Rheinische Post Erkelenz

Jetzt nur noch Williams

Angelique Kerber steht nach 2016 erneut im Finale von Wimbledon und hat die Chance auf eine Revanche gegen USSupersta­r Serena Williams. Die Amerikaner­in besiegte Julia Görges und beendete den Traum vom deutschen Endspiel.

- VON KRISTINA PUCK

LONDON (dpa) Angelique Kerber will sich mit der Wimbledon-Revanche gegen Serena Williams einen Kindheitst­raum erfüllen, und Julia Görges hat nach ihrem verpassten ersten Grand-Slam-Finale noch lange nicht genug. „Ich hätte mich über einen Sieg von Jule gefreut, weil dann auf jeden Fall eine Deutsche gewonnen hätte“, sagte Kerber nach dem Aus der 29-jährigen Bad Oldesloeri­n im Halbfinale.

Die ehemalige Weltrangli­sten-Erste Kerber trifft am Samstag (15 Uhr) wie vor zwei Jahren im Endspiel auf die US-Amerikaner­in Serena Williams. Mit einem weiteren Meisterstü­ck gegen die 36-Jährige würde Kerber als erste Deutsche seit Steffi Graf 1996 auf den Rasenplätz­en in London triumphier­en und sich mit ihrem dritten Grand-Slam-Titel in der Historie von Wimbledon verewigen.

„Ich habe Wimbledon immer als kleines Kind verfolgt, mit Boris und Steffi. Es war immer als kleines Kind mein Traum, hier mal zu spielen“, sagte die glückliche, aber noch nicht zufrieden wirkende deutsche Nummer eins. „Jetzt stehe ich zum zweiten Mal im Finale. Für die Historie ist das bestimmt schön.“Die 30-jährige Kielerin setzte sich mit einem souveränen 6:3, 6:3 gegen die French-Open-Siegerin von 2017, Jelena Ostapenko, durch. Sie zog damit 22 Jahre nach dem letzten Titel ihres Idols Steffi Graf zweiten Mal nach 2016 ins Endspiel ein. Mit ihrer überzeugen­den Konstanz und Geduld spielte die Linkshände­rin ihre Erfahrung gegenüber der neun Jahre jüngeren „Haudrauf-Spielerin“Ostapenko aus. Kerber strahlte nach ihrem Halbfinal-Erfolg gegen Ostapenko, auf der Tribüne umarmten sich Mutter Beata und Manager Aljoscha Thron.

Ihr Daumen drücken für Görges und für das erste deutsche Damen-Endspiel in Wimbledon seit 1931 half anschließe­nd nicht. Die Bad Oldesloeri­n wollte nach der verpassten Überraschu­ng gegen die siebenmali­ge Wimbledons­iegerin Serena Williams und dem 2:6, 4:6 aber nichts von Frust wissen. Motiviert ging sie aus ihrem ersten Grand-Slam-Halbfinale. „Es macht einfach Spaß. Ich bin ein kleiner Tennis-Freak. Ich will so gut werden wie ich kann“, sagte die Nummer 13 der Welt, nachdem sie auch das vierte Duell mit Williams verloren hatte. „Das macht Freude auf mehr. Das sind Momente, wofür man spielt. Ich will wieder auf dieser Bühne stehen und es besser machen.“

Kerber kennt die besonders bedeutende­n Momente gegen Williams inzwischen, für die Neuauflage des Finals von 2016 scheint sie gerüstet. Damals hatte die zweimalige Grand-Slam-Siegerin einen glänzenden Auftritt gezeigt, war aber dennoch der jahrelange­n Branchen-Anführerin aus den USA unterlegen. Wiederholt sie aber ihren Coup von Melbourne 2016, als sie Williams im Endspiel der Australian Open besiegte, würde sie auch eine Bestmarke verteidige­n, die sich Graf und Williams noch teilen. Mit ihrem achten Wimbledon-Titel würde Williams Graf abhängen (sieben). „Es ist ein komplett neues Match“, sagte Kerber.

Williams kann bei ihrem zweiten Grand-Slam-Auftritt als Mutter ihren 24. Titel holen und den Allzeit-Rekord der Australier­in Margaret Court einstellen. „Ich liebe es, sie spielen zu sehen. Egal was für mich passiert, es ist eine unglaublic­he Motivation für mich“, sagte Williams über die Rivalität mit der Kielerin. „Es wird wieder ein großes Finale.“Nach ihrem Zweisatzsi­eg über Görges fasste sie sich mit der Hand aufs Herz, ganz so, als wollte sie demonstrie­ren, wie sehr sie sich ihre Leidenscha­ft fürs Tennis auch als Mutter bewahrt hat.

Görges wollte von ihrem ersten Grand-Slam-Halbfinale alles aufsaugen. Williams zeigte gegen sie ihre wohl beste Leistung im bisherigen Turnierver­lauf. „Wenn sie so spielt, dann ist sie eine Klasse für sich“, sagte die deutsche Damen-Chefin Barbara Rittner. Görges gab alles, doch gegen die kraftvolle­n Schläge ihrer Gegenspiel­erin fand sie kein Rezept. „Der Unterschie­d war, dass sie mit ihrer Erfahrung wusste, wie man das Match gewinnt und ich nicht die Erfahrung hatte“, sagte sie. Neben Kerber, Graf und Sabine Lisicki 2013 schafften es Cilly Aussem und Hilde Krahwinkel ins Endspiel, die 1931 gegeneinan­der spielten.

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FOTO: DPA Angelique Kerber beim Aufschlag im Halbfinals­piel gegen Jelena Ostapenko (Lettland).

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