Plea soll mit Hazard auf Torejagd gehen
Verschiedene Faktoren haben den Wechsel des 25-Millionen-Euro-Stürmers ermöglicht. Der stellte sich gestern vor.
Ob er nun über Genk und Brüssel fährt oder über Antwerpen und Gent, Alassane Plea wird künftig am Sonntag und Montag mit Sicherheit einige Zeit auf belgischen Autobahnen verbringen. Nur drei Stunden liegen zwischen dem neuen Arbeitsort des Stürmers, Mönchengladbach, und seiner Heimatstadt Lille in der nordöstlichsten Ecke Frankreichs, wo die Familie lebt.
Über Lyon hatte sich Plea in seiner Laufbahn weiter nach Süden vorgearbeitet und verbrachte vier unterm Strich erfolgreiche Jahre in Nizza. Nun ist er also am Niederrhein, der bei aller Liebe nicht ganz mithalten kann mit der Côte d’Azur. Doch Plea machte nicht nur bei seiner offiziellen Präsentation im Borussia-Park am Sonntag den Eindruck, dass er die Stationen seiner Karriere nicht nach dem Glamourfaktor aussucht. Auch finanziell wäre für ihn bei anderen Klubs mehr drin gewesen.
Vom „nächsten Schritt“war mehrmals die Rede, sowohl von Plea selbst als auch von Manager Max Eberl, der zum siebten Mal als Sportdirektor einen Spieler für mindestens zehn Millionen Euro geholt hat – zum dritten Mal nach Luuk de Jong und Josip Drmic ist es ein Mittelstürmer. „Was wir letztendlich bezahlt haben, ist für den heutigen Transfermarkt keine utopische Summe, für uns aber schon etwas größer. Und dieses Geld mussten wir erstmal erwirtschaften“, erklärte Eberl. „Mit dem Puzzlestück Jannik Vestergaard haben sich Türen geöffnet.“Der Türöffner aus Dänemark ist am Freitag, eine Stunde vor der offiziellen Bekanntgabe des Plea-Transfers, für 25 Millionen Euro zum FC Southampton gewechselt.
Vestergaard schrieb am Samstag bei Instagram von einem „Kindheitstraum“. So weit ging Plea nicht, er macht jedoch den Eindruck, sich den besagten „nächsten Schritt“sehr gut überlegt zu haben. Auf der Pressekonferenz hielt sich der 25-Jährige zurück mit Ansagen bezüglich einer bestimmten Trefferzahl oder einer Zukunft in der französischen Nationalmannschaft. Menschlich macht Plea einen aufgeräumten Eindruck. Nach seiner ersten Einheit mit den Kollegen am Sonntagvormittag schlenderte er an der Seite Ibrahima Traorés in die Kabine. Der „Integrationsbeauftragte“ist schon wieder in seinem Element.
Dass Plea nun der teuerste Einkauf der Gladbacher Vereingeschichte ist, liegt nicht an einer plötzlichen Leistungsexplosion, die seinen Preis in die Höhe getrieben hat, sondern an einer kontinuierlichen Entwicklung. Drei, sechs, elf und 16 Ligatore hat er für Nizza pro Saison geschossen. Der Sprung in die Zweistelligkeit war eng mit einem Mann verbunden, dessen Name bei Borussia und im medialen Umfeld noch immer nahezu wöchentlich auftaucht – so auch am Sonntag wieder. Diesmal jedoch ging es nicht um Lucien Favres Erfolge in Gladbach, sondern in Nizza. „Man kann als Spieler sehr vom ihm profitieren. Er hat mich taktisch und technisch besser gemacht“, sagte Plea. Mit Fragen behelligt habe er den ehemaligen Borussia-Erfolgstrainer nicht, erklärte Eberl. Dafür klingelte bei Dante das Telefon – und der habe nur Gutes über seinen Teamkollegen Plea zu erzählen gehabt.
Ein Exzentriker scheint der nicht zu sein, den Job hatte in Nizza ohnehin Mario Balotelli. „Er ist ein toller Stürmer. Klar, er läuft nicht so besonders gerne, das haben wir dann für ihn übernommen“, sagte Plea und lachte. Ab Dienstag kann er die neuen Kollegen kennenlernen, von denen sieben noch im Urlaub sind. Thorgan Hazard tritt seinen am Montag erst an, nachdem er mit Belgien am Samstag das Spiel um Platz drei bei der WM gewann und sich am Sonntag in Brüssel feiern ließ. Geht es nach Eberl und Trainer Dieter Hecking, spielt er trotz des internationalen Interesses und möglicher Angebote jenseits der 30 Millionen Euro nächste Saison in Gladbach. Zwei Jahre läuft sein Vertrag noch.
„Thorgan hat vergangene Saison einen riesigen Schritt gemacht, und ich sehe ihn weiterhin bei der Borussia“, sagte Hecking. Dagegen hätte Plea, nicht nur wegen der gemeinsamen Muttersprache Französisch, bestimmt nichts einzuwenden. Auf dem Weg zur Familie könnte er Hazard sogar eine Mitfahrgelegenheit geben – Braine-le-Comte liegt genau an der Strecke von Mönchengladbach nach Lille.