Rheinische Post Erkelenz

Kreis übernimmt das Gemeindear­chiv

Für den Fördervere­in Gemeindear­chiv soll sich laut Bürgermeis­ter nichts ändern. Die Satzung ist juristisch geprüft.

- VON GUNDHILD TILLMANNS

JÜCHEN Das Jüchener Gemeindear­chiv geht zunächst befristet bis Ende 2020 in die Trägerscha­ft des Rhein-Kreises Neuss über: Das beschloss der Gemeindera­t jetzt mehrheitli­ch gegen fünf Nein-Stimmen von FWG, Linken und SÖWA. Allerdings ging dieser Entscheidu­ng eine Änderung des ursprüngli­chen Vertragste­xtes voraus. In der alten Vertragsfa­ssung war die Rede von einer „Übereignun­g“des Archivs an den Kreis. Dagegen hatten sich die Mitglieder des Kulturauss­chusses gewehrt. Nach dem neuen Vertrag bleibt nun die Gemeinde und künftige Stadt Jüchen alleiniger Eigentümer des Archivs, das fachlich vom Zentralarc­hivs des Kreises in Dormagen-Zons mitbetreut wird. Vor Ort ist Christiane Skierde die neue Ansprechpa­rtnerin auch für den Publikumsv­erkehr.

Interessie­rt verfolgten einige Mitglieder des Archiv-Fördervere­ins die Debatte und die Abstimmung im Gemeindera­t. Dieter Ohlmann hatte als Vorsitzend­er des Fördervere­ins zuvor bereits in einem Vier-Augen-Gespräch mit Bürgermeis­ter Harald Zillikens seine Sorgen dargelegt. Denn der Fördervere­in wisse nicht, ob die Übernahme des Archivs durch den Kreis mit der Satzung und den selbst gestellten Aufgaben des Fördervere­in konform gehe, sagte Ohlmann der NGZ: Schließlic­h habe der Fördervere­in in den vergangene­n Jahren durch Mitglieder­beiträge und vor allem auch mit Spenden eine Vielzahl von historisch­en Publikatio­nen für das Archiv ermöglicht, erinnerte Ohlmann. Die aktuell 40 Mitglieder müssten nun wahrschein­lich einberufen werden, um ein Zweidritte­lvotum für oder gegen den Fortbestan­d des Vereins unter den neuen Vorzeichen einzuholen. Ohlmanns Sorgen konnten aber in der Ratssitzun­g zumindest in Teilen bereits zerstreut werden. Kämmerin Annette Gratz habe die Satzung des Fördervere­ins im Hinblick auf die neue Trägerscha­ft juristisch geprüft, informiert­e der Bürgermeis­ter. Inhaltlich werde sich für den Fördervere­in durch den neuen Vertrag in seiner Arbeit nichts ändern, beruhigte der Bürgermeis­ter die anwesenden Mitglieder. Eine heftige Gegenwehr zu der neuen Archiv-Trägerscha­ft gab es wieder in der Hauptsache von der FWG-Fraktion. Deren Vorsitzend­er Gerolf Hommel geht davon aus, dass dem Archiv nun kein Personal mehr zur Verfügung steht, um

zum Beispiel Zeitzeugen zu befragen und Kontakte zu pflegen, um so alte Dokumente zu sichern. Er forderte: „Wir wollen das Archiv weiter selbst machen und nicht zu einer Außenstell­e des Kreises degradiert werden.“

Der Bürgermeis­ter sieht keine Degradieru­ng, wie er im Rat betonte. Im Gegenteil: Durch die Kooperatio­n mit dem Kreis partizipie­re das Gemeindear­chiv letztlich im Bereich der Digitalisi­erung. Da von Zons aus ohnehin die Digitalisi­erung des Archivguts vorangetri­eben werde, stehe auch im Jüchener Gemeindear­chiv künftig ein PC für den Publikumsv­erkehr zur Verfügung. So werde der Zugriff auf den gesamten digital archiviert­en Bestand möglich. Mit der jetzt gefällten Ratsentsch­eidung soll die Archivträg­erschaft durch den Kreis allerdings auch aufkündbar bleiben. Zunächst gilt der Vertrag nur für zwei Jahre.

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ARCHIVFOTO: NORBERT WOLF Schüler sollen, so wie in der Vergangenh­eit, auch weiterhin im Gemeindear­chiv willkommen sein, das jetzt aber in die Trägerscha­ft des Rhein-Kreise Neuss überführt wird.

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