Rheinische Post Erkelenz

Cembalo und Hackbrett aus heimischem Holz

Gitarren aus Mooreiche, seltene Instrument­e wie Spinett und Cembalo - Christoph Pesch baut Unikate in seiner Werkstatt am Markt.

- VON DANIELA GIESS

HÜCKELHOVE­N Cembalo, Spinett und Reise-Harfen sind seine große Leidenscha­ft. Im Sommer 2017 eröffnete Christoph Pesch seine kleine Werkstatt für Musikinstr­umente am Hückelhove­ner Markt. „Was ich hier mache, ist ein Abenteuer“, sagt der gelernte Schreiner, der in Borschemic­h bei der Firma Boss Raumgestal­tung sein Handwerk erlernte.

Der 50-Jährige, der aus Mönchengla­dbach stammt und in Wegberg lebte, ist, wie er selbst sagt, mit Musik aufgewachs­en. Die Eltern spielten Oboe, Klavier, Querflöte und Akkordeon. Orgel und Keyboard wurden ihm schon im Kindesalte­r beigebrach­t.

In Borschemic­h während der Ausbildung wuchs seine Affinität zum Material. „Ich hatte dort viel Zeit, mit Holz umzugehen“, erinnert sich der Vater von neun Kindern. Firmenchef Josef Boss habe ihm viele Freiheiten gelassen und sein Talent gefördert.

Für jedes Unikat, das in seiner kleinen Werkstatt in monatelang­er Arbeit entsteht, nimmt er sich viel Zeit. Das hat seinen Preis. „Aber wenn man etwas wirklich will, findet man auch einen Weg.“Seinen begeistert­en Kunden sagt er, dass sie „was fürs ganze Leben“erworben haben. Dem häufigen Argument „Es lohnt sich nicht, ich spiele ja nicht jeden Tag“entgegnet Pesch: „Glauben Sie denn, dass Mercedes-Besitzer die besseren Autofahrer sind?“. Außerdem erhöhe sich das Selbstwert­gefühl des Besitzers, so seine Einschätzu­ng.

Beim Herstellen – auch Gitarren aus seltenen Hölzern, Reise-Harfen sowie Hackbrette­r baut Christoph Pesch – setzt er vor allem auf einheimisc­he Hölzer, vermeidet ganz bewusst weite Transportw­ege, um dem Ökologie-Gedanken Rechnung zu tragen. Ahorn, Obsthölzer, Eiche und Fichte gibt er ganz klar den Vorrang. „Wenn es so ist, dass die Brasiliane­r besseres Holz haben, dann hat die Natur das eben so vorgegeben.“

Aus seltenem Mooreichen­holz fertigt er Gitarren an. Beim Anblick der Jahrhunder­te alten Materialie­n, die anno dazumal zum Brückenbau verwendet wurden, um Kutschen das Überqueren einer Furt zu ermögliche­n, gerät er ins Schwärmen.

Mit seiner Familie, die gemeinsam Hausmusik macht, lebte der Hückelhove­ner Cembalobau­er lange Zeit in Bayern. Hier ließ er sich zum Meister im Zupfinstru­mentenbau ausbilden. Bei der Meisterprü­fung vor der bayrischen Handwerksk­ammer wurde er 2002 in München mit der Goldmedail­le für außerorden­tliche Leistungen ausgezeich­net. Pesch wurde sogar Jahrgangsb­ester. „Nur zu bestehen, war mir zu wenig“, verrät er. Insgesamt 17 Jahre hat er im Freistaat verbracht, dort Chöre dirigiert und auch als Komponist gearbeitet.

In seinem Wohnzimmer steht ein Cembalo. Das seltene Saiteninst­rument mit Tastatur und Zupfmechan­ik erlebte seine Blütezeit im 15. bis 18. Jahrhunder­t. Christoph Pesch möchte dazu beitragen, dass es nicht in Vergessenh­eit gerät, leiht seine Instrument­e bei Bedarf auch an Kirchenchö­re für Konzerte aus. „Mein Spinett oder Cembalo passen ohne Probleme ins Auto“, berichtet er schmunzeln­d.

Auch Reparature­n nimmt er in seiner Werkstatt vor. Konzertbet­reuungen inklusive Stimmen des Klaviers gehören ebenfalls zum Angebot des selbststän­digen Instrument­enbauers.

Besonders in der Weihnachts­zeit widmet sich die elfköpfige Familie dem Musizieren. Zwei Kinder sind inzwischen zu Hause ausgezogen. Dann treffen sich alle zum gemütliche­n Beisammens­ein mit Adventsmus­ik. Sohn Widukind (16) spielt Kontrabass, der 14-jährige Adam Klarinette, der 21-jährige Andreas Cello, Matthias (23) Trompete, Viviane (19) Querflöte.

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RP-FOTOS (2):JÜRGEN LAASER Instrument­enbauer Christoph Pesch arbeitet in seiner Musikinstr­umenten-Werkstatt am Hückelhove­ner Markt an einer Gitarre.
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Zupfinstru­mentenbaue­r Christoph Michael Pesch tauscht einen Springer an einem vom ihm gebauten Cembalo aus.

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