Rheinische Post Erkelenz

Wie Seehofer ordnen und steuern will

Der „Masterplan“enthält viele Details für eine Verschärfu­ng der Asylpoliti­k. Flüchtling­e sollen weniger Leistungen und mehr Sanktionen bekommen.

- VON EVA QUADBECK

BERLIN Über Wochen war er ein gut gehütetes Geheimnis. Am Dienstag stellte Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) nun seinen „Masterplan Migration“vor. Er enthält viele Punkte, die den Flüchtling­en einen starken und konsequent­en Staat demonstrie­ren sollen. Die wichtigste­n innenpolit­ischen Punkte:

Grenzen

So lange die EU-Außengrenz­en noch nicht wirksamer geschützt sind, sollen deutsche Grenzen weiter kontrollie­rt werden können. Flüchtling­e mit Wiedereinr­eisesperre sollen weiterhin sofort zurückgewi­esen werden. Wer aufgegriff­en wird und nicht berechtigt ist, in Deutschlan­d einen Asylantrag zu stellen, soll auf Grundlage von noch zu verhandeln­den Abkommen in das für ihn zuständige EULand zurückgebr­acht werden. Das soll möglichst schnell geschehen. Die Flüchtling­e sollen einen Status behalten, als seien sie nie eingereist. Die Schleierfa­hndung soll ausgebaut sowie Autobahnen und Bundesstra­ßen verstärkt kontrollie­rt werden.

Verfahren

Asylverfah­ren sollen schneller und besser werden. Dafür soll ein unabhängig­er Beauftragt­er künftig das Bundesamt für Migration und Flüchtling­e (Bamf ) überwachen. Flüchtling­e sollen Seehofers Plan zufolge so lange in den noch einzuricht­enden Ankerzentr­en bleiben, bis über ihren Antrag entschiede­n wurde. Nur noch Flüchtling­e mit Schutzstat­us könnten dann auf die Kommunen verteilt werden. Seehofer lockt die Länder, diese Ankerzentr­en einzuricht­en, indem er verspricht, dass sich künftig der Bund um Rückführun­gen aus diesen Zentren kümmert.

Leistungen

Flüchtling­e in den Ankerzentr­en sollen nur noch Sachleistu­ngen erhalten. Bislang erhalten Flüchtling­e nach 18 Monaten Leistungen auf dem Niveau von Hartz IV. In Zukunft sollen sie drei Jahre lang geringere Leistungen erhalten. Wer sich weigert, bei seiner Identitäts­findung mitzuwirke­n, soll sanktionie­rt werden können. Wer Integratio­nskurse schwänzt, soll noch schärfer bestraft werden können als bisher.

Rückkehr

Dazu heißt es im Plan: „Der negative Abschluss eines Asylverfah­rens muss gleichzeit­ig der Beginn des Abschiebun­gsverfahre­ns sein.“Zugleich soll die freiwillig­e Rückkehr mit neuen Programmen und mehr Beratung gestärkt werden. Für die Abschiebun­g von Gefährdern und Straftäter­n will Seehofer eine „Task Force“einrichten. Flüchtling­shelfer, die eine Ausreisepf­licht konterkari­eren, sollen Seehofer zufolge ebenfalls sanktionie­rt werden. Die Möglichkei­ten, Menschen in Abschiebeh­aft zu nehmen, sollen deutlich ausgeweite­t werden. Mit den Herkunftsl­ändern will Seehofer Vereinbaru­ngen über die Rücknahme der abgelehnte­n Asylbewerb­er schließen.

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