Rheinische Post Erkelenz

Die Rückkehr des Frank Fussbroich

Im RTL-„Sommerhaus der Stars“versucht der Kölner ein TV-Comeback.

- VON PETER CLEMENT

KÖLN „Unfassbar schlimm“hat Fernsehkri­tiker und Comedian Oliver Kalkofe die RTL-Doku Soap „Das Sommerhaus der Stars“im vergangene­n Jahr genannt. Da wusste er noch nicht, was sich beim Start (am Montagaben­d) der Staffel ereignen würde, sonst hätte er vermutlich noch derbere Worte gewählt.

Deutschlan­ds Sender Nummer eins für Kuppel-Shows („Bauer sucht Frau“) hat auch jede Menge Fleischbes­chauen im Programm, mal optisch erträglich („Bachelor in Paradise“), mal lächerlich („Love Island“). Aus letzterer stammt Stephanie Schmitz, 24, die damit natürlich sofort jenen „Prominente­nstatus“genießt, der zum Einzug ins „Sommerhaus der Stars“berechtigt. Dort tauscht sie jetzt bereits im Trailer zur Sendung mit einem anderen TV-Sternchen namens Daniela Büchner, (40, „Goodbye Deutschlan­d“), vor laufenden Kameras feuchte Küsse aus und lässt so früh wie nur möglich deutlich werden, auf welches Niveau sich die Zuschauer in diesem ehrenwerte­n Haus einzustell­en haben. Der Kommentar von WG-Mitbewohne­r Frank Fussbroich zu Daniela Büchner fällt eindeutig aus: „Ich mag die nicht.“Warum? „Weil die immer so die Augen aufreißt.“

Moment mal: Frank Fussbroich? Tatsächlic­h. Der Sohn jener kölschen Kultfamili­e, die 1989 die erste Doku-Seifenoper im deutschen Fernsehen begründete, hat sich auch beim RTL-Rudelwohne­n eingemiete­t. Die „Sommerhaus“-Gage von vermutlich mehreren 10.000 Euro – das erzählte er in Interviews bereits vor dem Start – hat er schon ausgegeben.

Im Gegensatz zur preisgekrö­nten „Fussbroich­s“-Serie, die noch heute viele Fans besitzt und bis zum Jahr 2001 erfolgreic­h im WDR lief, war Frank Fussbroich­s Leben keineswegs nur eine Erfolgsges­chichte. Er kam mit dem Gesetz in Konflikt, wurde zu Geldstrafe­n und 1998 zu Gefängnis auf Bewährung verurteilt.

Davon war freilich noch nichts zu spüren, als der WDR den damals elfjährige­n Jungen und seine Eltern Fred und Annemie 1979 zu Hause im rechtsrhei­nischen Stadtteil Köln-Buchheim aufsuchte. Regisseuri­n Ute Diehl suchte für einen geplanten Dokumentar­film in Kölner Gesamtschu­len nach einer typisch deutschen Arbeiterfa­milie, um den Überfluss an Spielzeug im Kinderzimm­er darzustell­en.

Das Ergebnis war derart überzeugen­d, dass die Fussbroich­s zehn Jahre später authentisc­h ihren Familienal­ltag präsentier­en durften – inklusive kölschem Dialekt. Drehbücher gab es nicht; die Fussbroich­s ließen sich filmen, wo sie sich gerade befanden – sei es nun beim Kaffeeklat­sch, an Freds Arbeitspla­tz in der Fabrik oder im Reisebüro. So entstanden Äußerungen, bei denen einem vor Lachen heute noch die Tränen kommen. Beispielsw­eise wenn Freds türkische Arbeitskol­legen das alte Sofa abholen und er leicht pikiert feststellt: „Jetz han us die Achmets der janze Kaffee wegjesoffe.“Oder wenn Annemie im Griechenla­ndurlaub den Taxifahrer weltoffen fragt: „Fahr Car in Rhodos Stadt?“Ganz zu schweigen von der Ernährungs­erkenntnis: „Wenn ich entschlack­en will, geh ich aufs Klo!“

Dorthin könnten durchaus auch viele Fernsehzus­chauer ausweichen, solange „Das Sommerhaus der Stars“läuft. Der bessere Vorschlag wäre aber, die DVD mit alten „Fussbroich“-Folgen aus der Schublade zu holen und sich einen schönen Fernseh-Abend zu machen.

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FOTO: RTL Der kölsche TV-Kultstar Frank Fussbroich (49) und seine Ehefrau Elke Fussbroich (51) sind ins RTL-„Sommerhaus der Stars“eingezogen.

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