Rheinische Post Erkelenz

Kirche: Dank an Muslime und Juden

- VON JÖRG JANSSEN

Vier Wochen nach einer Zeitungsan­zeige gegen Hass und Gewalt schrieb Stadtdecha­nt Ulrich Hennes beiden Religionsg­emeinschaf­ten.

Die Arbeitsgem­einschaft Christlich­er Kirchen (ACK) hat dem Kreis der Düsseldorf­er Muslime (KDDM) und der Jüdischen Gemeinde für ihren vor gut einem Monat in der Rheinische­n Post veröffentl­ichten offenen Brief gegen Juden-, Islamund Christenfe­indlichkei­t gedankt. „Wir begrüßen diese Initiative gegen Intoleranz sehr“, sagt Stadtdecha­nt und ACK-Vorsitzend­er Ulrich Hennes. In seinem Brief schreibt er: „Wir möchten Ihnen bekunden, dass auch wir auf Ihrer Seite stehen und uns gegen jede Form des Extremismu­s in den Religionen, auch in unseren Reihen, wenden.“

In der Erklärung, auf die es eine große positive Resonanz gegeben hatte, verurteilt die Gemeinscha­ft muslimisch­er Institutio­nen und Vereine gemeinsam mit der Jüdischen Gemeinde Antisemiti­smus genauso wie antimuslim­ische Ressentime­nts. Gemeinsam distanzier­en sich beide Gemeinscha­ften auch von antichrist­lichen Vorurteile­n in Europa, im Nahen Osten und anderswo. „Gegen diese Vorurteile stehen wir an ihrer Seite, das multirelig­iöse Leben in unserer Stadt ist eine Bereicheru­ng“, heißt es in dem Text.

„Zunächst war mein erster Gedanke, dass wir es auch gemeinsam auf den Weg hätten bringen können“, sagt Hennes. Bei näherer Betrachtun­g sei es aber gut, dass muslimisch­e und jüdische Mitbürger es für sich auf den Weg gebracht hätten. „Gerade von den Muslimen wird ja erwartet, dass sie sich von Missinterp­retationen und gewaltbere­iten Auswüchsen ihrer Religion öffentlich vernehmbar distanzier­en. Das ist mit der Erklärung wirklich überzeugen­d gelungen.“Dass sich Düsseldorf­er Muslime von etwas distanzier­en, mit dem sie selbst nichts gemein haben, findet Hennes in Ordnung. „Auch der Papst entschuldi­gt sich beispielsw­eise für Missbrauch­sfälle und distanzier­t sich von den Tätern, obwohl er selbst mit den Vergehen und Verfehlung­en nichts zu tun hat.“

Dalinc Dereköy, Vorstandsv­orsitzende­r des KDDM, freut sich über die Reaktion der ACK. Dass der Brief fast vier Wochen auf sich warten ließ, findet er „vollkommen in Ordnung“. Zahlreiche positive Rückmeldun­gen von Christen habe es ja bereits gegeben. Das Signal an die hiesige Mehrheit habe man sehr bewusst in die Erklärung aufgenomme­n. „Dass Muslime und Juden sich als Minderheit­en füreinande­r stark machen, liegt auf der Hand. Dass wir uns als Nicht-Christen für christlich­e Angelegenh­eiten weltweit einsetzen, ist dagegen ein Ansatz, den man noch nicht häufig nachlesen konnte“, sagt Dereköy und ergänzt: „Bundesweit gab es 2017 rund 1500 antisemiti­sche, 1100 antiislami­sche sowie 300 antichrist­liche Aktionen beziehungs­weise Übergriffe. Das wollen wir nicht hinnehmen.“

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Juden und Muslime setzten mit dieser Anzeige ein Zeichen gegen Hass

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