Bei Fortuna hat der Kampf um die Plätze begonnen
Der Bundesliga-Aufsteiger hat einen sehr ausgeglichen besetzten Kader. Bei aller Harmonie geht es schon jetzt zur Sache.
STAHLHOFEN AM WIESENSEE Friedhelm Funkel guckt sehr ernst drein in diesen Tagen am Wiesensee im Westerwald. Und das liegt nicht nur am Magen-Darm-Virus, der ihn und Teile seiner Mannschaft zuletzt für ein paar Tage außer Gefecht gesetzt hatte. Sein Blick spiegelt auch die Ausgangslage vor der kommenden Fußball-Bundesliga-Saison wider. Fortuna Düsseldorf geht als Außenseiter in den Kampf um den Klassenerhalt. Umso wichtiger ist somit eine vernünftige Vorbereitung. Der Trainer beobachtet in diesen ersten Trainingstagen viel, saugt in sich auf, korrigiert nur, wenn etwas grundlegend schief läuft.
Das erste von zwei Trainingslagern dient neben der Erlangung der viel zitierten Grundlagen vor allem auch der Integration der bisher sechs externen Zugänge. Alle Neuen betonen unisono, dass dieses Vorhaben auf einem sehr guten Weg sei. Die Beobachter am Rande des Trainingsplatzes sind geneigt, dieser These zuzustimmen. Es sieht nach viel Harmonie aus. Was aber nicht ausschließt, dass die Einheiten mit vollem Ehrgeiz angegangen werden. Als Kenan Karaman im Trainingsspiel einen Ball vertändelt und seine Mannschaft die Partie aufgrund des daraus resultierenden Gegentores verliert, schimpft Robin Bormuth lauthals vor sich hin. Es wird deutlich: Schon jetzt, mehr als sechs Wochen vor dem Pflichtspielstart, scheint es um mehr zu gehen, als nur ein Trainingsspiel. Wenige Sekunden später analysieren Bormuth und Karaman die Situation und besiegeln per Handschlag eine gemeinsame Marschrichtung für die Zukunft.
Generell wird beim Blick auf den Kader schnell klar, dass er sehr ausgeglichen besetzt ist. Es gibt kaum Positionen, auf denen es klare Rollenverteilungen gibt. Der Konkurrenzkampf ist enorm und wird noch zunehmen, da weitere Zugänge geplant sind. In der Innenverteidigung gilt das Duo Andre Hoffmann und Kaan Ayhan als gesetzt. Auch Marcel Sobottka wird wohl die Schaltzentrale im Mittelfeld bedienen. Das war es dann auch schon. Über die Besetzung der restlichen acht Positionen werden die Trainingseindrücke entscheiden.
Wo es im Kader noch offene Stellen gibt, war beim ersten Testspiel gegen den Sechstligisten Sportfreunde Eisbachtal (9:1) am Freitag gut zu erkennen. In der ersten Halbzeit beackerte Havard Nielsen die linke Außenbahn, in der zweiten Hälfte übernahm Kevin Stöger diese Rolle. Beide Akteure gelten wahrlich nicht als flinke Flügelflitzer, entfalten ihre Wirkung vielmehr in zentralen Positionen.
Wunschkandidat für die vakante Stelle auf Außen ist Takashi Usami, der bereits in der Aufstiegssaison vom FC Augsburg ausgeliehen war. Dass er für positiven Wirbel sorgte, ist nun Segen und Fluch zugleich. Der FCA soll rund drei Millionen Euro fordern. Noch ist nicht klar, ob der Transfer klappt. Auf der Rechtsverteidiger-Position suchen die Verantwortlichen nach einer Alternative zu Jean Zimmer.
Als Paradebeispiel für die Ausgeglichenheit im Kader gilt die Torhüterposition. In Raphael Wolf und Michael Rensing hat Funkel zwei Torhüter zur Auswahl, die etwas vorzuweisen haben, das den meisten anderen Akteuren noch fehlt: Bundesliga-Erfahrung. Auf dem Trikot trägt Rensing die Nummer eins. Wer aber beim Start gegen Augsburg Mitte August zwischen den Pfosten steht, ist völlig offen.
Funkel hat aber ja auch noch einige Wochen Zeit, mit ernstem Blick zu beobachten, bis er Entscheidungen treffen muss.