Rheinische Post Erkelenz

Israel fördert rein jüdische Orte

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Die Knesset hat das umstritten­e „Nationalst­aatsgesetz“verabschie­det.

JERUSALEM (knau) In Israel wird es künftig offiziell möglich sein, rein jüdische oder arabische Ortschafte­n zu gründen. Das Parlament ratifizier­te in der Nacht zu Donnerstag auf Betreiben der Regierung von Ministerpr­äsident Benjamin Netanjahu das umstritten­e Nationalst­aatsgesetz mit dem Ziel, den „Charakter Israels als nationales Heim des jüdischen Volkes” zu festigen. Das Rückkehrre­cht für Juden aus aller Welt, jüdische Feiertage und Hebräisch als einzige offizielle Landesspra­che gehören dazu. Bislang war auch Arabisch Landesspra­che.

„Das Nationalst­aatsgesetz ist der Tiefpunkt der chronische­n Krankheit, die die Demokratie plagt”, kritisiert­e der arabische Abgeordnet­e Ahmad Tibi. Nun gebe es zwei Gruppen von Bürgern: „Eine Gruppe der Juden, die Rechte haben, und eine andere der tolerierte­n Gäste.” Tibi repräsenti­ert die knapp 20 Prozent arabischen Staatsbürg­er Israels. Auch Staatspräs­ident Reuven Rivlin distanzier­te sich auf für sein Amt ungewöhnli­ch scharfe Weise von dem Gesetz, das „dem jüdischen Volk in der Welt und in Israel” schaden könne.

Seit Wochen kontrovers diskutiert wurde vor allem der Artikel 7 des Gesetzentw­urfs, der die ethnische und religiöse Homogenitä­t von Dörfern und Städten regelt. Dazu gehört auch der Grad der Religiosit­ät. Konkret ändert das neue Gesetz wenig: Ethnisch und religiös homogene Ortschafte­n sind seit Staatsgrün­dung Praxis in Israel. Das neue Gesetz hebt allerdings speziell „die Entwicklun­g jüdischer Ortschafte­n” hervor. Diese seien von „nationalem Wert”. Der Staat werde „die Gründung und Entwicklun­g solcher Ortschafte­n unterstütz­en”.

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FOTO: AP Regierungs­chef Netanjahu beim Selfie nach dem Votum.

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