Jugend probt Theaterstück „Terror“
„Terror“, ein Theaterstück von Ferdinand von Schirach, wird in Schwanenberg von Konfirmanden einstudiert. Sie bereiten sich darauf vor, in dem sie mit Kampfpiloten diskutiert haben und eine Gerichtsverhandlung besuchten.
SCHWANENBERG Was ist richtig, was ist falsch? Hat sich der Angeklagte strafbar gemacht? Das sind die Fragen, die in „Terror“, einem Theaterstück von Ferdinand von Schirach, im Vordergrund stehen. Ein Pilot schießt ein von Terroristen entführtes, vollbesetztes Flugzeug ab, das im Anflug auf das mit 70.000 Menschen gefüllte Fußballstadion von München ist. Die Terroristen wollen dort durch einen erzwungenen Absturz eine immense Katastrophe herbeiführen. Der Pilot, der durch den Abschuss des Flugzeugs über 100 Menschen in den Tod schickt, muss sich für sein Handeln vor einem Strafgericht verantworten. Schuldig oder nicht?
Nicht das Gericht wird über den Ausgang des Verfahrens entscheiden . . .
Mit dem Lernen eines Textes ist es nicht getan, wenn es gilt, ein Theaterstück auf die Bühne zu bringen. Die Atmosphäre muss stimmen, der Charakter des Stückes spürbar sein. Darauf legt Pfarrer Robin Banerjee aus Schwanenberg großen Wert beim Einstudieren des neuen Stückes durch die aus Konfirmanden bestehende Theatergruppe der Evangelischen Kirchengemeinde Schwanenberg. Neun Jungen und Mädchen hatten sich bereiterklärt, am neuen Projekt teilzunehmen, sieben blieben übrig, für sechs hatte Banerjee Rollen, die siebte Teilnehmerin wird bei den Aufführungen soufflieren.
Es ist keine leichte Kost, die der Pfarrer ausgewählt hat. Er hat zu einem Stück gegriffen, in dem es in der Regieanweisung heißt, die Rollen sollten von Erwachsenen gespielt werden. Doch ist Banerjee davon überzeugt, dass seine Truppe der 15-Jährigen „Terror“souverän darstellen wird. „Sie sind alle schon sehr erwachsen“, hat er festgestellt, „und daher prädestiniert für dieses Stück.“
Im Januar hat die Schar mit den Probearbeiten für „Terror“begonnen, nach Pfarrer Robin Banerjees Worten „ein sehr populäres und sehr aktuelles Stück“. Jetzt schon sitzt der Text und haben die Akteure den Zwiespalt gefunden, in dem sich die Protagonisten, aber auch sie sich befinden. Nicht zuletzt ein Besuch bei der Luftwaffeneinheit in Nörvenich, bei dem sie ausführlich mit Kampfpiloten des Eurofighters diskutierten, hat ihr Nachdenken erneut angeregt und die Frage nach Schuld oder Unschuld neu aufgeworfen. Der Besuch bei einer Gerichtsverhandlung in Mönchengladbach, den Banerjee ebenfalls organisiert hatte, machte den jungen Schauspielern klar, dass ein Prozess
keine Schauveranstaltung ist, sondern ein ernster Teil des täglichen Lebens. Die Erfahrungen wirken sich auf die Proben aus, in denen viel diskutiert wird. „Es ist auch eine Frage nach Recht und Moral“, sagt etwa Tom Finck, und Valerie Wilms ergänzt: „Es ist gut, dass über das Thema viel geredet wird.“
Die Diskussion wird es auch bei und nach den Aufführungen am 21., 22. und 23. September in Schwanenberg geben. Nicht zuletzt deshalb, weil nach der mündlichen Verhandlung sich das Gericht zur Beratung über das Urteil zurückzieht – und das Publikum mit seiner Abstimmung in einer Pause über Schuld oder Unschuld des Angeklagten entscheidet. Dementsprechend fällt das Urteil aus. Muss der Pilot ins Gefängnis oder kommt er frei?