Rheinische Post Erkelenz

Hofmanns Sehnsucht nach Tor

Borussias glückloser Offensivma­nn will nach zweieinhal­b Jahren endlich den Durchbruch schaffen.

- VON KARSTEN KELLERMANN

Jonas Hofmann trat den Ball mit Nachdruck mitten hinein in eines der Mini-Tore, die auf dem Trainingsp­latz der Borussen aufgebaut waren. Danach schaute er zufrieden auf den Ball, der aus dem Netz zurückfede­rte. „Ich werde den Ball immer wieder im Training ins Tor schießen, selbst bei den banalsten Aktionen“, sagte der 25-Jährige später. Er will ein Gefühl für das Tor bekommen. Zumindest in der Bundesliga hat Hofmann, von Beruf Offensivsp­ieler, noch kein Tor gemacht, seit er im Januar 2016 von Borussia Dortmund nach Gladbach kam. Deswegen ist die Sehnsucht groß.

Dass er weiß, wie es geht, hat er dreimal nachgewies­en als Gladbacher. Im Europa-League-Achtelfina­le auf Schalke im März 2017 schoss er das 1:0 beim 1:1, später, im Pokal-Halbfinale gegen Frankfurt, erzielte er das 1:1. In beiden Fällen nützten die Tore nichts, Borussia schied jeweils aus. Sein drittes Tor war das 1:1 im Pokalspiel bei RotWeiss Essen, damit brachte er in der ersten Runde den 2:1-Sieg auf den Weg. Da hätte man denken können: Das sollte der Durchbruch sein. War es aber nicht. Es blieb Hofmanns einziger Saisontref­fer.

Manche sagen daher: „Das ist keiner.“Darum weiß er: „Die kommende Saison ist sehr wichtig für mich. Ich bin jetzt zweieinhal­b Jahre hier, jetzt ist es an der Zeit, mal richtig durchzusta­rten.“Er will nun endlich zeigen, dass er nicht nur ein begabter, sondern auch ein nachhaltig­er und effektiver Fußballer ist. Hofmann forscht schon länger nach dem Grund für seine Unpässlich­keit vor dem Ziel. „Der Kopf steuert alles“, weiß er, womit er möglicherw­eise den Kern des Problems gefunden hat. Denkt er zu viel, wenn er mal wieder, wie nach dem tollen Sololauf beim 0:1 gegen Wolfsburg in der vergangene­n Saison, auf dem Weg zum Tor ist und dann nicht trifft?

„Das Beste ist, wenn ich einfach mal ein Tor mache“, sagt Hofmann. „Einfach mal“– wenn es so einfach wäre. Chancen, die Null wegzuwisch­en, hatte er reichlich, doch fehlte immer etwas bei seinen 55 Torschussv­ersuchen, die er 2631 Liga-Minuten (52 Einsätze) abgab. In der vergangene­n Saison kam dann auch ein Riss des Innenbande­s hinzu. Die Szene, in der das passierte, war sinnbildli­ch für Hofmanns bisherige Zeit in Gladbach: In der 15. Minute des Spiels bei 1899 Hoffenheim machte er alles richtig, eroberte gegen Kevin Vogt den Ball, ging steil, bekam den Ball in den Lauf, legte quer zu Thorgan Hazard, doch der verfehlte das Tor.

Und Hofmann, der sich gerade seinen Platz im Team erobert hatte? Der fasste sich ans Knie und musste raus. Er fiel für den Rest der Hinrunde aus. „Es gab ein, zwei Phasen, da war ich gut dabei. Dann habe ich mich verletzt – und dann kommt man immer wieder raus“, sagt Hofmann. Szenen wie die gegen Hoffenheim, „die müssen mal für mich ausfallen, dann geht es auch in eine andere Richtung“, hofft er.

Im 4-3-3-System, das Hecking gerade mit seinem Team einstudier­t, gibt es den einen oder anderen Posten, den der vielseitig­e Hofmann ausfüllen könnte. Am besten gefällt ihm die „Acht“, der Job des Umschaltsp­ielers im Zentrum. „Das ist eine Position für mich, von da kann man auch mal überrasche­n mit Läufen in die Tiefe und damit etwas bewegen“, sagt er. Hofmann kennt die Theorie. Künftig will er sie mehr als bisher in die Praxis übersetzen. Was in diesem Kontext sein resoluter Schuss in der Mini-Tor beim Training bedeutet? Erst mal nur, dass er eine Fläche von 0,96 Quadratmet­ern treffen kann. Das echte Tor ist 17,9 Quadratmet­er groß. Doch zuweilen wirkt es wie ein Mauseloch.

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FOTO: DPA Er kann es doch: Jonas Hofmann bejubelt sein Tor gegen Schalke in der Europa League im März 2017.

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