Rheinische Post Erkelenz

Gar nicht märchenhaf­t

In dem Film „1001 Nacht“erzählt eine Scheheraza­de aus der portugiesi­schen Geschichte.

- VON KLAUS BRAEUER

BERLIN (dpa) Die politische Lage in Europa ist für viele Menschen nicht gerade märchenhaf­t. Ein portugiesi­scher Film beleuchtet nun das Schicksal diverser Figuren in Form einer Märchenerz­ählung. Der Dreiteiler „1001 Nacht“ist an diesem Mittwoch (ab 20.15 Uhr) auf Arte komplett zu sehen.

Im ersten Teil, „Der Ruhelose“(ab 20.15 Uhr), sitzt ein Regisseur an einem Cafétisch. Er erzählt, dass er seine Arbeit liebt, es ihn aber förmlich zerreißt, wenn er über eine Werftenkri­se berichten muss, die über 600 Hafenarbei­tern ihren Job kosten wird. Oder über die stark gefährdete­n heimischen Bienen und deren Honigprodu­ktion, die von einer asiatische­n Wespenart bedroht werden. Er versucht, einen metaphysis­chen Zusammenha­ng zwischen diesen beiden Ereignisse­n herzustell­en, die beide zur gleichen Zeit und am gleichen Ort stattfinde­n – allein, es mag ihm nicht gelingen. Zurück bleiben ein ratloses Filmteam und die schöne Scheheraza­de, die nun die Aufgabe des Regisseurs übernimmt und zu erzählen beginnt.

Mit „Der Verzweifel­te“ist Teil 2 (ab 22.15 Uhr) überschrie­ben, und hier geht es unter anderem um „Die Besitzer von Dixie“. Dixie ist ein kleiner weißer puschelige­r Hund, der nacheinand­er verschiede­ne Herrchen hat, allesamt Bewohner eines Hochhauses. Der Hund liebt jeden neuen Besitzer von ihm so, als ob es nie einen anderen gegeben hätte. Diese Charaktere­igenschaft mag sinnbildli­ch für die Beziehunge­n von Menschen stehen, die in diesem Haus kommen und gehen, sich lieben und wieder verlassen. Teil 3 („Der Entzückte“, ab 0.25 Uhr) handelt vom „Chor der Buchfinken“und erzählt vom 515. Tag der Erzählunge­n der Scheheraza­de (Crista Alfaiate).

Auch wenn sich der gut sechsstünd­ige Film der Erzählstru­kturen der Vorlage der Scheheraza­de bedient, so will er doch keine Adaption dieses Buches sein. Die Geschichte­n mitsamt ihren Figuren basieren vielmehr auf wahren Begebenhei­ten, die sich vom August 2013 bis zum Juli 2014 in Portugal ereignet haben. Der Film übt erkennbar Kritik an der Sparpoliti­k der damaligen Regierung unter Premier Pedro Coelho. Im Film gehen Fiktion und Dokumentat­ion scheinbar mühelos ineinander über, die Bilder zeigen dabei geradezu epische Landschaft­en und vom Leben gezeichnet­e Menschen.

 ?? FOTO: O SOM E A FÚRIA/SHELLAC/ARTE FRANCE/ZDF/DPA ?? Die schöne Scheheraza­de (Crista Alfaiate) erzählt ihrem Sultan Schahriyar Geschichte­n, um ihn von seinem mörderisch­en Wahn zu befreien – eine Szene aus „Der Ruhelose“.
FOTO: O SOM E A FÚRIA/SHELLAC/ARTE FRANCE/ZDF/DPA Die schöne Scheheraza­de (Crista Alfaiate) erzählt ihrem Sultan Schahriyar Geschichte­n, um ihn von seinem mörderisch­en Wahn zu befreien – eine Szene aus „Der Ruhelose“.

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