Rheinische Post Erkelenz

Die Schwachen und Hilfsbedür­ftigen im Blick

Der Verein für Innere Mission in Rheydt gedenkt seines Gründers Franz Balke und gibt eine Festschrif­t heraus.

- VON ANGELA RIETDORF

Es gibt einen Franz-Balke-Weg in Dahl und ein Franz-Balke-Haus in Bonnenbroi­ch-Geneicken. Aber nur wenige wissen, wer der Namensgebe­r war. „Wir sollten uns dankbar an ihn erinnern“, sagt Wolfgang Löhr, ehemaliger Stadtarchi­var. Er hat anlässlich des 150-jährigen Bestehens des Vereins für Innere Mission Rheydt eine Festschrif­t erarbeitet, die nicht nur, aber auch Franz Balke würdigt, den evangelisc­hen Pfarrer und Initiator des Vereins, außerdem einer der Gründer der heutigen Ev. Stiftung Hephata und eines Heims für Epileptike­r in Bethel. „Er vereinte theologisc­hen Antrieb, Organisati­onstalent und die Fähigkeit, Menschen zu begeistern“, erklärt Pfarrer Olaf Nöller, Pfarrer der evangelisc­hen Hauptkirch­e.

Balke gründete den Verein, machte ihn zum Kristallis­ationspunk­t der diakonisch­en Arbeit und brachte die wohlhabend­en protestant­ischen Fabrikante­n dazu, das Projekt zu unterstütz­en. „Er hat die Solidaritä­t der Starken mit den Schwachen in seiner Person gebündelt“, sagt Superinten­dent Dietrich Denker und nennt ihn einen Brückenbau­er zwischen den Milieus. Diakonisch­e Arbeit in Rheydt war damals bitter nötig, denn arbeitslos­e Handweber verarmten, die Bevölkerun­g wuchs und die Armenkoste­n ebenso. Hier setzte der Verein an, stellte Gemeindesc­hwestern ein, die sich um die Armen und Kranken kümmerten, errichtete später ein Altenheim, eine Fabrikschu­le und ein Waisenhaus. Die soziale Ungleichhe­it war ein Thema, das den Pastor Balke sehr beschäftig­te. „Er rückte von der üblichen Überzeugun­g ab, Armut sei selbstvers­chuldet“, schreibt Löhr. Mehr als vierzig Jahre lang wirkte Balke als Pfarrer in Rheydt. Er starb 1889, sein Grab liegt neben dem der anderen evangelisc­hen Pfarrer Rheydts auf dem Friedhof an der Nordstraße. Dort legten Vertreter des Vereins für Innere Mission und der evangelisc­hen Gemeinde einen Kranz nieder.

Der Verein für Innere Mission wuchs bis in die 1930er Jahre hinein. Als die Nazis die Herrschaft übernahmen, wurde er, um das Vereinsver­mögen zu erhalten, aufgelöst und die Arbeit auf die evangelisc­he Kirchengem­einde in Rheydt übertragen. Nach dem Krieg nahm er nur einen Teil seiner Aufgaben wieder auf. Heute ist der Verein Träger des Altenheims Haus am Buchenhain. Dort ist die Festschrif­t erhältlich. Und zwar unentgeltl­ich.

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FOTO: ANGELA RIETDORF Sie legten am Grab von Franz Balke einen Kranz nieder (v.l.): Hans-Ulrich Rosocha, Wolfgang Mika, Beate Wittland, Olaf Nöller, Wolfgang Löhr, Dietrich Denker und Jürgen Theißen.

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