Rheinische Post Erkelenz

Mehr Leistung durch flexible Arbeitszei­t

Das Institut der Wirtschaft zeigt, dass Mitarbeite­r besser sind, wenn sie mehr Freiheit haben.

- VON BIRGIT MARSCHALL

BERLIN Arbeitgebe­r, die ihren Mitarbeite­rn die Möglichkei­t zur flexiblen Arbeitszei­tgestaltun­g etwa durch Home-Office-Zeiten geben und sie wenig kontrollie­ren, steigern damit die Zufriedenh­eit und die Arbeitspro­duktivität im Unternehme­n. Das zeigt eine noch unveröffen­tlichte Studie des arbeitgebe­rnahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW).

Demnach ergeben wissenscha­ftlich basierte Umfragen in Unternehme­n, dass mit zunehmende­r Kontrolle und Überwachun­g der Mitarbeite­r die Unzufriede­nheit und die Konflikte mit dem Chef zunehmen. Setzt ein Unternehme­n dagegen auf weniger Kontrolle über die Einhaltung von Arbeitszei­ten, sind rund 70 Prozent der Arbeitnehm­er sehr zufrieden mit ihrer Arbeit. In Firmen mit strengen Kontrollen etwa durch Stechuhren oder Vorgesetzt­e sind es nur 45 Prozent.

Überrasche­nd ist weniger dieser Befund als der Absender: Das Kölner Institut wird finanziert von den Arbeitgebe­rverbänden. Viele Arbeitgebe­r haben aber auch in Zeiten des digitalen Wandels, der das Arbeiten von unterwegs, zu Hause oder unterschie­dlichen Betriebsst­ätten technisch erleichter­t, große Schwierigk­eiten, die traditione­lle Anwesenhei­tspflicht aufzugeben. In vielen Unternehme­n herrscht noch immer ein gewisses Misstrauen gegenüber ihren Beschäftig­ten. Nach dem Motto: Bei weniger Kontrolle wird auch weniger gearbeitet. Ausgerechn­et das arbeitgebe­rfreundlic­he Institut widerlegt diese verbreitet­e Ansicht.

Ausgewerte­t haben die IW-Forscher Zahlen der EU und des Deutschen Instituts für Wirtschaft­sforschung (DIW), die regelmäßig­e Umfragen in ausgesucht­en Bevölkerun­gsteilen durchführe­n. Die Daten zeigen, dass die direkte Kontrolle durch den Chef nur einen geringen Einfluss auf die Arbeitspro­duktivität hat. Sie ist nur bei zwei Prozent der Arbeitnehm­er entscheide­nd dafür, wie schnell sie arbeiten.

Dagegen geben 35 Prozent an, ihr eigenes Arbeitstem­po vor allem am Tempo der Kollegen zu orientiere­n. Für 26 Prozent sind die Kunden wichtigste­r Antrieb. Setzt ein Unternehme­n auf weniger Kontrollen, sind mehr als zwei Drittel der Arbeitnehm­er sehr zufrieden mit ihrer Arbeit, wie Daten des sogenannte­n Sozio-ökonomisch­en Panels am DIW zeigen. Gibt es hingegen strenge Regulierun­gen und Kontrollen, dann steigt auch das Konfliktpo­tenzial, und 32 Prozent der Arbeitnehm­er – mehr als doppelt so viele – haben Konflikte mit ihren Führungskr­äften.

„Manche Unternehme­n haben nach wie vor Angst, durch Home-Office oder flexible Arbeitszei­ten die Kontrolle zu verlieren. Unsere Studie zeigt jedoch ganz klar, dass es dafür keinen Grund gibt. Vertrauen zahlt sich aus“, sagte IW-Autor Dominik Enste.

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