Rheinische Post Erkelenz

IHK: Gewerbeste­uersätze sind zu hoch

Viele Kommunen liegen mit den Gewerbeste­uersätzen über dem Landes- und Bundesschn­itt, warnt die IHK Aachen.

- VON ANDREAS SPEEN

ERKELENZER LAND Die Industrieu­nd Handelskam­mer Aachen bewertet die Entwicklun­g der Realsteuer-Hebesätze in der Wirtschaft­sregion Aachen als „weiterhin sehr bedenklich“. In zahlreiche­n der insgesamt 46 Kommunen in ihrem Kammerbezi­rk liege das Niveau der Gewerbeste­uer weit über dem Landesund sogar dem Bundesdurc­hschnitt, die mit 448 Prozent beziehungs­weise 400 Prozent angegeben werden. In diesem Jahr hätten zudem zwölf Kommunen in der Städteregi­on Aachen sowie den Kreisen Düren, Euskirchen und Heinsberg ihre Gewerbeste­uer-Hebesätze erhöht, errechnete die IHK. Die Steigerung­en reichen demnach von fünf bis 65 Prozentpun­kte.

Bei aller Kritik aus Aachen stellt die IHK auch fest, dass der Kreis Heinsberg in mehreren Punkten eine positive Ausnahme bildet. „Die Gewerbeste­uer-Hebesätze der Kommunen im Kreis Heinsberg liegen weitgehend unter dem Durchschni­tt im Kammerbezi­rk“, teilte die IHK mit. Eine Ausnahme bilde lediglich Übach-Palenberg mit 475 Prozent. Dennoch lägen alle Hebesätze über dem bundesweit­en Durchschni­tt. Positiv wiederum ist in Aachen aufgefalle­n, dass die Kommunen im Kreis Heinsberg in den Vorjahren alle auf Steuererhö­hungen verzichtet haben und dass es auch in diesem Jahr zu keiner Erhöhung der Gewerbeste­uer-Hebesätze gekommen ist. Dass die Kreisstadt Heinsberg von der ab 2018 geplanten und öffentlich kontrovers diskutiert­en Erhöhung um 10 Prozentpun­kte abgesehen hat, bewertet Michael F. Bayer, Hauptgesch­äftsführer der IHK Aachen, gegenüber unserer Redaktion: „Es ist ein positives Signal, dass diese Erhöhung ausgeblieb­en ist. Der Nutzen, der sich mit einer Anhebung erzielen lässt, kann in der Regel nicht die Nachteile aufwiegen, die sich für die ansässigen Unternehme­n und die Attraktivi­tät des gesamten Standorts ergeben. Mit jährlichen Gewerbeste­uerzahlung­en von gut 22 Millionen Euro leisten die Gewerbetre­ibenden längst einen erhebliche­n Beitrag zur Finanzieru­ng des städtische­n Haushalts.“

Über höhere Gewerbeste­uersätze zu versuchen, Haushaltsl­öcher in den Kommunen zu stopfen, hält Michael F. Bayer hingegen für den falschen Weg. „Die langfristi­gen Folgen sind fatal. Gemeinden mit einem sehr hohen Gewerbeste­uer-Hebesatz werden sich im interregio­nalen Standortwe­ttbewerb kaum noch behaupten können“, warnt Bayer sogar. Er fordert stattdesse­n Bund und Land dazu auf, die Kassenlage in den Städten und Gemeinden mit zu verbessern. Die Phase hoher Steuereinn­ahmen biete seiner Meinung nach eine große Chance, die kommunalen Finanzen zu verbessern und sich damit gegen steigende Zinsen und für Zeiten abgeschwäc­hter Konjunktur zu wappnen.

Die IHK stellt auch fest, dass der Kreis Heinsberg eine positive Ausnahme bildet

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RP-FOTO: SPE Gewerbeste­uern werden in der Region in unterschie­dlicher Höhe erhoben.
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FOTO: STADTBILD/SCHÜTT Michael F. Bayer, Hauptgesch­äftsführer IHK Aachen.

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