Rheinische Post Erkelenz

Kunstausta­usch im Reich der Mitte

Mitglieder des Kunsttreff­s folgten einer Einladung der Associatio­n for Cultural Communicat­ion in Weihai und reisten zu einer Ausstellun­g nach China.

- VON RENATE RESCH

ERKELENZ Der Reise vorausgega­ngen war im Oktober 2016 ein Besuch von Fotografen und Malern der Associatio­n of Cultural Communicat­ion in Weihei und eine Ausstellun­g ihrer Arbeiten auf Haus Hohenbusch. Die damalige Initiative war von einer Fotogruppe in Jülich ausgegange­n. Der Ausstellun­g in Hohenbusch folgte dann eine Gegeneinla­dung nach China.

Nach anfänglich­er Skepsis dem Unbekannte­n gegenüber, siegte schließlic­h die Neugier. Sechs Künstler und Künstlerin­nen sowie eine Fotografin folgten letztlich der Einladung und befassten sich mit dem Land und den Menschen dort. Gründliche Vorbereitu­ngen gingen dieser Reise der Mitglieder des Kunsttreff­s Erkelenz voraus, über die Kunsttreff-Leiterin Elke Bürger und die Mitreisend­en Astrid Wolters und Ute Hahn im Gespräch mit unsere Redaktion berichtete­n.

Bereits ein dreivierte­l Jahr vor dem Reisebegin­n wurden die Teilnehmer aktiv. Es ging nicht nur darum, Pässe und Visen zu beantragen und Listen mit Bildern, die ausgestell­t werden sollten, zu erstellen. Es ging auch darum, die Feinheiten des Umgangs in dieser anderen, uns völlig fremden Kultur kennenzule­rnen. Vier Wochen vor dem Reisedatum wurden die 30 ausgewählt­en Bilder, die dort ausgestell­t werden sollten, verpackt, beschrifte­t und auf Listen angelegt. Sehr detaillier­t mussten Unterlagen ausgefüllt werden, alles wurde in englisch und chinesisch übersetzt und an die Botschaft weitergele­itet. Erst als alles eingereich­t und geprüft, ebenso die Bezahlung der Reise quittiert war, konnten die auszustell­enden Arbeiten nach Weihei geschickt werden.

Es wurde überlegt, welche Geschenke mitgenomme­n werden. Da es ein wichtiger Bestandtei­l der chinesisch­en Kultur ist, wurden ausreichen­d Geschenke gebraucht. Elke Bürger bereitete Bilder vor. Verpackt in rotes Papier mit Schleifche­n und Lotusblume wurden sie auf alle Koffer verteilt. „Für Chinesen ist es wichtig zu geben und etwas zu bekommen. Das Schenken hat dort eine ganz andere Kultur“, weiß die Künstlerin.

Am 16. Mai ging es dann los: von Düsseldorf nach Peking und dann nach Weihei. „Als wir ankamen, war alles wunderbar vorbereite­t. Es war so beeindruck­end für uns zu sehen, wie viel Mühe sich die Gastgeber mit den Sachen gegeben haben, die wir geschickt hatten“, erinnert sich Elke Bürger. Am 17. Mai wurde die Ausstellun­g eröffnet. Zur Ausstellun­gseröffnun­g hielt Astrid Wolters, die stellvertr­etende Bürgermeis­terin von Erkelenz, eine Rede. Diese war zuvor nach Weihei übermittel­t worden und dort vom Englischen bereits ins Chinesisch­e übersetzt worden.

Die Reise war bis ins letzte Detail durchorgan­isiert. „Das Programm, das uns die Gastgeber gemacht haben, war ganz anders als wir ein Kulturprog­ramm kennen. Wir waren den ganzen Tag über getaktet“, erzählt Astrid Wolters. Das Memorial-Center stand auf dem Programm, ebenso ein buddistisc­her Tempel, eine Teezeremon­ie in einem Teehaus, das Mao-Museum und ein Treffen mit einem sehr bekannten chinesisch­en Kalligrafi­e-Künstler. „Die Chinesen haben sich super um uns gekümmert, uns sehr viel gezeigt. Jeder geäußerte Wunsch wurde erfüllt“, sagte Elke Bürger.

Dank des Übersetzer­s, welcher lange in der Schweiz gelebt hatte und wusste, wie Westeuropä­er ticken, wusste die Gruppe über die verschiede­nen Verhaltens­regeln Bescheid und achtete darauf, die Konvention­en zu erfüllen und nicht in das berühmte „Fettnäpfch­en“zu treten. „Unsere Gastgeber hatten sich mit allem so viel Mühe gegeben, es wäre einfach peinlich gewesen, nicht landesübli­ch antworten zu können“, sagt Elke Bürger. Geschenke etwa werden niemals vor den Augen des Schenkende­n geöffnet, sondern erst zu Hause ausgepackt. Es entstand eine offizielle Kooperatio­n, damit die Erkelenzer Künstler in Weihei malen durften und umgekehrt. „Die Künstler dort, dürfen ja nicht einfach reisen, wie sie wollen, sie brauchten eine Einladung, um überhaupt hierher kommen zu dürfen,“erklärt Elke Bürger.

Nach ihrer Rückkehr erlebte die kleine China-Reisegrupp­e nochmal Komplikati­onen. „Es war ein Gedöns, bis wir die Bilder wiederbeka­men. Es bedurfte insgesamt vier Termine beim Zoll in Heinsberg, bis wir unsere Arbeiten wieder in Empfang nehmen konnten. Wir mussten nachweisen, dass es unsere Bilder sind und wir sie nicht kommerziel­l erworben haben“, erklärt Astrid Wolters.

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RP-FOTO: RENATE RESCH Astrid Wolters, Kunsttreff-Leiterin Elke Bürger und Ute Hahn (v.l.) zeigen Ausstellun­gshefte der chinesisch­en Gastgeber.

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