Jedes Köln steht auf einem älteren Köln
Das Römisch-Germanische Museum zeigt die letzte große Ausstellung vor der Sanierung des Hauses.
KÖLN (epd) Schon immer war es so, dass die Kölner, sobald sie ein paar Spatenstiche taten, auf Relikte untergegangener Zivilisationen stießen. Einige besonders beeindruckende Funde stehen jetzt im Mittelpunkt einer neuen Ausstellung im Römisch-Germanischen Museum. Die Sonderschau „Bodenschätze“widmet sich noch das ganze Jahr über bis zum 31. Dezember der Stadtarchäologie.
Es geht unter anderem um die erste vollständig ausgegrabene jungsteinzeitliche Siedlung Deutschlands in Köln-Lindenthal, die bedeutendste römische Marinebasis nördlich der Alpen in Köln-Alteburg und um die römische Stadt: in ihren Anfangstagen, als sie noch Oppidum Ubiorum hieß, die Siedlung der Ubier, und zu ihrer Blütezeit, als sie sich Colonia Claudia Ara Agrippinensium nannte. Thema sind auch das spätrömische Kastell Divitia-Deutz und die mittelalterliche Wirtschaftsmetropole.
„Köln ist die einzige Millionenstadt Deutschlands, die auf eine zweitausendjährige Stadtgeschichte blickt“, sagt Museumsdirektor Marcus Trier. Neben Geschosskugeln als Schleudermaterial, römischen Tonkrügen und Resten von Wandmalereien ist etwa auch ein frei stehendes Porträtmedaillon aus der Zeit um 40 n. Chr. zu sehen, das erst im Frühjahr bei Ausgrabungen in der Severinstraße geborgen wurde und Teil eines Grabmals war.
Aus der Römerzeit ist in Köln überirdisch nicht allzu viel stehen geblieben, denn in ihrer langen Geschichte ist die Stadt immer wieder abgerissen und neu gebaut worden. „Schon die Römer haben Baumaterial recycelt und aus alten Gebäuden neue gemacht. Denn Stein war kostbar“, so Trier. Jedes Köln steht auf einem älteren Köln. Wer etwas über die früheren Inkarnationen Kölns erfahren will, muss deshalb unter der Erde suchen. So tauchte im Jahr 1941, mitten im Zweiten Weltkrieg, beim Ausheben eines Luftschutzbunkers ein riesiger römischer Fußboden auf, das Dionysosmosaik.
Darüber wurde Anfang der 1970er Jahre das Römisch-Germanische Museum errichtet, am 4. März 1974 war die feierliche Eröffnung. Nach 44 Jahren ist das Museum nun selbst ein Denkmal – und im Übrigen sanierungsbedürftig. „Bodenschätze“sei die letzte große Ausstellung vor dem Umzug ins Ausweichquartier, erklärt die Kölner Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach.
Nach dieser Abschiedsschau zieht das Museum zum 1. Januar für mehrere Jahre im Belgischen Haus gegenüber dem Rautenstrauch-Joest-Museum ein. Die Ausstellungsfläche wird sich dadurch stark verkleinern. Nach derzeitiger Planung wird die Sanierung bis 2024/25 dauern, also bis zu sechs Jahre. „Aber das Römisch-Germanische Museum wird auch im Interim weiter gut funktionieren“, so die Dezernentin Laugwitz-Aulbach.