Experten halten AKW Doel und Tihange für sicher
AACHEN (dpa) Deutsche Atomexperten halten die umstrittenen belgischen Atomkraftwerke Tihange 2 und Doel 3 für sicher. Feine Risse in den Reaktor-Druckbehältern seien bei der Herstellung entstanden und stellten auch im Störfall kein zusätzliches Risiko dar, heißt es in einem Bericht der Reaktor-Sicherheitskommission, die die Bundesregierung berät. Im Umweltministerium sprach man von einer „guten Nachricht“vor allem für die deutsch-belgische Grenzregion, hielt aber an der Forderung fest, alte Meiler abzuschalten.
Der 19-seitige Bericht der Kommission war mit Spannung erwartet worden. Die Risse in den Druckbehältern waren erstmals 2012 aufgefallen. 2016 hatte die damalige Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) Belgien gebeten, die Meiler bis zu Klärung von Sicherheitsfragen abzuschalten – ein sehr ungewöhnlicher Schritt.
Nun sind die Fragen aus deutscher Sicht so gut wie alle geklärt. In der Stellungnahme der Kommission heißt es, es sei „plausibel“, dass die Risse bei der Herstellung entstanden seien, und es sei nicht erkennbar, dass die Risse durch den Betrieb der Reaktoren zugenommen hätten. Für den Fall von erhöhtem Innendruck gebe es „ausreichende Reserven“gegen einen Kollaps, auch einer plötzlichen Erhitzung könnten die Behälter standhalten.
Ein Sprecher des Umweltministeriums sagte, nun könne man einschätzen, dass die Risse – sogenannte Wasserstoff-Flocken – die Sicherheit der Meiler nicht beeinträchtigten. Das Ministerium bleibe aber bei seiner Haltung, dass alte Reaktoren abgeschaltet gehörten. „Atomenergie trägt immer ein Restrisiko, insbesondere wenn es um alte Atomanlagen geht. Und hier sprechen wir über alte Atomanlagen.“
Nordrhein-Westfalens Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) sagte, der Bericht sei „erst einmal eine beruhigende Nachricht“. Die Landesregierung bliebe aber dabei, „dass die recht alten und störanfälligen Reaktoren baldmöglichst abgeschaltet werden sollten“.