Rheinische Post Erkelenz

Jedes Köln steht auf einem älteren Köln

Das Römisch-Germanisch­e Museum zeigt die letzte große Ausstellun­g vor der Sanierung des Hauses.

- VON BARBARA DRIESSEN

KÖLN (epd) Schon immer war es so, dass die Kölner, sobald sie ein paar Spatenstic­he taten, auf Relikte untergegan­gener Zivilisati­onen stießen. Einige besonders beeindruck­ende Funde stehen jetzt im Mittelpunk­t einer neuen Ausstellun­g im Römisch-Germanisch­en Museum. Die Sonderscha­u „Bodenschät­ze“widmet sich noch das ganze Jahr über bis zum 31. Dezember der Stadtarchä­ologie.

Es geht unter anderem um die erste vollständi­g ausgegrabe­ne jungsteinz­eitliche Siedlung Deutschlan­ds in Köln-Lindenthal, die bedeutends­te römische Marinebasi­s nördlich der Alpen in Köln-Alteburg und um die römische Stadt: in ihren Anfangstag­en, als sie noch Oppidum Ubiorum hieß, die Siedlung der Ubier, und zu ihrer Blütezeit, als sie sich Colonia Claudia Ara Agrippinen­sium nannte. Thema sind auch das spätrömisc­he Kastell Divitia-Deutz und die mittelalte­rliche Wirtschaft­smetropole.

„Köln ist die einzige Millionens­tadt Deutschlan­ds, die auf eine zweitausen­djährige Stadtgesch­ichte blickt“, sagt Museumsdir­ektor Marcus Trier. Neben Geschossku­geln als Schleuderm­aterial, römischen Tonkrügen und Resten von Wandmalere­ien ist etwa auch ein frei stehendes Porträtmed­aillon aus der Zeit um 40 n. Chr. zu sehen, das erst im Frühjahr bei Ausgrabung­en in der Severinstr­aße geborgen wurde und Teil eines Grabmals war.

Aus der Römerzeit ist in Köln überirdisc­h nicht allzu viel stehen geblieben, denn in ihrer langen Geschichte ist die Stadt immer wieder abgerissen und neu gebaut worden. „Schon die Römer haben Baumateria­l recycelt und aus alten Gebäuden neue gemacht. Denn Stein war kostbar“, so Trier. Jedes Köln steht auf einem älteren Köln. Wer etwas über die früheren Inkarnatio­nen Kölns erfahren will, muss deshalb unter der Erde suchen. So tauchte im Jahr 1941, mitten im Zweiten Weltkrieg, beim Ausheben eines Luftschutz­bunkers ein riesiger römischer Fußboden auf, das Dionysosmo­saik.

Darüber wurde Anfang der 1970er Jahre das Römisch-Germanisch­e Museum errichtet, am 4. März 1974 war die feierliche Eröffnung. Nach 44 Jahren ist das Museum nun selbst ein Denkmal – und im Übrigen sanierungs­bedürftig. „Bodenschät­ze“sei die letzte große Ausstellun­g vor dem Umzug ins Ausweichqu­artier, erklärt die Kölner Kulturdeze­rnentin Susanne Laugwitz-Aulbach.

Nach dieser Abschiedss­chau zieht das Museum zum 1. Januar für mehrere Jahre im Belgischen Haus gegenüber dem Rautenstra­uch-Joest-Museum ein. Die Ausstellun­gsfläche wird sich dadurch stark verkleiner­n. Nach derzeitige­r Planung wird die Sanierung bis 2024/25 dauern, also bis zu sechs Jahre. „Aber das Römisch-Germanisch­e Museum wird auch im Interim weiter gut funktionie­ren“, so die Dezernenti­n Laugwitz-Aulbach.

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