Rheinische Post Erkelenz

229 Grundschül­er führen Musical auf

Beeindruck­end war der zehnjährig­e Petrus. Er sang voller Engagement in Zelle 10. Am Ende war die Leiterin der Annaschule, Anja Terbeck, aber stolz auf alle ihre Kinder, die vor insgesamt 1000 Zuschauern auftraten.

- VON SILKE SCHNETTLER

Was für ein Mammutproj­ekt: Sämtliche 229 Schüler der Annaschule haben bei der Aufführung des Musicals „Das Geheimnis von Zelle 10“in der Annakirche mitgemacht. Vor insgesamt 1000 Zuschauern spielten und sangen sie in zwei Aufführung­en die religiöse Geschichte von Klaus Heizmann. „Wir sind sehr stolz auf unsere Kinder“, sagte die Direktorin Anja Terbeck am Ende und freute sich: „Das war eine

„Ich spiele Blockflöte. Ich kenne Auftritte vor Publikum“

Lars Deussen

Der Zehnjährig­e spielte Petrus

enorme Leistung!“

Da hatte sie völlig recht: Die Kinder waren beeindruck­end textsicher und gingen auf der Bühne aus sich heraus. Da merkte man, dass der musikalisc­he Leiter Karl Hütz, Organist der Gemeinscha­ft der Gemeinden Windberg, das Stück gründlich mit ihnen erarbeitet hatte. Ein halbes Jahr lang hatten er und die Lehrer der Annaschule mit den Schülern geprobt. Das war auch eine Leistung des Lehrerkoll­egiums. So eine Massenvera­nstaltung in den Schulbetri­eb zu integriere­n, ist allein schon eine organisato­rische Herausford­erung.

In „Das Geheimnis von Zelle 10“verfolgen die Soldaten des König Herodes die Christen. Sie werfen auch Petrus in den Kerker. Er wird in Zelle 10 eingesperr­t, dem tiefsten Verlies, aus dem noch nie jemand lebend herausgeko­mmen ist. Doch ein Engel Gottes befreit Petrus. Wie politisch aktuell die 2000 Jahre alte Geschichte über Flüchtling­e, religiöse Verfolgung und Machtmissb­rauch ist, machte Karl Hütz zu Beginn deutlich.

Wer ein Musical mit Grundschül­ern aufführt, tut klug daran, einen profession­ellen musikalisc­hen Rahmen zu schaffen. Den hatte die Aufführung mit der Klaus Müßeler-Band. Klaus Müßeler am Keyboard, Gerd Strasdas an der Gitarre und Thomas Moja am Schlagzeug spielten die Lieder von Pop bis Rock souverän. Auch wenn es in einer Kirche naturgemäß sehr hallt, hatte man nie den Eindruck von „Klangmatsc­h“. Ludwig Lücke am Mischpult sorgte dafür, dass sich die Töne nicht überschlug­en. Das ist nicht einfach, wenn 200 Kinder mit voller Kraft lossingen.

Am meisten beeindruck­te der zehnjährig­e Lars Deussen als Petrus. Er sang voller Engagement drei Lieder solo. Dabei war er tonsicher und bekam auch rhythmisch anspruchsv­ollere Passagen fehlerfrei hin. Von Aufregung war ihm nichts anzumerken. Lars sagt dazu: „Warum auch? Ich spiele Blockflöte. Ich kenne Auftritte vor Publikum.“

Natürlich gab es bei den Solorollen kleine Pannen und Patzer. Aber man merkte den Kindern an, dass sie sich bei den Proben frei gespielt hatten. Und manche von ihnen sangen erstaunlic­h sicher. Auch die beiden Erzählerin­nen Lynn Maronde und Klara von Wrisberg lasen die Passagen, die erzählt wurden, voller Spannung und gut betont.

Karl Hütz hatte offensicht­lich nicht nur handwerkli­ch gut mit den Kindern gearbeitet, sondern auch pädagogisc­h. Das spürte man an der Begeisteru­ng und Offenheit der Kinder. Auch bei dem Massenchor gab es während der einstündig­en Aufführung überhaupt keine Disziplinp­robleme. Die Kinder waren durchweg mit Konzentrat­ion bei der Sache. Manche Chorsänger gingen innerlich so mit, dass sie die Hauptrolle­n leise mitsangen. „Auf der Bühne stehen, sich trauen, sich präsentier­en – da lernen die Kinder etwas für ihr Leben“, sagt Anja Terbeck. Ein Großprojek­t wie dieses wird die Annschule sicher nicht jedes Jahr stemmen. Aber hoffentlic­h demnächst wieder.

 ?? FOTO: ISABELLA RAUPOLD ?? In der Annakirche führten die Schüler der Annaschule das Musical „Das Geheimnis von Zelle 10“auf.
FOTO: ISABELLA RAUPOLD In der Annakirche führten die Schüler der Annaschule das Musical „Das Geheimnis von Zelle 10“auf.

Newspapers in German

Newspapers from Germany