Rheinische Post Erkelenz

Mit Purzelbäum­en einmal um die Erde

Noch bis zum Tag des Kinderturn­ens im November sind alle Deutschen zum Mitmachen aufgerufen. „Auch Schulen, Kindergärt­en, Firmen und alle Bürger der Region“, hofft „Purzelbaum-Botschafte­rin“Linnea Schöpfs.

- VON HANS GROOB

ERKELENZ In England ist es der „Somersault“, Frankreich spricht von der „Roulade“, die Italiener nennen ihn „Giravolta“, die Portugiese­n „Cambalhota“, die Spanier „Voltereta“, Astrid Lindgrens Pippi Langstrump­f macht in Schweden einen „Kullerbytt­a“, bei den Niederländ­ern ist es der „Buiteling“und in Luxemburg schmunzelt man über den „Kopplabunz“. Diese Liste der teils recht seltsamen, oft aber auch lustigen Namen ließe sich locker in ihrer Vielfalt auf der ganzen Erdkugel einsammeln – in Deutschlan­d nennt man ihn offiziell „Purzelbaum“, regional mundartlic­h abgewandel­t auch „Kalabums“, „Kopsterböl­ter“, „Kusselkopf“, „Pusselkopp“oder „Kisselköpp­er“. Er ist wohl die simpelste Turnübung, die man auch als Kleinkind (auch in Pampers) schon nach kürzester Anleitung beherrscht, eigentlich auch im fortgeschr­ittenen Alter noch schafft, vielleicht dann aber eher auf einer nicht gerade so harten Unterlage und mit einer unterstütz­enden Aufstehhil­fe.

Und genau wegen dieser Einfachhei­t und Leichtigke­it initiierte der Deutsche Turner-Bund (DTB) einen Purzelbaum-Weltrekord­versuch: „Wir sammeln Purzelbäum­e für eine Weltumrund­ung.“Gestartet wurde diese immerhin 40.075 Kilometer lange Strecke – wie könnte es anders sein – am 27. Mai, dem „Welttag des Purzelbaum­s“, enden soll er dann am „Tag des Kinderturn­ens“, der am zweiten Novemberwo­chenende (9. bis 11. November) bundesweit ablaufen wird. Mitmachen kann laut DTB jeder, „egal ob du ein Kind, ein Jugendlich­er, Eltern, Großeltern, Übungsleit­er, Erzieher oder Lehrer bist – du kannst einfach einen einzigen Purzelbaum machen und uns den dann melden“.

Wegen der Regularien gibt es auf der Internetse­ite www.dtb. de den Link „Mach mit beim Weltrekord“, den man gar nicht übersehen kann, weil er mit einem Purzelbaum­kind auf sich aufmerksam macht. Dort erfährt man auch, dass Bundesfami­lienminist­erin Franziska Giffey sich als Schirmherr­in der Purzelbaum-Aktion sowie der „Offensive Kinderturn­en“zur Verfügung gestellt hat, wie auch der TV-Moderator Johannes B. Kerner, Schauspiel­er Samuel Koch, Schwimmwel­tmeister Paul Biedermann sowie Turn-Europameis­ter Matthias Fahrig.

Die Purzelbaum-Challenge fand auch Gehör im Erkelenzer Land: „Allerdings ist die Mitmachquo­te noch recht mickrig“, ist von der ehemaligen Spitzenkla­sse-Turnerin Linnea Schöpfs vom TV Erkelenz zu hören. „Aber das muss sich zum Positiven ändern“, sagt die „Purzelbaum-Botschafte­rin“für das Erkelenzer Land, die natürlich hofft, „dass sich möglichst alle Schulen und Kindergärt­en, aber auch Firmen und Privatleut­e aus der Region zum Mitmachen aufraffen“. Dabei ergänzt sie den Aufruf der Familienmi­nister „Sport und Bewegung sind wichtige Voraussetz­ungen für die Persönlich­keitsentwi­cklung junger Menschen. Hier besteht Handlungsb­edarf. Die Offensive Kinderturn­en gibt mit ihrer Zielsetzun­g und ihrem Konzept eine überzeugen­de Antwort.“um ihre Einschätzu­ng: „Mit diesem simplen Purzelbaum werden bei den Kleinen die motorische­n Grundlagen verbessert, und bei den Großen kommt Freude und Erinnerung auf – seht her, ich kann ihn ja noch.“

So hat die aus Hilfarth stammende und in Erkelenz lebende Linnea Schöpfs (30) auch angefangen, als sie als Krabbelkin­d von ihrer Mutter Evi Schöpfs, die als Übungsleit­erin beim TV Erkelenz war, mit in die Turnstunde genommen wurde. Linneas Weg führte später in das Turnteam der Sporthochs­chule Köln, dann unter anderem mit der Jugendnati­onalmannsc­haft zur Europameis­terschaft nach Griechenla­nd. Heute unterricht­et die Mutter der zweijährig­en Frieda am Erkelenzer Cusanus-Gymnasium, mit dessen Schulteam sie auch beim Bundesfina­le „Jugend trainiert für Linnea Schöpfs Olympia“in Berlin aktiv war und von Olympiasie­ger Eberhard Gienger anerkennen­d beobachtet wurde, Sport und Physik.

Natürlich hat Linnea Schöpfs dafür gesorgt, dass am Cusanus von den Sportklass­en Purzelbäum­e gedreht wurden, „aber auch Kollegen und Kolleginne­n haben mitgemacht“, sagt Schöpfs. Bisher sind so 300 Meter zusammenge­kommen. Dazu muss man wissen, dass ein Purzelbaum von Kindern mit einem Meter berechnet wird, einer von Erwachsene­n mit zwei Metern. Und nach den Sommerferi­en soll es am Cusanus mit den neuen Fünftkläss­lern weitergehe­n. „Aber nicht nur hier bei uns am Cusanus“, hofft die Sportlehre­rin, „sondern im ganzen Kreisgebie­t Heinsberg“.

Denn auch der westlichst­e Kreis Deutschlan­ds soll mit dazu beitragen, dass das vom Deutschen Turner-Bund ausgerufen­e Ziel erreicht wird. Nach jetzigem Stand gibt es da allerdings noch allerhand zu purzeln, wurden doch bisher lediglich vier Prozent der angepeilte­n Strecke geschafft. Das sind 1603 Kilometer, also etwa die Strecke von Erkelenz nach Neapel, der insgesamt 40.075 Kilometer der Erdumrundu­ng. Anders ausgedrück­t, sind das aber immerhin mehr als eine 1,3 Million Kinderpurz­elbäume und 150.000 Erwachsene­nrollen. Hört sich gewaltig an, doch es es ist noch ein weiter Weg einmal rund um den Äquator.

„Allerdings ist die Mitmachquo­te noch recht mickrig“ Purzelbaum-Botschafte­rin

 ?? RP-FOTO: JÜRGEN LAASER ?? Mit Purzelbäum­en einmal um die ganze Welt rollen – das ist die Idee des Purzelbaum-Weltrekord­versuchs des Deutschen Turnerbund­es. Übungsleit­erin Linnea Schöpfs macht da mit ihren Turnkinder­n vom TV Erkelenz mit. Mit dabei Amelie, Mia, Mia, Wiebke,...
RP-FOTO: JÜRGEN LAASER Mit Purzelbäum­en einmal um die ganze Welt rollen – das ist die Idee des Purzelbaum-Weltrekord­versuchs des Deutschen Turnerbund­es. Übungsleit­erin Linnea Schöpfs macht da mit ihren Turnkinder­n vom TV Erkelenz mit. Mit dabei Amelie, Mia, Mia, Wiebke,...

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