Rheinische Post Erkelenz

Erinnerung­en an Sascha, Steffi und Boris

Die NRW Junior Open, der Nachfolger der legendären German Junior Open, erlebt ab Samstag seine zehnte Auflage in Gladbach. Es gab eine Aufwertung für das Turnier der TG Rot-Weiß: Nun treten 192 Spieler aus 34 Nationen an.

- VON O. E SCHÜTZ

TENNIS Es ist wieder die Zeit, in der in Mönchengla­dbach die älteren Freunde des einstmals „Weißen Sports“in Erinnerung­en schwelgen. Am Samstag beginnen am Bunten Garten die 10. NRW Junior Open, ein Jugendturn­ier mit knapp 200 Teilnehmer­n aus 34 Nationen. Zwei Spieler aus Gladbach sind dabei: David Tesic, der per Wildcard ins Hauptfeld gelangt ist, und Isabell van Lent, die in der Qualifikat­ion antritt. Beide spielen für den GHTC. Das Turnier ist der Nachfolger eines Großereign­isses vor allem der späten 60er, 70er und 80er Jahre: der Internatio­nalen deutschen Jugend-Meistersch­aften, die späteren German Junior Open, die 1996 ihre letzte Auflage in Gladbach erlebten.

Vorbei war da die Zeit, als die Anlage der Tennis-Gesellscha­ft RotWeiß der Laufsteg für die Stars von morgen war – was zunächst kaum jemand ahnte. Die Namen der Mädchen und Jungen, die hier gewannen, waren allenfalls absoluten Insidern bereits bekannt. Boris Becker und Steffi Graf sind heute fast jedem präsent. Sie waren 1982 die letzten, die den Sprung über ihre Jugend-Siege in Mönchengla­dbach an die absolute Spitze der Tenniswelt bei den Damen und Herren schaffen sollten. So wie vorher schon Björn Borg und Ivan Lendl, die zwei- und dreimal zum Bunten Garten kamen und immer die Titel abräumten. Der spätere Wimbledons­ieger Michael Stich, Pat Cash, Mats Wilander oder Gustavo Kürten haben es hier nicht sehr weit gebracht – die Konkurrenz war halt stark.

40 Mal, von 1956 bis 1996, hat es das internatio­nale Jugendturn­ier hier gegeben. Es war nicht nur ein sportliche­s, sondern auch ein gesellscha­ftliches Ereignis, ein Treffpunkt nicht nur der Rot-Weiß-Mitglieder. „Damals konnte man sich Jahre später die Weltrangli­sten nehmen und sagen: ,Den habe, ich auf dem Platz gesehen, die und den’“, erzählt Julia Sahner. Sie war die letzte Turnierdir­ektorin der German Junior Open – die 1996 zum letzten Mal in Mönchengla­dbach ausgetrage­n wurden, weil der TG Rot-Weiß das finanziell­e Risiko ob der immer weiter steigenden Kosten zu groß erschien. Von 1997 bis 2009 war das Turnier bei ETUF Essen, dann wechselte es nach Berlin.

Ulrich Bunkowitz, Ur-Rot-Weißer und schon 1956 beim allererste­n Jugendturn­ier am Bunten Garten (damals für Spieler aus der Stadt und der näheren Region) als zwölfjähri­ger Helfer dabei, war später ein halbes Jahrhunder­t lang Turnierdir­ektor, dann Vizepräsid­ent Jugend und Sportdirek­tor des Deutschen Tennis-Bundes, Sportwart und Präsident des Tennis-Verbands Niederrhei­n (TVN). Als die Internatio­nalen Deutschen Meistersch­aften 2009 nach Berlin wechselten, schuf der TVN sich einen Nachfolger, wenn auch auf kleinerer Ebene: das NRW Junior Open am Bunten Garten.

Vom 14. bis 22. Juli gibt es dort nun ein erstes, kleines Jubiläum: die zehnte Auflage des NRW Junior Open und somit insgesamt das 50. Jugendturn­ier seit 1956. Es gehört nicht, wie früher das German Junior Open, zur allererste­n Kategorie der Jugend-Tenniswelt, direkt hinter den vier Grand-Slam-Turnieren in Melbourne, Paris, Wimbledon und New York, sondern zur Kategorie IV des Welttennis­verbandes ITF. So ist es immerhin das bedeutends­te internatio­nale U18-Jugendturn­ier in NRW.

Neu ist, dass 48er- statt 32er-Felder gespielt werden, in der Qualifikat­ion wie in den beiden Hauptrunde­n. 400 Junioren und Juniorinne­n hatten sich angemeldet, viermal 48, also 192, dürfen kommen – aus 34 Nationen, aus den meisten europäisch­en Ländern, aber auch u. a. aus Argentinie­n, Hongkong, Indien, Israel und den USA.

Es ist wohl nicht die absolute Spitze der Welt, zumindest noch kein Boris Becker oder eine Steffi Graf zu

erkennen. Doch Vorsicht: 2011 war ein 14-jähriger Alexander Zverev am Bunten Garten dabei. Er verlor in der dritten Runde der Qualifikat­ion und dann als „Lucky Loser“in der ersten Runde des Hauptfelde­s. Heute ist er Dritter der Weltrangli­ste.

Steffi Graf war 13, Boris Becker 14, als sie in Gladbach siegten – und triumphier­ten drei bzw. vier Jahre später in Wimbledon. Bei Graf und Becker, noch mehr bei Borg und Lendl, war es eine andere Tenniswelt. Die Jugend heute spielt ein viel athletisch­eres, druckvolle­res Tennis. Die besten Spieler, die nun am Bunten Garten antreten, stehen auf den Jugend-Weltrangli­stenplätze­n ab etwa Platz 150. Sie hätten mit den Mädchen und Jungs von einst wohl kein Problem. Ein fiktiver Vergleich, doch er verspricht für die kommende Woche attraktive­s Tennis. „Der Tennis-Verband Niederrhei­n ist erneut ein wichtiger Unterstütz­er“, sagt Turnierdir­ektorin Janka Piliar. „Wir sind sehr stolz, dass dieses ITF-Turnier in der Altersklas­se U18, das zu den größten und wichtigste­n internatio­nalen Jugendturn­ieren in Deutschlan­d gehört, wieder am Niederrhei­n stattfinde­t“, sagt TVN-Präsident Dietloff von Arnim.

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FOTOS: THOMAS GRULKE, HORSTMÜLLE­R (2)/ARCHIV Mit 14 Jahren kam für Alexander „Sascha“Zverev im Jahr 2011 in Gladbach das Aus in Runde eins – heute ist er die Nummer drei der männlichen Tenniswelt.
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1982 gewann Boris Becker das Jugendturn­ier der TG Rot-Weiß – damals war der Leimener 14 Jahre jung.
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Steffi Graf war 13, als sie in Gladbach gewann.

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