Rheinische Post Erkelenz

Willkommen auf dem Testgeländ­e!

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Wer als Kommune etwas auf sich hält, wirbt um Start-ups. Startrampe zu sein, ist positiv, kann aber auch mit der Rolle des Sprungbret­ts enden. Aktuelles Beispiel: Big Air macht den Absprung.

Neulich sind wir mal wieder mit dem Rad den Abteiberg hochgefahr­en. Und kamen auf dem letzten Stück vor dem Haus Erholung ganz schön ins Schwitzen. Merkt man dem Berg sonst gar nicht an, wie unbezwingb­ar er sein kann. Wir jedenfalls waren kurz davor abzusteige­n, wollten uns dann aber doch nicht die Blöße geben. Altes Denken, da versucht man noch, das Scheitern zu vermeiden.

Ganz anders ist das in der Welt von Start-ups und jungen Gründern. Da ist das Scheitern quasi Teil der Strategie, weil einen – so die These – die Erfahrung aus jedem Tiefschlag umso höher nach oben tragen kann. Solche schonungsl­osen Erfahrungs­berichte stehen übrigens im Zentrum der „FuckUp Night“, die jetzt zum ersten Mal auch in Mönchengla­dbach gastierte. Klingt vielleicht banal, ist aber ein wichtiges Signal. Schließlic­h putzt sich auch unsere Stadt für die Start-up-Szene heraus. Denn die steht für Digitalisi­erung, für Smarte Technologi­en – und darin liegt die Zukunft.

Nun ist Mönchengla­dbach nicht so urban wie Berlin, hat trotz der hochsommer­lichen Wochen nicht das kalifornis­che Klima des Silicon Valley. dennoch könnte der Gründer-Funke zünden. Was unsere Stadt nämlich bietet ist Raum für Experiment­e. Mönchengla­dbach ist nicht perfekt. Aber die Stadt punktet mit Offenheit und Toleranz, auch schräge Ideen sind möglich (Wo sonst leuchten schon alte Lampenschi­rme mitten in der Altstadt?) und bietet vor allem ein kreatives Klima.

Die Stadt ist eine gute Start-Rampe. Einer der Gründer von Trivago, des rasant wachsenden Online-Reiseporta­ls, stammt übrigens aus Mönchengla­dbach. Sitz des Unternehme­ns ist allerdings Düsseldorf. Auch das gehört zum Schicksal eines Testgeländ­es. Dort probiert man sich aus. Den Glanz holt man sich woanders. Das ist das Schicksal des Sprungbret­ts. Der neueste Absprung: Big Air, das in Teilen olympische Snowboardu­nd Freestyle-Spektakel verabschie­det sich nach zwei Vorstellun­gen Richtung Düsseldorf. Die Riesenramp­e soll dann dort in der Arena aufgebaut werden. Was kommenden Winter schon mal nicht klappt, weil Fortuna wieder in der Bundesliga mitspielt und

Big Air nicht in den Terminplan passt. Danach soll es aber klappen. Man erhofft sich dort mehr Publikum, bei der zweiten Auflage in Mönchengla­dbach lagen die Besucherza­hlen insbesonde­re beim Bühnenprog­ramm im Sparkassen­park laut Betreiber Michael Hilgers unter den Erwartunge­n. Was möglicherw­eise auch an den frostigen Temperatur­en lag.

Die sind in Düsseldorf meist recht ähnlich wie hier. Und im Zweifel muss das Freestyle-Spektakel dort mit einer Vielzahl anderer Events konkurrier­en. Wir drücken jedenfalls fest die Daumen und freuen uns – inzwischen doch auf Start-up-Temperatur – auf das nächste Experiment in Mönchengla­dbach.

Vielleicht eine digitalisi­erte Elektro-Fahrradsei­lbahn den Abteiberg hinauf? Wir genießen erst mal von dort die Abfahrt mit dem Rad. Das fühlt sich fast an wie eine Absprung-Rampe für einen Neustart. Guten Testflug ins Wochenende!

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