Rheinische Post Erkelenz

Die Glücks-14?

Vor Alassane Plea gab es zwei andere erfolgreic­he Borussen-Stürmer, die mit der 14 auf dem Rücken anfingen.

- VON KARSTEN KELLERMANN

Die Jobbeschre­ibung ist eindeutig: Mittelstür­mer. So wird Alassane Plea, Borussias neuer Franzose, der Rekord-Einkauf des Klubs mithin, beim Portal transferma­rkt. de kategorisi­ert. Seine „Nebenposit­ionen“sind durch zwei kleinere Punkte links und rechts neben dem dickeren mitten im Strafraum gekennzeic­hnet. Ein wenig sieht das aus wie das Schema des klassische­n Dreierangr­iffs mit einem zentralen Stürmer und zwei Außenstürm­ern. Das ginge so: Plea zur Grundlinie, Plea flankt, in der Mitte steht Plea - Tor für die Borussia. Es gibt einen skurrilen Film, „Being John Malkovich“, in dem es unendlich viele John Malkovichs gibt, in etwa so wäre die geschilder­te Plea-Szene: Plea überall. Der Torjäger, der auf sich selbst flankt und dann vollstreck­t, wäre die vielzitier­te „eierlegend­e Wollmilchs­au“.

Die drei Punkte bei transferma­rkt. de definieren Plea aber nicht als einen Allesmache­r, sondern als offensiven Alleskönne­r. „Er kann perfekt zu uns passen. Er kann mitspielen, kann in die Tiefe gehen, hat Tempo und kann in verschiede­nen Systemen spielen“, sagt Trainer Dieter Hecking. Ganz vorn in einem System mit Dreierangr­iff, aber auch als zweiter Mann in einem Zweierstur­m oder auf dem Flügel. Da hat er in Nizza, seinem Ex-Verein, zuletzt oft gespielt, weil im Zentrum ein gewisser Mario Balotelli auf seine Hereingabe­n wartete. Nun in Gladbach, das hat Hecking klargestel­lt, soll Plea vor allem der Mann im Zentrum sein, der „echte“Mittelstür­mer, wie Borussia ihn auf ihrer Internetse­ite definiert. Er wäre also der perfekte Kandidat für die verwaiste Rückennumm­er 9 gewesen, das Markenzeic­hen des vordersten Stürmers. Doch Plea hat die 14. „Seine“14.

„Die 9 war kein Thema für mich. Die 14 hatte ich auch in Nizza und vorher in Auxerre. Es war die Nummer meines Lieblingss­pielers Thierry Henry“, sagt Plea. Henry – der Mann, dessen verblüffen­de Geschwindi­gkeit Gladbach das Fürchten lehrte in der zweiten Runde des Uefa-Cups der Saison 1996/97, als er in Düsseldorf den Borussen immer wieder enteilte und entscheide­nd zum 4:2 der Monegassen beitrug. Während der WM in Russland hat Henry Gladbachs Thorgan Hazard nun Tipps fürs Toreschieß­en gegeben als Offensivco­ach des belgischen Nationstea­ms. Die Fußballwel­t ist eine Erbse.

Henry stürmte einst mit der 14, allerdings noch nicht damals bei Monaco, sondern erst danach beim FC Arsenal und beim FC Barcelona und am Ende in New York. Auch Pleas Vorbild war ein Mittelstür­mer der bewegliche­n Art, ganz wie der neue Borusse einer ist. Spielt er ansatzweis­e wie Henry in seinen besten Zeiten, wird die Freude groß sein im Borussen-Universum ob der 14.

Diese hat in der Fußball-Welt einen guten Klang auch wegen Henry, vor allem aber, weil sie das Markenzeic­hen des großen Niederländ­ers Johan Cruyff war. Bei Borussia war die 14 für ihre Träger meist keine Glückszahl. Peter Nielsen hatte sie in seiner ersten, weniger gelungenen Borussia-Episode. Spieler wie Morten Pedersen, Marcus Reiter, Milan Obradovic, Hassan El Fakiri, Sharbel Touma oder zuletzt Nico Schulz konnten mit der 14 keine Akzente setzen. Für Stabilität und Zuverlässi­gkeit stand sie von 2009 bis 2015, als Thorben Marx sie trug.

Doch hat die 14 auch eine Historie bei Stürmern in Gladbach. HansJörg Criens betrat ebenso wie später Martin Dahlin mit ihr die Bundesliga-Bühne. Criens hatte in der Saison 1983/84 die 14 auf dem Rücken, unter anderem im legendären Pokal-Halbfinale gegen Werder Bremen, als er nicht nur die Verlängeru­ng erzwang, sondern auch auf kurios-geniale Art das 5:4 erzielte. Criens Ist der drittbeste Torjäger der Borussia-Geschichte mit 92 Treffern. Seine große Zeit – von 1988 bis 1992 war er Gladbachs bester Bundesliga-Torschütze – hatte er jedoch mit der 11. Der beste Dahlin bei Borussia war mit der 9 unterwegs, mit der der ebenfalls viermal die interne Torjäger-Kanone gewann und insgesamt fünfmal in Folge zweistelli­g traf. In seiner ersten Spielzeit als Borusse hatte er die 14, mit der er nur zwei Tore machte. Doch es war ein Anfang. Mit 60 Treffern ist er Neunter in der Tor-Rangliste der Gladbacher. Nun hofft Plea, dass ihm die 14 Glück bringt.

Und die 9? Bleibt sie vakant? Oder kommt noch wer, der sie bekommt? In den Foren der Fans werden Namen wie Rhian Brewster, der in Liverpool noch immer nicht unterschri­eben hat, Yoshinori Muto, der in Mainz die 9 hat, oder auch Bas Dost diskutiert. Erst mal aber ist Plea da, die Neun ohne die 9, und er ist gekommen, um mit der 14 zu tun, was ein Mittelstür­mer tun soll: „Ich will gut spielen. Wenn das klappt, werde ich meine Tore machen“, sagt er. Über mögliche Bilanzen spricht er nicht. Was die angeht, wäre die 14 besser als die 9 …

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FOTO: IMAGO Hans-Jörg Criens feiert sein Tor zum 5:4 im DFB-Pokal-Halbfinale 1984 gegen Werder Bremen.
 ?? FOTO: IMAGO ?? Martin Dahlin startet in Gladbach mit der 14, später trug er die 9 auf dem Rücken.
FOTO: IMAGO Martin Dahlin startet in Gladbach mit der 14, später trug er die 9 auf dem Rücken.
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FOTO: DIRK PÄFFGEN Die neue 14: Alassane Plea (Mitte) mit Manager Max Eberl (l.) und Trainer Dieter Hecking.

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