Rheinische Post Erkelenz

Die Zweifel an Macrons Reformpoli­tik wachsen

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Erfolge

Zu seinem Amtsantrit­t vor gut zwei Jahren hatte Emmanuel Macron ein ganzes Bündel ehrgeizige­r Reformmaßn­ahmen angekündig­t, mit dem Ziel, Frankreich grundlegen­d zu modernisie­ren. Seither wurden zahlreiche Initiative­n ergriffen, und es gibt auch schon einige Erfolge zu verzeichne­n, etwa bei der Sanierung des Staatshaus­halts. So wurde unlängst nach neun Jahren das offizielle Defizitver­fahren der EU gegen Frankreich eingestell­t. Doch in den Umfragen zeigten sich die Franzosen zuletzt zusehends unzufriede­n mit Macrons Kurs.

Kritik

Einer Meinungsum­frage von Mitte Juni zufolge wachsen die Zweifel der Franzosen am Erfolg und der Ausgewogen­heit von Macrons Politik. So glauben nur 37 Prozent, dass sich Frankreich im zurücklieg­enden Jahr zum Besseren verändert habe. 63 Prozent dagegen sehen nur wenig oder gar keine Veränderun­g. Gleichzeit­ig schwindet die Bereitscha­ft zum Wandel. Zeigten sich vor gut einem Jahr noch 69 Prozent willens, das Land zu modernisie­ren, um es fit zu machen für künftige Herausford­erungen, sind es nun nur noch 52 Prozent. Gleichzeit­ig stieg der Anteil derer, die in einer sich wandelnden Welt vor allem Frankreich­s Identität bewahren wollen, von 31 auf 48 Prozent. nicht mehr reagieren. So hat Seehofers geschmackl­ose Bemerkung über die Abschiebun­g von 69 Flüchtling­en an seinem 69. Geburtstag zwar zu viel Empörung in den sozialen Netzwerken geführt, im politische­n Berlin blieb die große Welle aus. Nein, man habe keine Neigung, noch etwas zu Seehofer zu sagen, hieß es. Früher hätte so eine Bemerkung über Wochen das Sommerloch gefüllt.

Der Wunsch, in der Zeit der Parlaments­pause tatsächlic­h auch bei den politische­n Botschafte­n auf Sendepause zu stellen, war selten so spürbar wie in diesem Jahr. Der Bedarf an Eskalation ist allseits gedeckt. Nicht nur die Union ist von ihrem Streit erschöpft und ernüchtert. Die SPD und manche Opposition­spartei sind es auch. Gleiches gilt übrigens für die Berichters­tatter im Regierungs­viertel. Viele Politiker schildern ihren Gemütszust­and in diesen Tagen wie den von Autofahrer­n, die nur haarscharf an einem tödlichen Unfall vorbeigesc­hrammt sind. Da weiß man: Das nächste Mal ist man vorsichtig­er. Ob die Erkenntnis, dass weniger politische Erregung mehr konstrukti­ve Ergebnisse bringen kann, sich bis zur bayerische­n Landtagswa­hl durchhalte­n lässt, ist dann doch zu bezweifeln.

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FOTO: REUTERS Die Station „Champs-Elysees“wurde zeitweise umbenannt.

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