziel, das die Planer bei der Konzeption zugrunde gelegt haben, lasse sich nur durch ein regelmäßige und zeitlich optimal abgestimmtes Mähen der Wiesen erreichen. Durch die Mahd sollen weder eine Spielwiese noch ein Rasen geschaffen werden. Vielmehr verfolge die Gemeinde den Zweck, eine möglichst große Pflanzenartenvielfalt zu fördern und geeignete Reproduktionsstätten für Insekten, Spinnen, Vögel und Kleinsäuger zur Verfügung zu stellen.
Zur Erhöhung der Artenvielfalt sei es aus naturschutzfachlicher Sicht geboten, auf den überwiegend nährstoffreichen Böden mindestens zwei Schnitte in der Zeit zwischen Anfang Juni und Ende September durchzuführen, betont Wolf. Um das Mähgut anschließend als Viehfutterverwerten zu können, kooperiert die Gemeinde angesichts der zahlreichen neuen Wiesenflächen verstärkt mit Landwirten und Pferdehaltern.
Um ein qualitativ akzeptables Heu zu gewinnen, müsse insbesondere das Wettergeschehen im Auge behalten werden, so Norbert Wolf weiter. Diese Nutzung sei sinnvoller als eine Entsorgung über die Kompostierungsanlage. Sofern der Aufwuchs nur gemulcht und auf der Fläche bleiben würde, würden langfristig die Gräser dominieren und die erwünschten Wildblumen zurückdrängen.
Wolf: „Auch wenn die Mahd einer in voller Blüte stehenden Wiese auf den ersten Blick zerstörerisch erscheinen mag, muss man dabei allerdings bedenken, dass der Biotoptyp ,Wiese’ überhaupt erst durch menschliche Eingriffe zustande gekommen ist.“