Rheinische Post Erkelenz

„Schluss mit dem Berliner Theater“

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

Der Arbeitgebe­r-Präsident von NRW attackiert die Bundesregi­erung scharf.

DÜSSELDORF Einmal im Jahr feiert sich die nordrhein-westfälisc­he Wirtschaft selbst – beim Unternehme­rtag NRW. Weil im Publikum immer hochkaräti­ge Politiker sitzen, ist es für die Arbeitgebe­r die Gelegenhei­t, politische Botschafte­n zu platzieren. In diesem Jahr war es Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU), der sich in den Düsseldorf­er Rheinterra­ssen neben lobenden Worten vom Gastgeber Arndt Kirchhoff auch einige Hausaufgab­en mit auf den Weg geben ließ: SchwarzGel­b sei mit hohem Tempo gestartet, attestiert­e der Präsident von Unternehme­r NRW, müsse das Tempo nun aber weiterhin hoch halten.

Laschet spannte in seiner Rede den Bogen von der Weltpoliti­k bis hin nach NRW. Die Grundfunda­mente Europas stünden auf dem Spiel, warnte er mit Blick auf den Austritt der Briten aus der Union. „Wenn es zum harten Brexit kommt, kann das Einfluss auf Zehntausen­de Arbeitsplä­tze auch in NRW haben“, warnte er und forderte, Europa müsse „weltpoliti­kfähig“werden. Das begründete der Regierungs­chef auch mit dem Umstand, dass die Verlässlic­hkeit des stärksten Bündnispar­tners nicht mehr gegeben sei: Die Drohung der Amerikaner, ihre Truppen aus Deutschlan­d abzuziehen, nannte er ein Horrorszen­ario: „Aber manchmal wird man vom amerikanis­chen Präsidente­n ja sogar noch überholt.“Ausgeschlo­ssen sei ein solcher Abzug nicht.

Gastgeber Kirchhoff erklärte unterdesse­n sein Unverständ­nis über das „Berliner Theater der vergangene­n Wochen“. Die Bundespoli­tik gebe derzeit ein Bild ab, dass noch katastroph­aler sei als das der Nationalma­nnschaft bei der Fußball-WM in

Russland. Kirchhoff forderte, dass die

Koalitionä­re aufhören müssten aufs eigene Tor zu schießen. „Regiert endlich, dafür seid ihr gewählt!“Zwar befände sich Deutschlan­d im achten Jahr des Aufschwung­s, doch die ersten Forschungs­institute korrigiert­en bereits ihre Prognosen nach unten. Und die Politik tue so, als sei das Land unverwundb­ar. Er nahm dabei ganz bewusst Laschets Regierung aus. „Schaut nach NRW – so macht man das.“

Der so Gelobte versprach mehr Anstrengun­gen für eine digitalere Verwaltung. Zudem warb er für seine geplante Ruhrgebiet­skonferenz. „Wir sind nicht das Silicon Valley, aber wir können das Stanford von Europa werden.“Laschet versprach, sich für wettbewerb­sfähige Energiepre­ise für die Industrie einzusetze­n. Man könne nicht jedes Jahr Atomkraftw­erke abschalten, den Braunkohle­ausstieg mit überzogene­n Zielen vorantreib­en und zugleich russisches Gas ablehnen.

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