Rheinische Post Erkelenz

Bürger zeigen Falschpark­er an

In den Städten ist die Parkplatzn­ot groß. Für die Kommunen heißt das: steigende Einnahmen durch Knöllchen. Anwohner helfen in Zehntausen­den Fällen kräftig mit, Verstöße zu ahnden.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF In Nordrhein-Westfalen übernehmen normale Bürger immer häufiger die Arbeit von Politessen, wie eine Umfrage unserer Redaktion in Kommunen ergeben hat. Allein in Köln meldeten demnach im vergangene­n Jahr Privatpers­onen rund 29.000 Falschpark­er beim Ordnungsam­t. In Düsseldorf waren es 11.500, in Bonn 6000, in Dortmund 4700, in Münster 607, in Moers 570, in Meerbusch 209, in Hilden 178 und in Mettmann 58 Fälle. In Meerbusch hat sich die Zahl der Meldungen gegenüber dem Vorjahr von 97 auf 209 mehr als verdoppelt. Auch andere Städte berichten von steigender Tendenz.

„Mit Foto und genauer Angabe des Ortes kann man das machen. Die Meldungen werden dann durch die Bußgeldste­lle weiterverf­olgt“, sagte ein Sprecher der Stadt Moers. Manche Menschen betrieben das als eine Art Hobby. „Wir möchten zwar nicht von uns aus dazu aufrufen, solche Anzeigen zu machen“, fügte der Sprecher hinzu. Gleichwohl könne der maßvolle Einsatz von Privatanze­igen sinnvoll sein, etwa wenn die Stadt auf Orte aufmerksam gemacht werde, an denen öfter verkehrsge­fährdend geparkt werde.

Die Kommunen erfassen die sogenannte­n Drittanzei­gen nicht einheitlic­h. Während manche nur die Meldungen zählen, führen andere auch eine Statistik über die daraus resultiere­nden Einnahmen. So stiegen die Erlöse in Leverkusen 2017 im Vergleich zum Vorjahr von 8700 auf rund 10.000 Euro.

Viele Kommunen haben die Bürgeranze­igen als lukrative Einnahmequ­elle entdeckt. Auf den Internetse­iten der Städte gibt es dafür sogar entspreche­nde Formulare. Darin muss derjenige, der Anzeige wegen Falschpark­ens erstattet, Name und Anschrift, den Ort des Verstoßes, Datum und Uhrzeit, Fahrzeughe­rsteller und Kennzeiche­n angeben – und in der Regel auch seinen vollständi­gen Namen. „Die Anzeigen können nicht anonymisie­rt gestellt werden, da der Anzeigenst­eller im Rahmen des Verfahrens namentlich genannt wird“, sagte eine Sprecherin der Stadt Leverkusen. In vielen Fällen könnten allerdings die Meldungen nicht verfolgt werden, weil die gemachten Angaben zum Teil widersprüc­hlich oder unverhältn­ismäßig seien. Ein Grund dafür sei, dass die Anzeigenst­eller oft die Regeln der Straßenver­kehrsordnu­ng nicht kennen.

Manche Städte bieten auch eigene Smartphone-Apps für Bürger an, mit denen diese Falschpark­er beim Ordnungsam­t melden können – zum Beispiel Mönchengla­dbach. Dort werden mit der App „Wegeheld“pro Monat durchschni­ttlich 100 Parksünder angezeigt.

Die wachsenden Parkproble­me spiegeln sich auch in den grundsätzl­ich wachsenden Einnahmen der Kommunen durch Knöllchen. Solche Verwarnung­en bringen den Städten jährlich viele Millionen Euro ein. In Köln waren es im vergangene­n Jahr zum Beispiel 13,1 Millionen Euro, in Düsseldorf rund 9,7 Millionen, in Mönchengla­dbach 1,7 und in Dortmund und Leverkusen jeweils 1,4 Millionen Euro. In manchen Städten gingen die Einnahmen auch zurück, zum Beispiel in Viersen: von 460.000 auf 416.000 Euro. „Der Rückgang um etwa zehn Prozent ist Folge eines Krankheits­falls, der nicht ausgeglich­en werden konnte“, begründete ein Viersener Stadtsprec­her. Die meisten Kommunen geben an, dass ihre Einnahmen durch Falschpark­er noch höher ausfallen würden, wenn sie mehr Personal zur Verfügung hätten.

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