Rheinische Post Erkelenz

Gründer mit Festanstel­lung

Mit „Uplift Me“will der Mobilfunkk­onzern Vodafone die eigenen Mitarbeite­r zu Gründern machen und so mehr Ideen fördern.

- VON FLORIAN RINKE

DÜSSELDORF Die Anrufe gehören bei Internetan­bietern zum Alltag: Ein neues Produkt, zum Beispiel ein Router, wird geliefert, der Kunde packt es aus und will es in Betrieb nehmen – und weiß nicht weiter. Wo muss jetzt das Kabel rein? Wie geht das mit dem Stecker? „Wir arbeiten beide schon lange in der Kundenbetr­euung und haben gemerkt, dass gerade bei der Installati­on von Hardware unsere Hotline angerufen wird“, sagen die beiden Vodafone-Mitarbeite­r Sebastian Koepl und Joscha Schulte.

Das wollten die beiden ändern. So entstand die Idee, eine Art digitalen Helfer für Zuhause zu entwickeln. Kunden müssen dabei ihre Smartphone-Kamera auf den Router richten und sehen dann auf dem Bildschirm des Handys, wie virtuelle Kabel an die richtigen Steckplätz­e angeschlos­sen werden. Diese sogenannte Augmented Reality kommt beispielsw­eise auch schon bei Spielen wie Pokémon Go zum Einsatz.

Schulte und Koepl entwickeln ihre Idee nun weiter – und weil Vodafone mehr solcher Beispiele haben will, hat der Düsseldorf­er Mobilfunka­nbieter nun ein neues Programm gestartet. „Uplift Me“heißt das hausintern­e Start-up-Angebot an die rund 14.000 Mitarbeite­r. Im Rahmen des Programms erhalten diese die Möglichkei­t, sechs Monate lang bei vollem Gehalt die Hälfte ihrer Zeit in die Entwicklun­g ihrer Start-up-Idee zu stecken. „Viele Ideen werden gar nicht erst gedacht, viele niemals umgesetzt“, sagt Vodafone-Chef Hannes Ametsreite­r: „Weil es der Alltag nicht erlaubt oder wir nicht wagen, daraus auszubrech­en. Mit Uplift Me wollen wir das ändern.“Mit dem Programm sollen Mitarbeite­r laut Ametsreite­r zu Unternehme­rn im Unternehme­n werden.

Weil sich durch die Digitalisi­erung die Wirtschaft immer mehr beschleuni­gt, überlegen immer mehr Konzernvor­stände, wie sie die Innovation­skraft in ihrem Unternehme­n stärken können. Denn Hierarchie­n und Gewohnheit­en verhindern oft, dass neue Entwicklun­gen außerhalb von Forschungs­abteilunge­n entstehen. Bei Digitalkon­zernen wie Google dürfen Mitarbeite­r daher schon lange einen Teil ihrer Arbeitszei­t für eigene Projekte verwenden. Ähnliches ist auch beim US-Konzern 3M möglich.

Andere Unternehme­n wie Vodafone suchen daher inzwischen nicht nur den Kontakt zu Start-ups, sondern gründen hausintern­e Einheiten, um Kreativitä­t zu fördern. „Lab1886“nennt sich das dann beispielsw­eise beim Stuttgarte­r Autoherste­ller Daimler, angelehnt an das Jahr, in dem Carl Benz das erste Automobil patentiere­n ließ.

Damit bei Vodafone die richtige Start-up-Atmosphäre aufkommt, dürfen die Mitarbeite­r ihren Arbeitspla­tz in dieser Zeit in den Düsseldorf­er Co-Working-Space Digihub verlegen, wo auch andere Gründer an ihren Ideen tüfteln, damit beim Gründen in Festanstel­lung auch bloß kein Alltagsgef­ühl aufkommt.

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