Rheinische Post Erkelenz

Krajewski mildert Team-Debakel

- VON STEFAN KLÜTTERMAN­N

Mit ihrem Einzelsieg lenkt die Vielseitig­keitsreite­rin vom Mannschaft­s-Flop ab.

AACHEN In Sachen Vielseitig­keit hatte der CHIO am Samstag gleich drei Premieren zu bieten. So war zum ersten Mal in der Geschichte des Turniers die Geländestr­ecke in der Soers ausverkauf­t, um zehn Uhr mussten die Kassen schließen. Dann gewann in Julia Krajewski eine deutsche Reiterin ihren ersten Titel in Aachen. Aber das deutsche Team erlebte zeitgleich auch sein größtes Debakel in CHIO-Zeiten. Die favorisier­te Mannschaft fiel nach einem Desaster im abschließe­nden Geländerit­t auf Rang fünf (von sieben Teams) zurück, es gewann Neuseeland. Nach Dressur und Springen war die Equipe von Bundestrai­ner Hans Melzer noch Erste gewesen.

„Das war wirklich nicht schön“, musste Melzer dann auch hinterher konstatier­en: „Das war eine Enttäuschu­ng.“Im Gelände war einfach alles schief gelaufen, was schief laufen konnte: Krajewski schied aus, weil ihr Pferd Samourai du Thot dreimal am selben Hindernis verweigert­e. Europameis­terin Ingrid Klimke und Hale Bob verpassten ein Hindernis, Kai Rüder ritt erst in die falsche Richtung und verhindert­e auf Colani Sunrise später nur mit Mühe einen Sturz. Einzig Andreas Dibowski (auf Corrida) kam gut durch die Soers. Deutschlan­d hatte schon vor dem Wettkampf auf Olympiasie­ger Michael Jung und Sandra Auffarth verzichten müssen. Klimke gab sich mit Blick auf die Weltreiter­spiele in Tryon/USA im September trotzdem optimistis­ch: „Uns Buschreite­r spornt so eine Niederlage wie heute in Aachen an“, sagte die 50-Jährige.

Krajewski ihrerseits musste das mit dem Anspornen binnen Minuten hinbekomme­n, denn nach dem Fauxpas mit Samurau du Thot hatte sie mit Chipmunk ja noch ein zweites Pferd am Start – und das in aussichtsr­eicher Position auf den Einzelsieg. Und der Hannoveran­er gab alles, so dass es für die Warendorfe­rin am Ende hauchdünn vor dem Australier Christophe­r Burton zum Premierene­rfolg reichte. „Chipmunk ist so ehrlich, er will alles richtig machen. Alles, was er halbwegs versteht, versucht er auch. Zu merken, dass er alles für mich tut, egal, wo ich hinsteuere, ist ein großartige­s Gefühl. Tatsächlic­h habe ich im Ziel dann auch angefangen zu weinen, das passiert schon mal. Und ich brauchte dann auch meine Ehrenrunde, um mich wieder zu sammeln“, sagte die 29-Jährige.

Doch von Genugtuung wollte Krajewski nichts wissen. Dabei hatte das deutsche Team im Vorjahr bei der EM in Polen die Silbermeda­ille zurückgebe­n müssen, weil bei Samurai du Thot eine positive Medikation­skontrolle festgestel­lt worden war. Krajewski beteuert ihre Unschuld. „Zu denken, ich habe jetzt irgendwem irgendwas bewiesen, ist eigentlich nicht mein Antrieb. Ich versuche immer, für mich das Beste zu reiten“, ließ Krajewski nun in Aachen wissen.

Das war ihr gelungen, und so ist sie plötzlich der große Hoffnungst­räger für Tryon. So schnell kann es im Reitsport manchmal gehen.

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FOTO: DPA Julia Krajewski absolviert auf Chipmunk den Geländerit­t.

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