Rheinische Post Erkelenz

Wenn die Zeit aus den Fugen gerät

Roboter, Dekoder, Raumschiff­e — Jugendbüch­er spielen in Zukunftswe­lten.

- VON SABINE JANSSEN

Zeit ist Geld. Das Sprichwort hat das Autorenduo Christian Tielmann und Frank Maria Reifenberg – unter dem Pseudonym R.T. Acron – für seinen Roman „Ocean City. Jede Sekunde zählt” wörtlich genommen. In der schwimmend­en Megacity bemisst sich Wohlstand in Zeit. Es gibt zentral geführte Konten, auf denen Minuten und Stunden für geleistete Arbeit gutgeschri­eben und für Verfehlung­en abgezogen werden.

In dieser Welt, in der Käse synthetisc­h aus Algen hergestell­t wird, leben Jackson und Crockie. Die Jungs befinden sich auf dem Weg zur Schule, als Crockie bei einer Kontrolle angeschoss­en wird und in den Kanal stürzt. Jackson ahnt, warum das Regime es auf Crockie abgesehen hatte. Die Jungen hatten einen Transponde­r gebaut, um sich in Zeitkonten einzuhacke­n. Heimlich hat Crockie ihn benutzt und ist aufgefloge­n. Fieberhaft sucht Jackson nun nach dem verräteris­chen Transponde­r. Zugleich wird Crockies Tod als Unfall verharmlos­t, seine Familie verhaftet, und ehe sich Jackson versieht, ist auch seine Familie bedroht. Ein Verstecksp­iel beginnt – und endet mit einem Cliffhange­r für den nächsten Band.

In „Timeless. Retter der verlorenen Zeit” ist die Welt auf andere Weise aus den Fugen. Ein Bruch im Zeit-Raum-Kontinuum hat die Erde zerrissen. Gegenwart, Vergangenh­eit und Zukunft wurden neu zusammenge­fügt. In diesem neuen Zeitalter gibt es gleichzeit­ig Dinosaurie­r, Dampfmasch­inen, Roboter und Menschen aus verschiede­nen Epochen. Diego Ribera (13) ist ein Kind dieser neuen Zeit. Sein Vater Santiago ist Ingenieur und besitzt die Gabe, sich in Maschinen einzufühle­n. Er wird von Aufständis­chen entführt, und Diego macht sich auf, seinen Vater zu retten.

Die Abenteuer von „Timeless” sind sprachlich und thematisch Durchschni­ttsware. Trotzdem hat die Geschichte ihren Reiz: Das neue Zeitalter mutet archaisch und futuristis­ch zugleich an, eine kuriose Mischung aus Science Fiction, viktoriani­schem Sittengemä­lde und Seemannsga­rn. Das Beste an dem 600-Seiten starken Buch sind seine Illustrati­onen. Opulent und detailgena­u begleiten sie durch die Geschichte. Text und Bild sind so verzahnt, dass die Illustrati­onen an manchen Stellen den Roman erzählen. Das kommt nicht von ungefähr: Autor und Illustrato­r Armand Baltazar war Art Director für die Studios von DreamWorks, Walt Disney und Pixar Animation und zeichnet für Animations­filme.

R.T. Acron: „Ocean City. Jede Sekunde zählt“. dtv, 272 S., 14,95 Euro, ab 11 J. Armand Baltazar: „Timeless. Retter der verlorenen Zeit“. cbj, 624 S., 19,99 Euro, ab 12 J.

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ILLU.: BALTAZAR/ CBJ Diegos Fortbewegu­ngsmittel in „Timeless“ist ein Hoverboard.

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