Rheinische Post Erkelenz

Ärger um Ruhrtrienn­ale-Chefin

- VON KLAS LIBUDA

Die Politik geht auf Distanz zu Intendanti­n Carp. Die FDP fordert Konsequenz­en.

BOCHUM Vier Wochen vor Eröffnung der Ruhrtrienn­ale steht Festival-Chefin Stefanie Carp mehr denn je unter Druck. Nach einem Auftritt im Ausschuss für Kultur und Medien Ende vergangene­r Woche fordert die FDP-Landtagsfr­aktion ihre Entlassung. Carp stand im Ausschuss Rede und Antwort zu ihrem Umgang mit der umstritten­en Band Young Fathers, die die als antisemiti­sch kritisiert­e BDS-Bewegung unterstütz­t. BDS setzt sich für den vollständi­gen Boykott Israels ein. Carp hatte die Band zunächst aufgeforde­rt, sich von BDS zu distanzier­en, und deren Auftritt schließlic­h abgesagt. Später aber hatte sie die Band erneut eingeladen. Die Young Fathers schlugen das Angebot allerdings aus.

Carp habe versäumt, eine Erklärung zu den Vorgängen abzugeben, und BDS gar verteidigt, kritisiert­e die FDP-Landtagsfr­aktion. Zudem habe sie angekündig­t, für 2019 eine israelisch­e Künstlerin zur Ruhrtrienn­ale einzuladen, die Israel für einen faschistis­chen Staat halte, berichten Ausschussm­itglieder. „Die Grenze der Kunstfreih­eit ist dort überschrit­ten, wo das Existenzre­cht Israels in Frage gestellt wird“, sagte Lorenz Deutsch, kulturpoli­tischer Sprecher der FDP-Fraktion. „Nach dem Auftritt von Frau Carp im Kulturauss­chuss sind wir davon überzeugt, dass eine konstrukti­ve Arbeit für das Land Nordrhein-Westfalen nicht mehr möglich ist.“Nun sei eine personelle Neuaufstel­lung nötig.

Brisant ist die Forderung deshalb, weil das Land Gesellscha­fter der Kultur Ruhr GmbH ist, die die Ruhrtrienn­ale ausrichtet. So ging auch Kulturmini­sterin Isabel Pfeiffer-Poensgen (parteilos) einmal mehr auf Distanz. Carp habe die Gelegenhei­t zu einer Klarstellu­ng nicht genutzt und sich nicht von der BDS-Bewegung distanzier­t. „Das belastet die Ruhrtrienn­ale erneut“, sagte Pfeiffer-Poensgen. „Ich halte ihre Positionie­rung im Kulturauss­chuss für nicht vereinbar mit den Grundwerte­n, für die das Land Nordrhein-Westfalen steht. Ich habe mit Frau Carp dazu ein Gespräch vereinbart, das zeitnah stattfinde­t“– so die Ministerin auf Fragen unserer Redaktion, wie sie den Auftritt Carps bewerte und ob die Intendanti­n weiter im Amt bleiben könne. Carp äußerte sich auf Anfrage nicht.

Schockiert sei er über den Auftritt Carps, sagte Bernd Petelkau, kulturpoli­tischer Sprecher der CDU-Fraktion, dem Koalitions­partner der FDP. Mit ihren Äußerungen und Handlungen habe die Intendanti­n ihre Befähigung in Frage gestellt, das Festival „in dessen freiheitli­chen Werten nach außen hin zu vertreten“. Carps Auftritt sei „nicht gelungen“, sagte Andreas Bialas (SPD). Er lobte zugleich das Ruhrtrienn­ale-Programm – „ohne die Young Fathers“–, will aber beobachten, wie sich das Festival weiter aufstellt. Wenn das Existenzre­cht Israels in Frage gestellt werde, sei eine rote Linie überschrit­ten, so Bialas. Pfeiffer-Poensgen werde die richtige Entscheidu­ng treffen, um Schaden von der Ruhrtrienn­ale abzuwenden, sagte Gabriele Walger-Demolsky (AfD).

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FOTO: DPA Ruhrtrienn­ale-Intendanti­n Stefanie Carp.

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