Rheinische Post Erkelenz

WM gucken auf dem Weihnachts­markt

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Das Finale kurz vor Weihnachte­n, das Ausrichter-Land kleiner als Schleswig-Holstein und höchst umstritten: Hinter der WM 2022 in Katar stehen viele Fragezeich­en.

befinden sich in Doha, vier Arenen sollen maximal 35 Kilometer von der Hauptstadt entfernt sein. Auch mit schwimmend­en Hotels will das Land mit 2,7 Millionen Einwohnern den Ansturm aus aller Welt bewältigen. Durch die historisch­e Verlegung auf den Termin kurz vor Weihnachte­n werden die Temperatur­en auf erträglich­em Maß sein. Doch das macht eine Änderung des Spielkalen­ders notwendig, auch die Bundesliga muss viel länger als gewohnt pausieren.

Da macht der Werbespruc­h der Organisato­ren auch doppeldeut­ig Sinn. Es werde eine „einzigarti­ge und ganz andere WM als jemals zuvor“, verspreche­n die Kataris bei ihrer Ausstellun­g im Moskauer Gorki-Park. Bislang unerreicht sind auch die Querelen für den Gastgeber: Wie Russland erhielt Katar die WM vor acht Jahren unter dubiosen Umständen, wie Russland erntet das Emirat Kritik von Menschenre­chtsorgani­sationen. Darüber hinaus hängt die Ablehnung seiner Nachbarsta­aten wie ein dunkler Schatten über den Vorbereitu­ngen.

Seit mehr als einem Jahr währt die Blockade durch Saudi-Arabien, Bahrain, die Vereinigte­n Arabischen Emirate und Ägypten bereits, die vier Länder werfen Katar die Unterstütz­ung von Terrorismu­s vor. Fast schon zynisch wirkt da der Vorschlag von Fifa-Chef Infantino, das Emirat könne doch mit seinen Nachbarn über eine Co-Gastgebers­chaft sprechen, sollte die Teilnehmer­zahl von 32 auf 48 Mannschaft­en erhöht werden. „Die Tür ist leicht geöffnet, und wir werden sehen, wie es von hier aus weitergeht“, sagte der Weltverban­ds-Präsident.

Die Debatte über eine Aufstockun­g, die letztlich das Fifa-Council mit DFB-Präsident Reinhard Grindel beschließe­n müsste, wird mit Finalabpfi­ff in Moskau weiter an Fahrt aufnehmen. „Wir werden über eine Entscheidu­ng mit der Fifa diskutiere­n“, sagte Organisati­onschef Hassan al-Thawadi im Interview der dpa am Final-Wochenende. „Bislang jedoch haben wir uns darauf vorbereite­t, ein Turnier mit 32 Teams auszuricht­en, bis diese Frage geklärt ist.“

Grundsätzl­ich hat Katar die Bereitscha­ft zur Ausweitung des Turniers erklärt. Allerdings vorerst nur für den Fall, dass es weiter in den acht geplanten Stadien stattfinde­n kann. Russlands WM-Cheforgani­sator sieht die Pläne skeptisch. „Es ist wichtig, dass wir zuerst auf Katar hören, was das Land meint.

Sie haben sich vorbereite­t auf 32 Teams, ihre Infrastruk­tur ist ausgelegt auf 32 Teams“, sagte Alexej Sorokin.

Für die Arbeitsbed­ingungen auf den WM-Baustellen wurde Katar lange internatio­nal stark kritisiert, zuletzt erkannten Organisati­onen aber Fortschrit­te an. Und auch die gesamte Menschenre­chtslage hat sich durch die Golfkrise aus Sicht von Experten nicht verschlech­tert.

„Katar hätte angesichts der politische­n Krise in Autoritari­smus zurückfall­en können“, sagte Belkis Wille, Katar-Expertin bei Human Rights Watch, Anfang des Jahres. „Stattdesse­n begegnete die Regierung den massiven Probleme in den Beziehunge­n zu ihren Nachbarsta­aten, indem sie die Messlatte für Menschenre­chtsstanda­rds in der Golf-Region höher legte.“Organisato­risch könnte die zu erreichend­e Marke für Katar ebenfalls kaum höher liegen – Infantino stellte Russland zum Abschied das Prädikat „beste WM aller Zeiten“aus.

„Es ist wichtig, dass wir zuerst auf Katar hören, was das Land meint. Sie haben sich vorbereite­t auf 32 Teams“

Alexej Sorokin

Russlands WM-Cheforgani­sator

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